Interpretationsspielraum |
22.06.2020 22:39:00
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Marktkapitalisierung: Tesla stellt selbst Toyota in den Schatten - teilweise
• Positionierung aber abhängig von Einbezug eigener Toyota-Aktien
• Keine zwei Meinungen im Hinblick auf Profitabilität und Absatz
"Tesla ist jetzt offiziell der wertvollste Autobauer der Welt!", hieß es in einem Tweet aus der vergangenen Woche, der einen Screenshot von Reddit zeigte, auf dem zu sehen war, dass Tesla in Sachen Marktkapitalisierung an dem bisherigen Rekordhalter, dem japanischen Konzern Toyota, vorbeigezogen ist.
Tesla is now officially the most valuable automaker of all the world!! Congrats!! 🎉🎉🚀 @elonmusk @tesla pic.twitter.com/BSovZVTGJ3
- Elon's World (@ElonsWorld) June 10, 2020
Doch so schnell sich diese Information verbreitete, so schnell fanden sich auch Kritiker dieses Narrativs: Denn ob Tesla in Sachen Marktkapitalisierung tatsächlich am wesentlich größeren und profitableren Konkurrenten Toyota vorbeigezogen ist, hängt tatsächlich von der Betrachtungsweise ab.
Mit oder ohne eigene Aktien?
Tatsächlich schaffte es die Tesla-Aktie am 10. Juni erstmals über die magische Marke von 1.000 US-Dollar, was das Unternehmen zeitweise bis auf einen Börsenwert von 187 Milliarden US-Dollar brachte. Während der Elektroautobauer die deutsche Konkurrenz damit deklassierte - BMW, Daimler und VW sind zusammen weniger wert als Tesla - , war es insbesondere der Blick nach Japan, der für Aufruhr im Autobauerland sorgte. Denn Toyota, bislang der mit Abstand wertvollste Autobauer der Welt, wurde ebenfalls von Elon Musks Tesla abgehängt - zumindest auf den ersten Blick.
Denn tatsächlich wird bei der Ermittlung der Marktkapitalisierung die Zahl der Aktien mit dem aktuellen Aktienkurs multipliziert - doch die Zahl der Aktien ist bei Toyota weniger einfach zu ermitteln, als bei dem Konkurrenten aus den USA. Denn Toyota gehört zu den Unternehmen, die immer wieder mit Aktienrückkäufen von sich Reden machen. Diese eingezogenen Anteile werden allerdings nicht zwangsläufig vernichtet. Tatsächlich hält der Autobauer Bloomberg zufolge 14 Prozent der eigenen Anteile, die allerdings nicht frei gehandelt werden. Zieht man diese Aktien von der Gesamtzahl der Toyota-Aktien ab, war der japanische Autobauer zum Zeitpunkt der Berechnung mit umgerechnet 175 Milliarden US-Dollar an der Börse tatsächlich weniger wert, als Tesla. Bezieht man die von Toyota zurückgekauften und selbst gehaltenen Aktien in die Rechnung aber mit ein, wendet sich das Blatt: Dann fehlen dem Elektroautobauer aus den USA noch rund 25 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung, um den japanischen Rivalen an der Börse zu überholen.
Welche Berechnungsgrundlage ist richtig?
Wer nun recht hat und ob Tesla Toyota in Sachen Börsenwert tatsächlich überholt hat, bleibt Ansichtssache. "Es ist Semantik", zitiert Bloomberg Nick Reece, Geldmanager bei Merk Investments. "Die Marktkapitalisierung kann auf verschiedene Arten definiert werden. Es hängt davon ab, was Sie erreichen wollen."
Michael Shaoul von Marketfield Asset Management tendiert gegenüber Bloomberg eher dazu, die eigens gehaltenen Anteile bei der Berechnung der Marktkapitalisierung nicht mit einzubeziehen, "solange man klarstellt, dass es sie gibt". In Hinblick auf die Bilanzierung hätten die Anteile "aber einen gewissen Wert", so der Experte weiter.
Fest steht: Tesla selbst hat kein Aktienrückkaufprogramm und hält auch keine eigenen Aktien. Größter Anteilseigner des Unternehmens ist Firmenchef Elon Musk, der 18,5 Prozent der Tesla-Aktien besitzt und sich zuletzt dank der starken Börsenperformance des Elektroautobauers die Option auf weitere 1,7 Millionen Tesla-Aktien gesichert hat.
Profitabilitätsvergleich unstrittig
Ein adäquater Vergleich beider Unternehmen in Sachen Börsenkapitalisierung ist vor diesem Hintergrund wohl von der Betrachtungsweise abhängig. Keine zwei Meinungen gibt es hingegen, wenn man die Geschäftsbilanzen beider Unternehmen näher betrachtet. Trotz Corona-Pandemie und damit verbundenen Produktionsstopps hat Toyota im abgelaufenen Geschäftsjahr 2,08 Billionen Yen, umgerechnet rund 18,6 Milliarden US-Dollar, verdient. Tesla schrieb trotz zuletzt überraschend positiver Gewinnzahlen in den vergangenen beiden Quartal im Gesamtjahr 2019 unterdessen einen Verlust von 862 Millionen US-Dollar.
Und auch bei Um- und Absatz spielt der Elektroautobauer in einer ganz anderen Liga, als der japanische Autoriese. Dass die Tesla-Aktie dennoch in Sachen Marktkapitalisierung zumindest in ähnliche Sphären aufsteigen konnte wie Toyota, ist insbesondere der Tatsache geschuldet, dass viele Anleger bei Tesla die Zukunftsaussichten des Unternehmens handeln. Obwohl zahlreiche Stimmen am Markt vor einer Tesla-Blase warnen und auch Elon Musk selbst zuletzt verkündet hatte, der Aktienkurs sei zu hoch, zeigt sich die Zuversicht der Tesla-Bullen ungebrochen. Innerhalb eines Jahres hat die Tesla-Aktie mehr als 340 Prozent gewonnen, die Corona-Krise, die zwischenzeitlich alle Aktien tief in den Keller gedrückt hatte, hinterließ nur eine kleine Delle im Tesla-Chart.
Solange die Tesla-Bullen darauf setzen, dass Elektromobilität klassische Fahrzeugantriebe mittel- bis langfristig ersetzen wird, dürfte die Tesla-Aktie weiterhin eine echte Börsenkonkurrenz für Toyota bleiben.
Redaktion finanzen.at
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