29.01.2018 23:03:45
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Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zum Thema Automobilindustrie:
Regensburg (ots) - Die neueste Wendung im an Kurven bereits
reichen Diesel-Skandal führt zurück an den Ausgangspunkt: Es wird
getrickst und getäuscht. Eine Forschungsvereinigung der Auto-Lobby
soll Schadstofftests mit Affen und Menschen unternommen haben. Das
geschah aber nicht, um die gesundheitsschädlichen Folgen von
Stickstoffdioxid zu erforschen. Das Gas ist giftig. Das ist belegt.
Es macht krank und kann töten. Darum ging es den Wissenschaftlern der
von VW, Daimler und BMW gegründeten Europäischen
Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor
(EUGT) aber wohl nicht. Der Verdacht liegt nahe, dass sie Stoff für
eine Marketing-Kampagne liefern sollten, um zu zeigen, wie
ungefährlich "saubere" Diesel angeblich sind. Die Autohersteller
geben sich überaus empört. Daimler erklärte, man sei "entsetzt, was
da im Namen der deutschen Autoindustrie geschehen ist", man
distanziere sich - und es seien auch gewiss keine Autos des Konzerns
für die Studie eingesetzt worden. BMW distanzierte sich ebenfalls,
selbstverständlich. Und gegen Tierversuche sei man sowieso. Und ja,
man hätte das Projekt anhalten müssen. Mit etwas Verzögerung
reagierte schließlich auch Volkswagen und entschuldigte sich - für
das "Fehlverhalten Einzelner". Alle drei wollen nun untersuchen
lassen, wie es eigentlich dazu kommen konnte. Zweifel sind
angebracht, dass dahinter nur eine Vernebelungstaktik steckt. Denn
schon die bisherigen Enthüllungen um den Diesel-Skandal haben
gezeigt, dass sich Autohersteller nicht scheuen, ihre Welt zu
schönen: mit Abgastests im Labor, mit Thermofenstern, die mehr
Ausstoß im Winter zuließen, mit Bezeichnungen wie "Blue Efficiency".
Ein Vertreter des Verbands der Automobilindustrie behauptete gar,
"dass ein moderner Diesel in vielen Situationen sozusagen die Luft
reinigt". So dürfte nun, auch wenn im Vorstand der - mittlerweile
aufgelösten - EUGT hochrangige Manager der Autokonzerne saßen, die
Argumentation wie schon beim Diesel-Skandal lauten: Da ist leider gar
nichts bis in die Vorstandsetage vorgedrungen, damit war nur ein
bestimmter Kreis von Personen befasst. Womöglich ist es auch naiv zu
erwarten, dass Autobauer, die ihre Käufer über Jahre geblendet haben
und Heerscharen an Lobbyisten beschäftigen, auf einmal einsichtig
sind. Man kann durchaus der Meinung sein, dass die Elektromobilität
nicht der richtige Ansatz ist, um die Klimaprobleme unseres
massenhaften Straßenverkehrs zu lösen. Wenn Autos mit Strom aus
Braunkohle fahren, können sie umweltschädlicher sein als der
dreckigste Diesel. Die Alternative zu einer Quote für E-Autos müssten
dann aber strengere allgemeine Abgasvorschriften sein. Dagegen wehrt
sich die Industrie jedoch bislang erfolgreich - und wird von etlichen
deutschen Politikern dabei unterstützt. Das war zuletzt bei der
Diskussion über Einsparvorgaben der EU-Kommission beim CO2 zu
beobachten. Ähnlich war es bei dem monatelangen Ringen um jedes
winzige Zugeständnis vor dem Diesel-Gipfel mit der Bundesregierung.
Umso wichtiger wäre es, dass die Politik den Einfluss von
Autoherstellern und ihren Lobby-Vertretern stark einschränkt. Die
Situation stinkt zum Himmel. Die deutsche Politik fördert eine
Branche, die Milliarden in die Entwicklung von SUVs steckt, statt wie
die japanische Konkurrenz massentaugliche Hybridautos zu bauen.
Gleichzeitig wohnen in deutschen Großstädten Menschen an Straßen mit
einer Umweltbelastung, der weder Affen noch Menschen in den nun so
kritisierten Versuchsreihen ausgesetzt waren.
OTS: Mittelbayerische Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/62544 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62544.rss2
Pressekontakt: Mittelbayerische Zeitung Redaktion Telefon: +49 941 / 207 6023 nachrichten@mittelbayerische.de
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