18.08.2015 16:45:48

Merkel reist zu deutsch-brasilianischen Kurz-Konsultationen

   Von Stefan Lange

   BERLIN (Dow Jones)--Inmitten innenpolitischer und wirtschaftlicher Turbulenzen in der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas reist Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch zu den ersten deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen nach Brasilia. Bei den Gesprächen in der brasilianischen Hauptstadt werden nach Angaben hochrangiger deutscher Regierungsvertreter Wirtschaftsthemen im Fokus stehen. Bemerkenswerte Abschlüsse sind allerdings nicht zu erwarten. Eine Wirtschaftsdelegation reist nicht mit, auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel bleibt zuhause.

   Merkel wird unter anderem von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) begleitet. Gabriel (SPD) wird durch seinen Staatssekretär Matthias Machnig vertreten.

Nur wenig Zeit Wegen der Sonderabstimmung des Bundestags zu den neuen Griechenland-Hilfen am Mittwochmorgen ist das ohnehin kurze Besuchsprogramm der Kanzlerin noch um einige Stunden eingedampft worden. Nach ihrer Ankunft am späten Mittwochabend ist nur ein Abendessen auf Einladung der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff geplant.

   Am Donnerstag steht ein Arbeitsfrühstück mit örtlichen Vertretern der deutschen Wirtschaft auf dem Programm. Anschließend soll es ein einstündiges Gespräch Merkels mit Präsidentin Rousseff geben. Noch vor dem Mittagessen finden die eigentlichen Regierungskonsultationen statt, bereits am Nachmittag fliegt Merkel nach Berlin zurück, wo sie am Freitagmorgen erwartet wird.

"Sehr wichtiger Partner" Die Regierungsvertreter in Berlin versuchten am Dienstag gleichwohl, dem Kurztrip etwas Würze zu verleihen. "Brasilien ist für uns ein sehr wichtiger Partner bei der Bewältigung internationaler und globaler Herausforderungen", erklärte ein ranghoher Diplomat. Dies sei unabhängig von "innenpolitischen Situationen", hieß es mit Blick auf Brasilien, in dem es unter anderem gerade heftige Proteste gegen die Politik von Präsidentin Rousseff gibt. In der deutschen Regierung hieß es dazu, Rousseff sei regulär gewählt und verfüge in beiden Kammern über eine Mehrheit.

   Die deutsche Zurückhaltung hat einen Grund: Brasilien verfügt über immense, noch immer nicht voll erschlossene Erdgas- und Rohölvorkommen. Das Land hat außerdem ein milliardenschweres Infrastruktur-Investitionsprogramm aufgelegt. Beides sind Felder, auf denen Deutschland gerne mitspielen würde.

   Doch bislang muten die deutsch-brasilianischen Beziehungen eher wie eine Einbahnstraße an. Das fünftgrößte Land der Erde ist Mitglied der G20 und Deutschlands wichtigster Handelspartner in Lateinamerika. Sao Paulo beispielsweise ist nach Angaben des Auswärtigen Amtes mit rund 900 deutsch-brasilianischen Unternehmen einer der größten Standorte der deutschen Wirtschaft weltweit.

Große Probleme In umgekehrter Richtung, von Brasilien nach Deutschland, ist wenig über wirtschaftlichen Austausch, über Wissenstransfer bekannt. Das soll sich nun auch auch durch die deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen ändern.

   Doch die Probleme sind gewaltig. Brasilien leidet unter einer extrem hohen Inflation von mehr als 9 Prozent. Der Konsum ist sehr schwach, die Industrieproduktion brach deutschen Angaben zufolge zuletzt um 6,3 Prozent ein. Der IWF sagt dem Land eine Rezession mit einem Minuswachstum von 1 Prozent voraus - kurzum: Die Brasilianische Wirtschaft ist "durchaus mit Herausforderungen beschäftigt", wie es in Regierungskreisen hieß.

   Kontakt zum Autor: stefan.lange@wsj.com

   DJG/stl/smh

   (END) Dow Jones Newswires

   August 18, 2015 10:15 ET (14:15 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 15 AM EDT 08-18-15

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!