16.10.2016 14:47:40

Ministerpräsident Weil: Flüchtlingsintegration in den Arbeitsmarkt dauert länger

HANNOVER (dpa-AFX) - Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt dürfte nach Ansicht von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil länger dauern als bisher erhofft. "Es ist deutlich erkennbar, dass die Integration in den Arbeitsmarkt mehr Zeit in Anspruch nehmen wird als man vielleicht vor einem Jahr noch geglaubt hat; in vielen Fällen muss man wohl mit sechs Jahren rechnen", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Die Integration in den Arbeitsmarkt sei der Bereich, bei dem er am wenigsten zufrieden sei, betonte der niedersächsische Regierungschef.

"Ein Jahr intensive Sprachförderung, ein Jahr Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt über entsprechende Maßnahmen, drei Jahre berufliche Qualifizierung, und dann wird es Menschen geben, die brauchen aus diesem oder jenem Grund mehr Zeit - und dann ist man mit sechs Jahren realistisch dabei", sagte Weil. Auf einer ersten Stufe müsste es Sprachförderung für alle geben. Nötig seien aber auch "vermehrte Vermittlung unserer Werte, aber auch eine Kompetenzfeststellung, so dass dann anschließend alle in die jeweils passenden Maßnahmen eingegliedert werden können."

Mangelnde Schulbildung und fehlende formale Qualifikationen gelten auch aus Sicht vieler Unternehmen als größte Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Im Vorjahr waren rund 100 000 Flüchtlinge nach Niedersachsen gekommen. Weil kritisierte erneut, dass es für sie je nach Herkunftsland oft sehr schwierig sei, Sprachkurse oder andere Qualifizierungsmaßnahmen zu erhalten. Das System differenziere sehr stark zwischen Menschen mit und ohne Bleibeperspektive. Zwar landeten diejenigen Menschen mit guten Chancen auf ein erfolgreiches Asylverfahren sehr schnell in Sprachkursen. Doch davon profitierten nur 50 bis 60 Prozent.

"Wir bauen auf eine sehr umfangreiche Sprachförderung für Erwachsene in Niedersachsen, die mehr als 30 000 Menschen erreichen soll", sagte Weil. "Das ist leider auch notwendig, weil der Bund sich - für mich unverständlicherweise - nach wie vor darauf beschränkt, nur etwa die Hälfte der betroffenen Flüchtlinge in seine Sprachförderung aufzunehmen." Tatsächlich sei es aber so, dass alle Sprachförderung brauchen. Zur Integration der Flüchtlinge wollten die Arbeitsagenturen und Jobcenter in Niedersachsen und Bremen in diesem Jahr rund 400 neue Stellen schaffen und Kompetenzteams einrichten./rek/DP/he

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