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Wegen Fake-Konten 13.05.2022 22:57:00

Musk setzt Twitter-Übernahme "vorübergehend" aus: Twitter-Aktie stürzt letztlich tief

Musk setzt Twitter-Übernahme "vorübergehend" aus: Twitter-Aktie stürzt letztlich tief

Tech-Milliardär Elon Musk hat seinen Deal zum Kauf von Twitter am Freitag für vorläufig ausgesetzt erklärt. Er wolle erst Berechnungen dazu abwarten, dass Accounts, hinter denen keine echten Nutzer stecken, tatsächlich weniger als fünf Prozent ausmachen, schrieb Musk bei Twitter. Der Online-Dienst hatte diese Schätzung vor einigen Tagen in seinem ausführlichen Quartalsbericht veröffentlicht.

Twitter nannte für das erste Quartal die Zahl von 229 Millionen Nutzern, die der Dienst mit seinen Anzeigen erreichen kann. Eindeutig identifizierte Fake-Accounts zählt der Dienst in den Nutzerzahlen nicht mit. Twitter hatte zuletzt aber einräumen müssen, dass wegen eines Fehlers seit 2019 leicht überhöhte Nutzerzahlen gemeldet wurden. Die Abweichungen waren aber mit maximal knapp zwei Millionen Nutzern eher gering.

Dass auf der Plattform auch Fake-Accounts sind, dürfte keine Überraschung für Musk gewesen sein. Denn er hatte als eines seiner Ziele für den Twitter-Kauf erklärt, er wolle Profile, die etwa zum Versenden von Spam-Nachrichten eingesetzt werden, von der Plattform verbannen.

Ob Musk den Vorwurf, Twitter habe ungenaue Angaben zur Zahl der gefälschten Accounts gemacht, für einen Ausstieg aus dem Deal oder eine Absenkung seines Gebots nutzen könnte, ist unklar. Schließlich hatte er auf eine übliche Prüfung der Twitter-Bücher vor der Vereinbarung verzichtet.

Twitter und Musk vereinbarten zwar eine Strafe von jeweils einer Milliarde Dollar für den Fall, dass eine der Seiten den Deal aufkündigen sollte. Doch Experten gingen nicht davon aus, dass dies bedeutet, Musk könne sich einfach ohne Begründung umentscheiden und mit einer Milliarde Dollar aus dem Schneider sein.

Der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla hatte sich mit dem Twitter-Verwaltungsrat auf einen rund 44 Milliarden Dollar schweren Deal geeinigt. Er ist aber noch darauf angewiesen, dass ihm genug Aktionäre ihre Anteile abtreten wollen. Twitter und Musk wollten die Übernahme bislang bis Jahresende abschließen. Er kaufte in den vergangenen Monaten bereits einen Anteil von gut neun Prozent an Twitter an der Börse.

In den vergangenen Tagen zeichneten sich auch andere Probleme für den Deal ab. Musk wollte ursprünglich für rund zwölf Milliarden Dollar des Kaufpreises Kredite aufnehmen, die mit seinen Tesla-Aktie besichert wären. Aber nachdem der Kurs der Tesla-Aktie von zuvor rund 1000 Dollar auf nur noch 728 Dollar am Donnerstag abgesackt war, wurde dieser Plan zunehmend ungünstig für ihn. Der Finanzdienst Bloomberg berichtete am Donnerstag, Musk suche nach anderen Finanzierungswegen anstelle des mit Aktien besicherten Kredits. Die Tesla-Aktie kletterte im vorbörslichen Handel nach Musks Tweet in Richtung der Marke von 770 Dollar.

Musks Ankündigung wirft auch ein neues Licht auf radikale Schritte des Twitter-Chefs Parag Agrawal am Donnerstag. Er hatte den Produkt-Verantwortlichen und den für die Umsatzentwicklung zuständigen Top-Manager herausgedrängt sowie einen Einstellungsstopp verhängt.

Musk: Will Twitter immer noch übernehmen

Tech-Milliardär Elon Musk hat versichert, dass er weiter an Twitter interessiert sei, nachdem er den Kaufdeal zuvor einseitig auf Eis gelegt hatte. Er halte an den Übernahmeplänen fest, schrieb Musk ohne weitere Details am Freitag bei Twitter.

Twitter-Aktien stürzen ab

Die von Elon Musk vorübergehend ausgesetzte Übernahme von Twitter hat die Aktien des Online-Dienstes im frühen Handel am Freitag einbrechen lassen. An der New York Stock Exchange sackten die Papiere um mehr als zehn Prozent auf 40,40 US-Dollar ab. Sie fielen auf den tiefsten Stand seit Ende März, kurz vor dem Übernahmeangebot von Musk. Im vorbörslichen Handel waren Twitter sogar um bis zu 25 Prozent eingebrochen. Die zuletzt schwer gebeutelten Papiere von Tesla erholten sich dagegen um knapp fünf Prozent.

Musk hatte den Twitter-Aktionären bei einer Übernahme 54,20 Dollar je Aktie in Aussicht gestellt hatte. Allerdings war das Papier schon am Donnerstag mit gut 45 Dollar deutlich niedriger aus dem Handel gegangen - ein Zeichen der Skepsis von Investoren, ob Musk den Deal tatsächlich durchzieht.

Mit Blick auf den Kurseinbruch von Twitter könnte es für die Anteilseigner sogar noch schlimmer kommen. Bereits zu Wochenbeginn hatten die Analysten von Hindenburg Research gewarnt, dass der Chef des Elektroautobauers Tesla alle Trümpfe in der Hand halte, seitdem die Twitter-Führung seine Offerte nach anfänglichem Zögern akzeptiert habe. Falls Musk sein Angebot zurückzöge, würde die Twitter-Aktie wohl die Hälfte an Wert verlieren, so die Prognose der Experten. Am vergangenen Freitag hatte Twitter noch bei knapp 50 Dollar geschlossen. Behalten die Experten Recht, ergäbe sich ein Wert von rund 25 Dollar je Aktie. Zum Vergleich: Nach dem Übernahmeangebot von Musk sprang das durchschnittliche Kursziel von Analysten für die Twitter-Aktie auf gut 53 Dollar und damit auf das Niveau des von Musk unterbreiteten Kaufpreises.

Es sei abzusehen gewesen, dass die Übernahme von Twitter durch Musk eine "holprige Fahrt" werden würde, kommentierte Analystin Susannah Streeter von Hargreaves Landsdown. Die Zahl der tatsächlich aktiven Nutzer des Dienstes sei eine entscheidende Kennziffer zur Beurteilung der zukünftigen Erträge aus Werbung und bezahlten Abonnements. Auch dürfte die Frage gestellt werden, ob denn die Zahl der sogenannten Fake-Accounts, hinter denen keine echten Nutzer stehen, überhaupt der wahre Grund für Musks Zögern ist. Denn Musk habe mit Twitter eher die freie Meinungsäußerung fördern wollen als mit dem sozialen Netzwerk finanzielle Werte zu heben. Der Kaufpreis von 44 Milliarden US-Dollar sei hoch, und möglicherweise wolle das Unternehmen nun beim Preis zurückrudern.

Die Twitter-Aktie fiel nach Musks Tweet im vorbörslichen Handel rasch um fast ein Viertel. An der New York Stock Exchange sackten die Papiere dann zum Handelsende um 9,67 Prozent auf einen Schlusskurs von 40,72 US-Dollar ab.

Redaktion finanzen.net / AUSTIN (dpa-AFX)

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