Moody's: Deutsche Banken müssen Kosten senken

"Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Banken gegenüber niedrigen Zinsen gerät zunehmend unter Druck, da die Zinssätze angesichts der anfälligen gesamtwirtschaftlichen Lage länger als bisher angenommen niedrig bleiben werden", schreibt Moody's.

Nach Aussage der Ratingagentur konnten die Banken in den vergangenen Jahren ihre Nettozinsmargen schützen, indem sie risikoarme und margenschwache Aktivitäten zurückfuhren und die Gebühren- und Provisionserträge steigerten. In Zukunft würden die Bemühungen zur Diversifizierung der Einnahmeströme nicht mehr ausreichen, um den Druck auf die Margen auszugleichen. Ein entscheidender Faktor werde daher die Fähigkeit der deutschen Banken sein, Kosten zu senken.

"Die deutschen Banken haben zwar schon einer lang anhaltenden Periode extrem niedriger Zinsen standgehalten, aber die Aussicht auf ein deutlich längeres Anhalten der Situation wird schwerer aufzufangen sein", sagte Analystin Andrea Wehmeier. "Die Corona-Pandemie könnte der Katalysator für ein aggressiveres Kostenmanagement der deutschen Banken sein, auch wenn sie in diesem Bereich bislang keine so gute Erfolgsbilanz vorweisen können."

Die Corona-Krise hat das Geschäftsumfeld für die deutschen Banken deutlich eingetrübt. Moody's rechnet für 2020 mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 6,7 Prozent, gefolgt von einer langsamen Erholung im nächsten Jahr, die aber den Verlust an Wirtschaftsleistung nicht vollständig wird ausgleichen können.

Eine schwächere Kreditnachfrage insbesondere durch Firmenkunden werde das Ertragspotenzial belasten, auch wenn die Risikoaufschläge in der klassischen Kreditvergabe vorübergehend gestiegen seien. Zwar würden die Maßnahmen der Bundesregierung zur Stützung der Wirtschaft die Folgen abmildern, die schwache Konjunktur und die steigende Arbeitslosigkeit dürften die Fähigkeit der Kreditnehmer zur Rückzahlung ihrer Kredite letztlich aber auf eine harte Probe stellen.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)