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16.12.2014 21:42:59

Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Pakistan/Pegida: Gegengift von Sebastian Heinrich

Regensburg (ots) - Zwei Terrorakte in zwei Tagen schrecken die Welt auf. Beide Male sind die Täter Islamisten. Deswegen werden diese Taten die "Islamkritiker" von "Hogesa" bis "Pegida" bestärken in ihrem Glauben, dass "der Islam" eine Gefahr sei für "das Abendland". Dabei sind die Opfer in Pakistan wohl ausschließlich Muslime. So wie die überwältigende Mehrheit der Opfer des "Islamischen Staats". Und so wie die meisten der Menschen, die im Wochentakt in Pakistan, Afghanistan, im Irak sterben - bei Attentaten, die hierzulande nur als kurze Meldung auftauchen. Islamistische Terroristen töten vor allem Muslime. Bei der Tat in Australien ist nach wie vor nicht klar, inwieweit der Geiselnehmer einer Terrororganisation angehört hat. Trotzdem erinnert die Geiselnahme von Sydney Deutschland wieder daran, dass Terror keine Grenzen kennt - und sie wirft wieder die Frage auf: Was passiert, wenn ein islamistischer Anschlag eines Tages Deutschland trifft? Das politische Klima dieser Tage lässt Schlimmes befürchten. Immer mehr Menschen gehen auf die Straße gegen die "Islamisierung", die nicht mehr ist als ein aufgeblasenes Schreckgespenst. Rund sechs Prozent der deutschen Bevölkerung sind Muslime. Der Durchschnittsdeutsche glaubt laut einer Umfrage der Meinungsforscher von "Ipsos Mori" aber, es seien zwanzig Prozent. Diese überzogene Angst ist fruchtbarer Boden für Ausgrenzung und Hass. Sie entsteht, weil Menschen unterschiedlicher Herkunft allzuoft in Parallelwelten leben - die entstanden sind, weil Deutschland Generationen von Einwanderern als "Gastarbeiter" betrachtet hat und nicht als Teil dieses Landes. Das einzige Gegengift ist die Begegnung. Das klingt nach Wohlfühl-Sonntagsrede - aber wenn Politik und Gesellschaft dieses Prinzip mit Leben füllen, wirkt es. Wer muslimische Kollegen, Mitspieler im Fußballverein, Freunde hat, wird die Angst vor "dem Islam" verlieren. Und Menschen kennenlernen, die Terrorismus nicht nur dann aufschreckt, wenn er hierzulande auf der Titelseite landet.

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Pressekontakt: Mittelbayerische Zeitung Redaktion Telefon: +49 941 / 207 6023 nachrichten@mittelbayerische.de

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