Dividende deutlich erhöht |
20.02.2019 15:29:00
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MTU übertrifft 2018 eigene Prognosen - Aktie dennoch schwächer
An der Börse lösten die Nachrichten einen Kursrutsch aus. Nachdem die Aktie kurzzeitig Kurs auf ihr Rekordhoch vom Oktober genommen hatte, sackte sie nach Börsenstart um bis zu 6,58 Prozent in den Keller. Im weiteren Verlauf lag sie noch mit 4,23 Prozent im Minus bei 187,80 Euro. JPMorgan-Analyst David Perry bemängelte den aus seiner Sicht zu niedrigen freien Geldzufluss des Unternehmens. "Wir schauen eher auf die mittel- bis langfristige Kursentwicklung", kommentierte hingegen MTU-Chef Winkler die Kursreaktion. So hatte die MTU-Aktie zuvor seit Anfang Januar gut 40 Euro an Wert gewonnen.
Dank brummender Geschäfte mit neuen Antrieben, Ersatzteilen und Wartung steigerte MTU den Umsatz 2018 um 17 Prozent auf fast 4,6 Milliarden Euro, wie der Triebwerkshersteller am Mittwoch in München mitteilte. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) wuchs ebenfalls um 17 Prozent auf 671 Millionen Euro, nachdem der Vorstand zuletzt 660 Millionen Euro angepeilt hatte. Der Nettogewinn legte um gut ein Viertel auf 453 Millionen Euro zu. Die Aktionäre können sich auf eine von 2,30 auf 2,85 Euro je Aktie erhöhte Dividende freuen - mehr als von Analysten erwartet.
Das Unternehmen erntet inzwischen die Früchte seiner Investitionen aus früheren Jahren. Vor allem das Getriebefan-Triebwerk, das den Airbus-Mittelstreckenjet A320neo, den ursprünglich von Bombardier entwickelten Airbus A220 und die neuen Embraer-E2-Jets antreibt, erweist sich als Verkaufsschlager. MTU ist dabei Partner des US-Triebwerksbauers Pratt & Whitney, einer Tochter des Mischkonzerns United Technologies. Zudem betreibt MTU in München eine eigene Endfertigungslinie für das Triebwerk.
Allerdings sorgt der Getriebefan seit mehr als drei Jahren immer wieder für Negativschlagzeilen. Von Hitze- und Software-Problemen bis hin zu fehlerhaften Dichtungen reichten die Mängel. Die Dichtungen führten sogar zu vorübergehenden Flugverboten und einem vorübergehenden Auslieferungsstopp. Airbus geriet auch bei seinen Lieferplänen wiederholt in Verzug.
Winkler zufolge wird es noch länger dauern, bis die bestehenden Probleme an allen ausgelieferten Getriebefan-Antrieben behoben sind. 2019 sei dies nicht zu schaffen. Insgesamt lieferte MTU im vergangenen Jahr 125 Exemplare des Typs aus. Der Ausstoß soll weiter steigen, für 2020 hat das Unternehmen 250 Triebwerke im Auge. MTU fertigt bestimmte Teile wie Niederdruckturbine und Hochdruckverdichter für jeden der Antriebe und erledigt künftig 30 Prozent Endmontage. Der überwiegende Teil wird bei Pratt & Whitney in den USA zusammengebaut.
MTU ist an Entwicklung und Bau von Triebwerken etwa auch für Boeings Langstreckenjet 787 "Dreamliner", die modernisierte Boeing 777-X und den Kampfjet Eurofighter beteiligt. Auch viele Exemplare des weltgrößten Passagierjets A380 werden von Triebwerken mit MTU-Technik angetrieben. Airbus hatte vergangene Woche bekanntgegeben, die Produktion der A380 wegen fehlender Nachfrage im Jahr 2021 einzustellen. Der A380-Antrieb habe bei Ersatzteilen und Wartung für MTU aber nur eine untergeordnete Bedeutung, versicherten Winkler und Finanzchef Peter Kameritsch. Sie sehen sich bei ihren Zukunftsplänen von den gut laufenden Triebwerkstypen beflügelt.
Gespannt blickt die MTU-Führung in die USA, wo der Flugzeugbauer Boeing seit mehreren Jahren über die mögliche Entwicklung eines mittelgroßen Passagierjets spricht. Zusammen mit Pratt & Whitney würde MTU für den Flieger gern einen deutlich größeren Getriebefan entwickeln - mit 50 000 statt der bisherigen 35 000 Pfund Schub. Das New Midsize Airplane (NMA) mit dem inoffiziellen Namen "Boeing 797" soll die Lücke zwischen Mittelstrecken- und Großraumjets füllen. Boeing hatte die Entscheidung über den Bau des Jets zuletzt auf 2019 verschoben.
MTU peilt unterdessen für das laufende Jahr eine Umsatzsteigerung um rund drei Prozent auf 4,7 Milliarden Euro an. Der vergleichsweise geringe Anstieg liegt dem Unternehmen zufolge allerdings an einem Buchhaltungseffekt. Da bestimmte Wartungsaufträge für ein Gemeinschaftsunternehmen in China nicht mehr über die Wartungstochter MTU Hannover gebucht werden, fallen rund 300 Millionen Euro aus dem Konzernumsatz heraus.
Weil der Gewinn aus diesen Aufträgen aber weiterhin im operativen Gewinn enthalten ist, soll die bereinigte Ebit-Marge von zuletzt 14,7 Prozent auf 15,5 Prozent zulegen. Gemessen am Umsatzziel von 4,7 Milliarden Euro entspricht dies einem operativen Gewinn von gut 728 Millionen Euro und damit in etwa so viel wie von Analysten erwartet. Der bereinigte Nettogewinn soll dem Vorstand zufolge im gleichen Maß steigen.
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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