11.04.2014 11:49:00

Mittelstand und Immigranten zahlen die Rechnung für Spaniens Krise

Die Wirtschaftskrise hat in Spanien zum Verlust von vier Millionen Jobs und sinkenden Einkommen geführt. Die Rechnung gezahlt haben vor allem die Mittelschicht und Arbeits-Immigranten, sagte der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Spanien am Freitag in Wien. Soziale Unruhe zeichne sich zwar nicht ab, wohl aber tiefsitzender Unmut über die Korruption - an der sich dennoch wenig ändere.

Die Spanier würden mehrheitlich akzeptieren, dass sie bis 2007 über ihre Verhältnisse gelegt haben, schätzt Wirtschaftsdelegierter Michael Spalek. Wirklich weh tue ihnen aber das Gefühl, "die obere Schicht lebt in Saus und Braus", während die Mittelschicht nach Jobverlust und Einkommensrückgang auf das zweite Auto, die Privatschule für die Kinder oder auch das Altersheim für die Eltern verzichten muss.

Die Arbeitslosigkeit liegt inzwischen über 26 Prozent und wird nach Schätzung des IWF auch in den kommenden fünf Jahren nur auf etwa 22 Prozent sinken. Parallel dazu sind die Einkommen drastisch gesunken. Spalek kennt Firmen, wo die Mitarbeiter vor die Alternative gestellt wurden, auf 30 Prozent des Einkommens zu verzichten oder zu gehen. Selbst höchstqualifizierte Arbeitskräfte mit Berufserfahrung tun sich schwer, einen Arbeitsplatz zu finden.

Immerhin dürfte die Wirtschaftsleistung Spaniens heuer wieder wie vor der Krise auf gut 1.000 Mrd. Euro steigen, aber aufgrund der gestiegenen Effizienz gibt es nur mehr 16 Mio. Jobs bei 47 Mio. Einwohnern - vor der Krise waren es 20 Mio. Darunter leidet der Inlandskonsum, insbesondere der inländische Tourismus. Heute machen Spanier am ehesten Urlaub in ihrem Heimatdorf, drei Wochen am Strand können sie sich nicht leisten, sagt Spalek. Dafür sind die Unternehmen international gesehen wesentlich wettbewerbsfähiger geworden, die Exporte steigen.

Angetrieben wird die Wirtschaft des Landes von ausländischen Touristen und Exporten. Österreich ist mit rund 200 Unternehmen in Spanien vertreten, zu 90 Prozent sind es aber reine Vertriebsniederlassungen, schränkt Spalek ein. Die Österreicher hoffen zwar heuer auf mehr Geschäft in Spanien, Investitionen sind aber rar und mit mehr Jobs rechnen sie auch nicht.

Die österreichischen Exporte in das Land lagen 2013 bei knapp 2 Mrd. Euro und es gab ein kleines Handelsdefizit - vor der Krise waren es 3,3 Mrd. Euro an österreichischen Exporten mit einem großen Überschuss. Damals war Geld billig, in Spanien konnte "alles" verkauft werden - meist auf Pump, erinnert sich der Wirtschaftsdelegierte.

(Schluss) tsk/kre

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