18.12.2014 20:52:58
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Mittelbayerische Zeitung: Gefährlicher Präzedenzfall
Man kann darüber streiten, ob die Tötung eines Staatsoberhaupts Stoff sein sollte für eine Komödie. Geschmacklosigkeit rechtfertigt aber keine Erpressung, weder per Datenklau noch als Gewaltandrohung. Der Rückzug des Sony-Streifens "The Interview" schafft einen gefährlichen Präzedenzfall. Wo heute Nordkorea triumphiert, könnten morgen der Iran oder China dem Westen missliebige Debatten untersagen. Wer sich an Charlie Chaplins Hitler-Satire "Der große Diktator" von 1940 erinnert, den muss das aktuelle Einknicken Hollywoods traurig stimmen. Digitalisierung und globale Vernetzung machen westliche Firmen heute weit verwundbarer als im 20. Jahrhundert. Dass Nordkorea ernsthaft plante, in den USA einen Terrorakt auszuführen, darf zwar bezweifelt werden. Privatwirtschaftliche Unternehmen sind aber auch virtuell angreifbarer als ein abgeschotteter Staat, der seinen Bürger kein Internet gönnt. Sie leben von einem positiven Image, der Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter und dem Gefühl, dass Kunden ihre Produkte in Sicherheit nutzen können. Pjöngjang dagegen braucht Konflikte, um innere Geschlossenheit zu erzeugen. Das ist ein Grundzug autoritärer Regimes, der so wenig verschwinden wird wie die Angreifbarkeit des Internets. Wenn der Westen seine Freiheit nicht scheibchenweise opfern will, tut er gut daran, Produkte wie "The Interview" nicht zu verstecken. Wie private Firmen darin bestärkt werden können, ist bislang offen.
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