14.11.2015 10:03:45
|
Mindestens 120 Tote bei Anschlagserie in Paris
PARIS (AFP)--Es ist der schlimmste Anschlag in der Geschichte Frankreichs: Bei einer Anschlagsserie in Paris sind am Freitagabend mindestens 120 Menschen getötet worden. Alleine bei einem Angriff auf eine ausverkaufte Konzerthalle gab es nach Polizeiangaben etwa hundert Todesopfer. Präsident François Hollande sprach von "Terrorangriffen von einem bisher nie dagewesenen Ausmaß", verhängte den Ausnahmezustand für ganz Frankreich und mobilisierte das Militär.
Die Attentäter griffen fast zeitgleich an mindestens sechs verschiedene Orte in der französischen Hauptstadt an. Der verheerendste Angriff wurde auf die Konzerthalle Bataclan in der Pariser Innenstadt verübt, in der 1.500 Menschen ein Rockkonzert besuchten. Kurz nach Mitternacht stürmten Einsatzkräfte der Polizei den Saal, in dem die schwer bewaffneten Angreifer Geiseln genommen und wahllos in die Menge geschossen hatten.
Ein Augenzeuge berichtete, die Angreifer hätten "Allah Akbar" (Gott ist groß) gerufen und "voll in die Menge geschossen". Alle vier Attentäter starben beim Zugriff der Polizei. Wie die Polizei mitteilte, töteten sich drei von ihnen selbst, indem sie Sprengstoffgürtel zündeten.
In der Nähe des Fußballstadions Stade de France im Norden von Paris, wo gerade das Länderspiel Deutschland gegen Frankreich stattfand, ereigneten sich drei Explosionen, darunter ein Selbstmordanschlag. Insgesamt werden dort vier Menschen getötet, darunter drei Angreifer. Bei Schüssen auf die Terrasse eines Restaurants unweit des Bataclan werden 14 Menschen getötet. 18 Tote werden aus der Rue de Charonne gemeldet, bei Angriffen auf ein Café und ein japanisches Restaurant.
Neben den mindestens 120 Toten zählten die Ermittler bis zum frühen Samstagmorgen mehr als 200 Verletzte, darunter 80 Schwerverletzte. Damit ist die Anschlagsserie in Paris der schlimmste Anschlag in der französischen Geschichte und der schlimmste Anschlag in Europa seit dem 11. März 2004, als bei Bombenanschlägen auf Vorstadtzüge in Madrid 191 Menschen getötet worden waren.
Wer hinter der Anschlagsserie steckt, war zunächst unklar. Ein Augenzeuge sagte, die Attentäter im Bataclan hätten die Beteiligung Frankreichs an der US-geführten Militärkoalition gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak als Grund genannt. Das Bataclan liegt nur etwa 200 Meter von der früheren Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" entfernt, die im Januar von Islamisten angegriffen worden war. Seit den Anschlägen mit insgesamt 17 Toten herrscht im Großraum Paris bereits die höchste Terrorwarnstufe.
Hollande sagte am Abend in einer Fernsehansprache, er habe "alle nur möglichen Kräfte mobilisiert ", um die "Neutralisierung der Terroristen" zu erreichen und die betroffenen Stadtviertel zu sichern. Nach Angaben des Élysée-Palastes wurden 1.500 zusätzliche Soldaten mobilisiert, um die Sicherheitsvorkehrungen in der Hauptstadt zu verstärken. Bei einem Besuch am Bataclan kündigte Hollande einen "erbarmungslosen" Kampf gegen den Terrorismus an. Auch am frühen Samstagmorgen war indes nicht klar, ob weitere Angreifer oder Komplizen auf der Flucht waren, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Hollande war während des Fußballspiels aus dem Stadion in Sicherheit gebracht worden. Die Zuschauer wurden aus drei Ausgängen geleitet, nachdem zuvor hunderte Menschen voller Angst auf dem Spielfeld ausgeharrt hatten.
Bürgermeisterin Anne Hidalgo und die Polizei forderten alle Pariser auf, zu Hause zu bleiben. Am Samstag bleiben Schulen, Universitäten und andere öffentliche Einrichtungen geschlossen.
Nach Angaben von Ermittlern starben acht Attentäter - sieben von ihnen töteten sich selbst. Hollande berief für Samstagmorgen den Verteidigungsrat ein und sagte seine Teilnahme am G20-Gipfel ab, der am Sonntag im türkischen Antalya beginnt.
DJG/ros
(END) Dow Jones Newswires
November 14, 2015 03:33 ET (08:33 GMT)- - 03 33 AM EST 11-14-15

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!