12.03.2015 10:13:31

Massengeschäft hemmt Volkswagens Gewinnwachstum

   Von Hendrik Varnholt

   BERLIN (Dow Jones)-- Das Geschäft mit Autos für den Massenmarkt dämpft Volkswagens Gewinnentwicklung: Der weltweit zweitgrößte Autohersteller hat im vergangenen Jahr nur rund 23 Prozent des operativen Gewinns seiner Fahrzeugsparten mit Autos der Kernmarke Volkswagen erwirtschaftet - dabei war fast jedes zweite von dem Konzern ausgelieferte Fahrzeug ein von der Massenmarke produzierter Pkw. Daten aus dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht zeigen zudem, dass die im Konzernvergleich ohnehin niedrige Marge der Kernmarke weiter zurückging. Der Hersteller forciert deshalb die Sparbemühungen im Massengeschäft: Volkswagen will schon in diesem Jahr die Kosten um deutlich mehr als eine Milliarde Euro senken.

   Der Volkswagen-Konzern hatte Eckdaten über das Geschäft des vergangenen Jahres schon Ende Februar veröffentlicht. Wie das Unternehmen nun bestätigte, blieben Volkswagen konzernweit 6,3 Prozent des Umsatzes als Gewinn des laufenden Geschäfts. Die Marge verbesserte sich damit um rund 0,4 Prozentpunkte. Die Marke Volkswagen trug dazu aber deutlich weniger als im Vorjahr bei. Ihr operativer Gewinn schrumpfte von 2,89 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,48 Milliarden. Die Marge des laufenden Geschäfts der Marke ging damit von 2,9 auf 2,5 Prozent zurück.

   Volkswagen stand im Massengeschäft im vergangenen Jahr vor allem angesichts ungünstiger Bedingungen in vielen Ländern unter Druck: In Südamerika und Osteuropa war die Nachfrage in Anbetracht der dortigen Wirtschaftsentwicklung schwach. In den USA verfehlte VW den Geschmack vieler potenzieller Kunden. Weltweit verkaufte die Pkw-Marke Volkswagen deshalb nur noch 4,58 Millionen außerhalb Chinas produzierte Autos, nach 4,7 Millionen im Vorjahr. Der Umsatz der Sparte stieg dennoch leicht von 99,40 Milliarden auf 99,76 Milliarden Euro. Dazu trug offenkundig die Wechselkursentwicklung in der zweiten Hälfte des Jahres bei.

   Die Geschäfte von Volkswagens Premiummarken erwiesen sich als wesentlich stabiler. Audi steigerte den Absatz von 1,35 Millionen auf 1,44 Millionen Autos. Der Umsatz der Ingolstädter Marke erhöhte sich um 8 Prozent auf 53,79 Milliarden Euro. In der Folge war Audi trotz hoher Investitionen in neue Fahrzeuge und Fabriken abermals der mit Abstand wichtigste Gewinnbringer unter den Sparten des VW-Konzerns: Die Marke trug 5,15 Milliarden Euro zum operativen Gewinn des Konzerns bei, nach 5,03 Milliarden Euro im Vorjahr. Auch Porsche steigerte Absatz und Umsatz. Der operative Gewinn der Sportwagenmarke verbesserte sich von 2,58 Milliarden Euro auf 2,72 Milliarden Euro.

   Insgesamt erwirtschaftete der Volkswagen-Konzern wie schon vorab veröffentlicht einen operativen Jahresgewinn von 12,70 Milliarden Euro, nach 11,67 Milliarden Euro im Vorjahr. Das Unternehmen hatte die Gewinnentwicklung schon Ende Februar mit positiven "Volumen- und Mixeffekten" sowie niedrigeren Produktkosten begründet. "In einer Welt der Unsicherheit" stehe Volkswagen für "Verlässlichkeit und Substanz", zitierte Volkswagen am Donnerstag Vorstandschef Martin Winterkorn.

   Bei der Berechnung der Kennzahl des laufenden Geschäfts bleiben Volkswagens Aktivitäten in China allerdings zum großen Teil unberücksichtigt, weil der Konzern sie gemeinsam mit chinesischen Partnern betreibt. Die Joint Ventures trugen angesichts eines anteiligen operativen Ergebnisses von rund 5,2 Milliarden Euro nach 4,3 Milliarden Euro aber erheblich mehr als im Vorjahr zum Finanzergebnis bei.

   Volkswagens Nettogewinn erhöhte sich auch deshalb weit stärker als das Ergebnis des laufenden Geschäfts: Nach Steuern und Dritten verdiente der Konzern 10,85 Milliarden Euro und damit rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Aktionäre dürfen vor dem Hintergrund mit einer erheblich höheren Dividende rechnen. Die Konzernverantwortlichen wollen die Ausschüttung je Vorzugsaktie von 4,06 Euro im Vorjahr auf 4,86 Euro erhöhen. Inhaber von Stammaktien sollen für das Jahr 2014 je Papier 4,80 Euro erhalten, nach 4,00 Euro im Vorjahr.

   Auf weiteres Wachstum in China hofft Volkswagen auch für das angefangene Jahr. Der Konzern hatte Ende Februar aber auf "gedämpfte Wachstumsaussichten in Regionen außerhalb Chinas" hingewiesen. Auch bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag wies das Unternehmen auf ein "schwieriges Marktumfeld", einen "intensiven Wettbewerb", "volatile Zins- und Wechselkursverläufe" sowie "schwankende Rohstoffpreise" hin.

   Vor dem Hintergrund bestätigte das Unternehmen die Prognose, nach der der Konzernumsatz im Jahr 2015 um bis zu 4 Prozent und der Absatz moderat steigen sollen. Die operative Marge des Gesamtkonzerns soll dennoch in der Bandbreite von 5,5 bis 6,5 Prozent bleiben. Für die Pkw-Sparte geht Volkswagen von einer Gewinnspanne zwischen 6,0 und 7,0 Prozent aus. "Wir agieren damit bewusst ein Stück vorsichtiger", sagte Konzernchef Winterkorn laut Mitteilung. Ziel sei es gleichwohl, "sowohl beim Volumen als auch bei Umsatz und operativem Ergebnis erneut zuzulegen".

   Mittelfristig will Volkswagen auch im Massengeschäft wieder mehr Geld verdienen. Das Unternehmen hat sich vorgenommen, die Marge der Kernsparte bis zum Jahr 2018 auf 6 Prozent zu steigern. Die Aufgabe soll von Juli an der frühere BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess übernehmen. Insgesamt sieht Volkswagen bei der Kernmarke Kostensenkungspotenzial im Umfang von rund 5 Milliarden Euro.

   Die Verantwortlichen hätten mittlerweile Verbesserungschancen im Umfang von etwa der Hälfte der Summe ausgemacht, berichtete Volkswagen nun. Schon im angefangenen Jahr würden voraussichtlich Kostensenkungen von deutlich mehr als einer Milliarde Euro ergebniswirksam. Konzernchef Winterkorn will dazu unter anderem die Komplexität verringern: Vielfalt werde dort reduziert, wo sie keinen Mehrwert bringe, kündigte Volkswagen an.

   Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

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   March 12, 2015 05:00 ET (09:00 GMT)

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