19.01.2014 21:39:59
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Mittelbayerische Zeitung: Gelber Engel mit hässlicher Delle - Der aktuelle Skandal zeigt: Deutschlands größter Automobilclub hat dringend eine Generalreparatur nötig. Von Reinhard Zweigler
Regensburg (ots) - Der 100 Jahre alte Allgemeine Deutsche
Automobil-Club, den jeder nur kurz ADAC nennt, ist in Deutschland
nahezu eine moralische Instanz. Das Vertrauen in den
Mitglieder-Giganten ist ungebrochen. Vor allem die "Gelben Engel",
die Kraftfahrer aus Pannen retten, sind legendär, beliebt, geachtet.
Doch dieses tolle Image gerät nun ins Wanken. Der glänzende Lack des
ADAC hat eine hässliche Delle bekommen. Jetzt wurde bekannt, dass in
der Spitze des honorigen Clubs offenbar geschönt, gefälscht, gelogen
wurde. Bei seinem, bei den Autoherstellern sehr begehrten Autopreis
"Gelber Engel" wurde kräftig manipuliert. Die Anzahl der Leser, die
für ihr liebstes Auto gestimmt haben, wurde teilweise um das
Zehnfache in die Höhe getrieben, etwa von knapp 3400 auf 34 000.
Wurde der deutsche Bestseller Golf vom ADAC also an die Spitze der
beliebtesten Fahrzeuge getrickst? Ein Skandal. Jede einzelne Stimme,
die Leser des Club-eigenen, auflagenstarken Magazins "Motorwelt",
abgaben, wurde dadurch entwertet. Und die Frage drängt sich auf, ob
diese Umfrage, deren Ergebnis mit viel Tamtam vor ausgewählten Gästen
verkündet wird, überhaupt noch zeitgemäß ist. Welches das beliebteste
Auto in Deutschland ist, kann mit einem einzigen Blick in die
Zulassungsstatistik ermittelt werden. Noch läuft die Überprüfung der
Zahlen in München, doch der schwere Verdacht tut sich auf, dass auch
bei vorangegangen Verleihungen manipuliert wurde. Der
Beliebtheits-Preis selbst ist dadurch schwer ramponiert worden - und
der ADAC ist blamiert. Dass der selbstherrliche Kommunikationschef
Michael Ramstetten nun zurückgetreten ist, kann aber nur ein Anfang
sein. Dies darf nicht die einzige Folge der Lügengeschichte bleiben.
Wer im Präsidium des Autoclubs hat von den Zahlenmanipulationen
gewusst? Seit wie vielen Jahren wird so gefälscht? Haben etwa
Autokonzerne Einfluss auf die Wertungen ausgeübt? Mit dem Auffliegen
der Fälschungen wird auch der Blick hinter die Fassade des
ehrenwerten Automobilclubs frei. Der ADAC ist nämlich nicht nur ein
verlässlicher Helfer bei Widrigkeiten des automobilen Lebens, sondern
auch ein prosperierendes Unternehmen, das mit Versicherungen, als
Reiseunternehmen und als Rennsportveranstalter ordentlich Kasse
macht. Und er ist zugleich einer der einflussreichsten
Auto-Lobbyisten in Deutschland. Allerdings kein sonderlich
demokratisch aufgestellter. Mit Kritikern in den eigenen Reihen wird
oft rüde umgegangen. Eine wirkliche politische Willensbildung findet,
wenn überhaupt, hinter verschlossenen Türen statt. Mancher
ADAC-Funktionär fühlt sich gewissermaßen als heimlicher
Verkehrsminister. Während ADAC-Präsident Peter Meyer etwa gegen eine
Pkw-Maut für Ausländer und für die Erhöhung der Mineralölsteuer
trommelt, wird beides von einer Mehrheit der ADAC-Mitglieder anders
gesehen. Die vielen Millionen Mitglieder des Clubs haben ein Anrecht
auf stichhaltige Antworten der ADAC-Spitze. Ebenso die fleißigen
ADAC-Mitarbeiter, von denen viele über vier Millionen Mal pro Jahr
als "gelbe Engel" bei Pannen aus der Patsche helfen. Deutschlands
größter Automobilclub hat dringend eine Generalreparatur nötig.
OTS: Mittelbayerische Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/pm/62544 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62544.rss2
Pressekontakt: Mittelbayerische Zeitung Redaktion Telefon: +49 941 / 207 6023 nachrichten@mittelbayerische.de
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