Nettogewinn höher |
14.08.2013 17:30:00
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Mayr-Melnhof-Chef: "Jede Menge Zombie-Konkurrenten"
Für Europa, den Hauptmarkt von Mayr-Melnhof, fällt Hörmanseders Befund "recht nüchtern" aus. Das Verbrauchervertrauen sinke, und der Privatkonsum sei bestenfalls stagnierend, "aber dieser Befund macht uns nicht kleinmütig". Für die Branche bedeute das Schwankungen in den Auftragsbüchern, und weil das Wachstum ausbleibe führe die vorhandene Überkapazität von 5 bis 10 Prozent zu einem chronischen Preiswettbewerb, erklärte Hörmanseder. Verschlimmert wird die Situation "durch das von der EZB heftig bestrittene deflationäre Szenario". Durch die niedrigen Zinsen ohne Wirtschaftswachstum "stehen wir vor dem Phänomen, dass es jede Menge Zombie-Konkurrenten gibt. Bei einer Nullzins-Situation kann jeder, und wenn er noch so fußmarod ist, irgendwie mit überleben." Das sei möglich, "weil sie auf ihre Verbindlichkeiten, sie mögen auch turmhoch sein, keine Zinsen zahlen".
Die Umsatzerlöse der Mayr-Melnhof-Gruppe legten im Halbjahr im Jahresabstand um 0,7 Prozent auf 981,8 Millionen Euro zu. Sowohl in der Kartonproduktion (MM Karton) als auch bei der Faltschachtelfertigung (MM Packaging) sei die Auslastung hoch gewesen und es habe Mengensteigerungen gegenüber dem Vorjahr gegeben, erklärte Hörmanseder. Die Operating Margin war mit 7,9 Prozent etwas schlechter als im ersten Halbjahr 2012 (8,3 Prozent). Das lag laut Hörmanseder am geplanten zweiwöchigen Stillstand einer großen Maschine in Deutschland, die im Jänner umgebaut wurde. "Das ist eine ganze Menge Karton, die nicht produziert und nicht verkauft wurde und keinen Deckungsbeitrag geliefert hat." Obwohl das Bestellverhalten der Kunden extrem kurzfristig sei, habe man mit 99 Prozent praktisch Vollauslastung. "Wir konnten voll fahren, obwohl wir nie eine Visibilität von mehreren Wochen hatten."
Der Cashflow - "eine Größe, die uns immer noch sehr wichtig ist, auch wenn sie in der akademischen Lehre etwas unter die Räder gekommen ist" - betrug 100,2 Millionen Euro. Die Cash Earnings Marging von 10,2 Prozent bedeute: "Von 1.000 Euro Umsatz bleiben uns 100 Euro in der Kassa." Die Nettoliquidität betrug per Ende Juni 133,7 Mio. Euro, die Eigenkapitalausstattung lag bei 65 Prozent. Die Mitarbeiterzahl stieg im Jahresabstand von 8.836 auf 8.907.
Dass das Geschäft in Zukunft noch härter wird, "da habe ich gar keine Illusionen", sagte Hörmanseder. "Mit unseren Instrumenten können wir den lang erwarteten Silberstreif am Horizont nicht erkennen, es bleibt stark bewölkt." Man wolle jedoch die Marktanteile behaupten oder gar ausbauen. Für das dritte Quartal "rechnen wir mit Ergebniskontinuität". Nach dem ersten Halbjahr sei eine "Dividende, so wie sie war, sehr wahrscheinlich. Die Hälfte des Heus ist in der Scheune."
Für die Packaging-Sparte wäre eine Konsolidierung des europäischen Marktes gut, glaubt Hörmanseder - er erwarte sich aber keine große Entlastung aus dieser Richtung. "Die Konsolidierung kam bisher von uns, wir waren der große Konsolidierer in Europa." Man sei aber schon jetzt der größte Marktteilnehmer in Deutschland, daher wäre eine weitere Akquisition hier nicht sinnvoll. "Wenn daher ein zweiter käme, der diesen Weg der Konsolidierung ginge, wären wir sehr begeistert", sagte Hörmanseder.
Die MM Karton AG verkauft knapp 60 Prozent ihrer Produktion in Westeuropa, 26,5 Prozent in Osteuropa, 5,1 Prozent in Lateinamerika und 4,3 Prozent in Asien.
"Heute früh hat die MM Packaging eine Vereinbarung zur Übernahme von 65 Prozent der Anteile am Faltschachtel-Erzeuger Vidon in Vietnam unterzeichnet", berichtete Hörmanseder. Das Unternehmen habe seinen Sitz in der Stadt Ho Chi Minh (Saigon) und beschäftige 170 Leute. MM will dort die Kapazität und den Marktanteil erhöhen, "ich bin sicher, es wird eine sehr gute Sache". Diesem ersten Schritte könnte ein "kleiner zweiter" in den nächsten zwölf Monaten folgen.
Einer möglichen Expansion in China steht Hörmanseder skeptisch gegenüber. "China ist noch zu groß für uns", denn man könnte dort nicht mehr als zwei oder drei Prozent Marktanteil haben. "In zwei, drei Jahren gehe ich davon aus, dass das Eigenkapital um einige hundert Millionen größer ist, damit habe ich es leichter, mit einem größeren Kapitalanteil in einen größeren Markt zu gehen."
Im polnischen Bydgoszcz (Bromberg) hat Mayr-Melnhof einen neu errichteten Standort in Betrieb genommen. Das Werk sei "vom Tag eins voll ausgelastet", daher werde man weitere 10 Mio. Euro investieren um die Kapazität zu verdoppeln und die Erweiterung im 2. Quartal 2014 in Betrieb nehmen.
In der Türkei baut Mayr-Melnhof derzeit in Gaziantep (Ostanatolien) den vierten türkischen Standort. "Ich gehe davon aus, dass wir Mitte Dezember die ersten Produktionstests durchführen." Man wolle von dort lokale Kunden beliefern, aber auch internatonale Konsumgüterproduzenten, etwa im Libanon oder im Nordirak.
Im Juli hat MM eine Fabrik in Norwegen gekauft, in der Zellstoff für den eigenen Bedarf hergestellt wird. "Es sind 130.000 Tonnen, d.h., das ist nicht einer von den großen Giganten, von denen man immer liest", so Hörmanseder. Aber man müsse diese 130.000 Tonnen derzeit zukaufen und gehe in die Eigenversorgung. "In Norwegen haben wir ganz andere Stromkosten als in Europa, die Erzeugung ist sehr stromintensiv. Und wir haben andere Holzkosten als in Europa." Diese Akquisition sei daher strategisch wichtig.
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