13.03.2019 22:07:42
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Mittelbayerische Zeitung: Kanzlerin ohne Dämmerung Von Reinhard Zweigler
Regensburg (ots) - Der mit allen politischen Wassern gewaschene
Alexander Dobrindt zeigt trotzig in Richtung SPD. Die
Sozialdemokraten sollten gefälligst raus aus ihrer Sinnkrise und rein
in den Regierungsmodus kommen. Allerdings vertauscht der Chef der
CSU-Landesgruppe im Bundestag bei seiner wohlfeilen Aufforderung
Ursache und Wirkung. Es sind diesmal nicht die Nahles, Scholz und
Co., die ein Jahr nach Amtsantritt der jetzigen Regierung eine
Kanzlerinnen-Dämmerung heraufbeschwören, sondern die Szenarien für
einen Abgang von Angela Merkel kommen aus der Union selbst. Offiziell
will man von dem Thema zwar nichts wissen, doch hinter vorgehaltener
Hand und in internen Runden wird in Unionskreisen derzeit heftig
gestritten. Wäre es nicht besser, wenn die neue CDU-Vorsitzende
Annegret Kramp-Karrenbauer schon bald als Chefin ins Kanzleramt
einziehen würde, um mit dem Pfund des Regierungsamtes im Rücken 2021
oder wann immer gewählt werden wird - als Unionsspitzenkandidatin in den Wahlkampf zu ziehen? Ein solches Argument hat einiges für sich. Helmut Kohl etwa konnte nach dem für ihn erfolgreichen Misstrauensvotum Anfang der 80er Jahre die folgende Bundestagswahl klar gewinnen. Der Kanzlerbonus zog. Warum sollte das knapp vierzig Jahre später anders sein? Doch so einfach geht der Wechsel an der Regierungsspitze nicht. Ein Problem ist etwa, dass Angela Merkel gar nicht daran denkt, nach bislang 13 Regierungsjahren vorzeitig in Rente zu gehen. Obwohl sie in diesem Jahr das 65 Lebensjahr erreicht. Die Nur-noch-Kanzlerin scheint vielmehr, ihre neugewonnene politische Unabhängigkeit - von der eigenen Partei und von der Union insgesamt
in vollen Zügen zu genießen. Maxime ihres Regierens sind die Festlegungen des schwarz-roten Koalitionsvertrages, weniger oder gar nicht die Beschlüsse von CDU-Parteitagen. Die im Dezember nur knapp zur Partei-Chefin gewählte Kramp-Karrenbauer macht gerade die bittere Erkenntnis, dass sie eine Königin ohne wirkliche Macht ist. Sie verfügt jedenfalls über keine brauchbaren Mittel, um Merkel von der Regierungsspitze zu verdrängen. Sie hat zudem weder ein Bundestagsmandat noch ein Regierungsamt. Merkel indes hat weiterhin alle Fäden in der Hand. Und bemerkenswerterweise ist im Machtpoker der Union die SPD die stärkste Verbündete der Bundeskanzlerin. Solange die Sozialdemokraten Merkel die Gefolgschaft nicht aufkündigen, wird sie Kanzlerin bleiben. Andererseits hat man in der SPD auch keinerlei Interesse daran, mit AKK eine neue Regierungschefin mitzuwählen, gegen die dann ein oder ein SPD-Kanzlerkandidat antreten müsste. Selbst wenn Angela Merkel schon bald von sich aus den Kanzlerinnenjob aufgeben sollte, würde das nicht automatisch zu einer Regierungschefin Kramp-Karrenbauer führen, sondern eher zu vorzeitigen Neuwahlen. Oder vielleicht doch zu erneuten Verhandlungen über ein Jamaika-Bündnis. FDP-Chef Christian Lindner, der vor allem wegen der Person Merkel im November 2017 die Gespräche mit Union und Grünen platzen ließ, rührt bereits heftig die Werbetrommel für einen Jamaika-Neuversuch. Die Crux an einem solchen Szenarium ist freilich, dass sich Geschichte nicht so einfach wiederholt. Die Grünen etwa können heute vor Kraft kaum laufen. Themen wie der Klimaschutz, der Kampf gegen das Artensterben oder gesündere Ernährung haben ihnen gehörigen Zulauf und Wählerzustimmung beschert. Habeck, Baerbock, Hofreiter und Co. würden heute wahrscheinlich eher auf vorgezogene Neuwahlen setzen, denn auf einen neuen Jamaika-Aufguss. Hinzu kommt, dass sich SPD und Grüne, beide auf pragmatischem Linksschwenk, wieder leicht annähern.
oder wann immer gewählt werden wird - als Unionsspitzenkandidatin in den Wahlkampf zu ziehen? Ein solches Argument hat einiges für sich. Helmut Kohl etwa konnte nach dem für ihn erfolgreichen Misstrauensvotum Anfang der 80er Jahre die folgende Bundestagswahl klar gewinnen. Der Kanzlerbonus zog. Warum sollte das knapp vierzig Jahre später anders sein? Doch so einfach geht der Wechsel an der Regierungsspitze nicht. Ein Problem ist etwa, dass Angela Merkel gar nicht daran denkt, nach bislang 13 Regierungsjahren vorzeitig in Rente zu gehen. Obwohl sie in diesem Jahr das 65 Lebensjahr erreicht. Die Nur-noch-Kanzlerin scheint vielmehr, ihre neugewonnene politische Unabhängigkeit - von der eigenen Partei und von der Union insgesamt
in vollen Zügen zu genießen. Maxime ihres Regierens sind die Festlegungen des schwarz-roten Koalitionsvertrages, weniger oder gar nicht die Beschlüsse von CDU-Parteitagen. Die im Dezember nur knapp zur Partei-Chefin gewählte Kramp-Karrenbauer macht gerade die bittere Erkenntnis, dass sie eine Königin ohne wirkliche Macht ist. Sie verfügt jedenfalls über keine brauchbaren Mittel, um Merkel von der Regierungsspitze zu verdrängen. Sie hat zudem weder ein Bundestagsmandat noch ein Regierungsamt. Merkel indes hat weiterhin alle Fäden in der Hand. Und bemerkenswerterweise ist im Machtpoker der Union die SPD die stärkste Verbündete der Bundeskanzlerin. Solange die Sozialdemokraten Merkel die Gefolgschaft nicht aufkündigen, wird sie Kanzlerin bleiben. Andererseits hat man in der SPD auch keinerlei Interesse daran, mit AKK eine neue Regierungschefin mitzuwählen, gegen die dann ein oder ein SPD-Kanzlerkandidat antreten müsste. Selbst wenn Angela Merkel schon bald von sich aus den Kanzlerinnenjob aufgeben sollte, würde das nicht automatisch zu einer Regierungschefin Kramp-Karrenbauer führen, sondern eher zu vorzeitigen Neuwahlen. Oder vielleicht doch zu erneuten Verhandlungen über ein Jamaika-Bündnis. FDP-Chef Christian Lindner, der vor allem wegen der Person Merkel im November 2017 die Gespräche mit Union und Grünen platzen ließ, rührt bereits heftig die Werbetrommel für einen Jamaika-Neuversuch. Die Crux an einem solchen Szenarium ist freilich, dass sich Geschichte nicht so einfach wiederholt. Die Grünen etwa können heute vor Kraft kaum laufen. Themen wie der Klimaschutz, der Kampf gegen das Artensterben oder gesündere Ernährung haben ihnen gehörigen Zulauf und Wählerzustimmung beschert. Habeck, Baerbock, Hofreiter und Co. würden heute wahrscheinlich eher auf vorgezogene Neuwahlen setzen, denn auf einen neuen Jamaika-Aufguss. Hinzu kommt, dass sich SPD und Grüne, beide auf pragmatischem Linksschwenk, wieder leicht annähern.
OTS: Mittelbayerische Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/62544 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62544.rss2
Pressekontakt: Mittelbayerische Zeitung Redaktion Telefon: +49 941 / 207 6023 nachrichten@mittelbayerische.de
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