12.12.2014 08:00:00

Missernte bei Hasselnüssen: Kein Engpass, aber hohe Preissteigerungen

Schlechtes Wetter in den wesentlichen Anbauländern Türkei und Italien hat zu einer Missernte bei Hasselnüssen geführt. Die österreichischen Konsumenten stehen im Gegensatz zu den Deutschen zwar nicht vor leeren Supermarkt-Regalen, werden die Preissteigerungen aber bei beliebten heimischen Süßigkeiten bemerken. Der Waffelkonzern Manner werde die Preise erhöhen, hieß es auf APA-Anfrage.

"Der Preis für Haselnüsse hat sich nahezu verdoppelt und liegt nun ungefähr bei 12 Euro pro Kilo. Auf diesem hohen Niveau und weil es auch keine kurzfristige Sache ist, wird es ohne Preiserhöhungen nicht gehen", sagte Manner-Sprecherin Gabriele Liebl. Einen genauen Zeitpunkt für eine Preiserhöhung könne sie aber noch nicht präzisieren.

Das Salzburger Unternehmen Bio-Nahrungsmittel fühlt jährlich über 200 Tonnen Haselnüsse für Handelspartner in Deutschland und Österreich ab und kennt daher die Situation der Haselnüsse sehr genau. In der Türkei hat ein starker Frost im März einen großen Teil der Ernte vernichtet, innerhalb weniger Stunden erfroren unzählige junge Blüten an den Haselnusssträuchern am Schwarzen Meer. In Italien hat eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit in der Blütezeit im März, April dafür gesorgt, dass die Bestäubung nicht funktioniert hat und es kam zu Ernteausfällen von 35 bis 45 Prozent. Dies hätte sich noch einmal speziell auf den Bio-Bereich ausgewirkt, da Bauern zur Steigerung der Effizienz sicherheitshalber Pestizide eingesetzt haben.

"Wir haben uns rechtzeitig eingedeckt, aber der Ertrag mit den Haselnüssen ist deutlich geringer als in den letzten Jahren, man kann von einem Nullsummenspiel sprechen", hieß es aus der Einkaufsabteilung der Salzburger Firma. Wenn sie jetzt Großaufträge erhalten würde, seien diese nur zu sehr, sehr hohen Preisen erfüllbar.

Das Wetter hat heuer aber nicht nur den Haselnuss-Anbauern einen Strich durch die Rechnung gemacht, die Kombination von Wetterereignissen quer durch den mediterranen Raum, wie Frost und Feuchtigkeit im Frühling und Hitze in der Türkei im Spätsommer, hat die Ernteausbeute auch bei Mandeln, Marillen oder Feigen verschlechtert. Bei Marillen waren es mit 95 Prozent Ernteausfall das definitiv schlechteste Jahr. Bei den Haselnüssen war es eines der schlechtesten Jahren der letzten Jahre, beim Preis habe es aber noch nie so eine schlechte Situation geben, hieß es vom Salzburger Unternehmen Bio-Nahrungsmittel. Durch die große Nachfrage nach Rohstoffen komme es dann zu hohen Preisen.

Ein APA-Rundruf bei den großen österreichischen Handelsketten Spar, Rewe und Hofer hat ergeben, dass es in den heimischen Regalen keinen Engpass gibt und es wird auch nicht von höheren Preisen gesprochen.

Anders ist die Situation in Deutschland, das so viele Haselnüsse aus der Türkei importiert wie kein anderes Land. "Während wir den Engpass vor gut einem halben Jahr noch nicht gespürt haben, macht sich dieser nun aufgrund der gestiegenen Nachfrage zur Weihnachtszeit bemerkbar", sagte Claudia Koalenzki von dem Backzutaten-Spezialisten Dr. Oetker. "Die Situation bei den Haselnüssen ist in diesem Jahr sehr angespannt", so auch Solveig Schneider, Sprecherin des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI).

Den befürchteten Nutella-Notstand gab es zwar bisher nicht - obwohl Ferrero als Nuss-Verarbeiter stark betroffen ist. Die hohen Preise für die Nüsse werden sich nach Einschätzung von Branchenexperten aber früher oder später auf die Verkaufpreise auswirken. Ferrero bestimme aufgrund seiner Monopolstellung auch wesentlich die Einkaufspreise.

Beim deutschen Schokoladenhersteller Ritter Sport trifft der Haselnuss-Engpass ausgerechnet den Verkaufsschlager Nummer eins: Die Voll-Nuss-Schokolade des Unternehmens besteht zu fast einem Viertel aus ganzen Haselnüssen - und die sind durch das knappe Angebot extrem teuer geworden. "Ein Kilo Haselnüsse kostet nun 12,50 Euro, vorher weniger als die Hälfte", sagte eine Sprecherin. Da alle Tafeln im Handel zum gleichen Preis verkauft werden, muss Ritter Sport kräftige Einbußen hinnehmen. "An einer Vollnusstafel verdienen wir seit dem Haselnusspreisanstieg pro Tafel nichts mehr."

Die Deutschen können auch nicht auf den Onlinehandel ausweichen: Bei Amazon liegt die Lieferzeit für gemahlene Haselnüsse derzeit zum Teil bei drei bis fünf Wochen - dann ist Weihnachten vorbei.

(Schluss) sab/ggr

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