10.01.2025 13:04:41

MARKT-AUSBLICK/Trump-Amtsantritt wirft seine Schatten voraus

Von Manuel Priego Thimmel

DOW JONES--An den Börsen regiert das Prinzip Hoffnung. Wenige Tage vor dem Amtsantritt von Donald Trump wirft der künftige US-Präsident immer längere Schatten über die Finanzmärkte. Medienberichte, laut denen die geplanten Einfuhrzölle nur auf kritische Importe erhoben werden sollen, lösten einen Kursschub aus. Schon kurz darauf machten dann Meldungen die Runde, Trump könnte Zölle bereits mit Amtseinführung per Notfalldekret implementieren. Die Anleger reagierten verschnupft.

Diese Verwirrung der Gefühle wird bleiben und spricht für ein volatiles Börsenjahr 2025. Nicht nur ist unklar, wie die Pläne von Trump konkret aussehen. Die Anleger müssen sich auch darauf einstellen, dass diese jederzeit angepasst werden können. Denn die Unsicherheit dürfte von Trump gewollt und Teil seiner Verhandlungstaktik sein. Vorhersagen sind auch deshalb schwierig, da sich die Aussagen von Trump zum Teil widersprechen.

USA haben mit 20 Ländern ein Freihandelsabkommen

Die USA haben laut der Commerzbank mit 20 Ländern ein Freihandelsabkommen. Diese Ländergruppe stelle etwa 38 Prozent der US-Importe. Die wichtigsten davon seien Mexiko und Kanada, mit denen die USA im USMCA verbunden sind, dem Nachfolger der NAFTA. "Trump hatte zwar gerade Kanada und Mexiko sofortige Zölle von 25 Prozent angedroht, diese Drohung ist aber wohl eher als Hebel für Verhandlungen zu sehen", so die Analysten. Dabei dürfte es vor allem um eine bessere Sicherung der Grenzen gehen.

Aus China kommen aktuell rund 13 Prozent der US-Einfuhren, so die Commerzbank weiter. Nach 2017 wurde der Zoll hier bereits deutlich angehoben und liegt zurzeit bei durchschnittlich knapp 11 Prozent. Trump hat hier eine weitere Erhöhung um 10 Prozent ins Spiel gebracht, auch 60 Prozent hat er genannt. Die EU stellt gegenwärtig etwa 19 Prozent der US-Importe, der effektive Zollsatz liegt bei 1,2 Prozent. Allerdings sind aktuell nur 33 Prozent der Einfuhren aus der EU zollpflichtig.

Importzölle würden vor allem den US-Konsumenten treffen

"Im Extremfall, wenn Trump seine Drohung eines Zollsatzes von 60 Prozent auf Einfuhren aus China und eines von 10 Prozent auf alle übrigen Importe wahrmacht, würden die Zölle auf den höchsten Stand seit den 1930er-Jahren steigen", schreibt die Commerzbank weiter. Die Erfahrungen mit den nach 2016 verhängten Zöllen zeigen, dass die damit einhergehenden Preiserhöhungen im Wesentlichen vom US-Verbraucher getragen wurden.

Genau das ist ein Problem für die US-Notenbank und auch der Hauptgrund für die kräftig gestiegenen Renditen an den Anleihemärkten und den starken Dollar. Der Fed wird auf inflationstreibende Importe kaum anders reagieren können als mit einer restriktiven Geldpolitik. Entsprechend sind die Zinssenkungserwartungen gefallen. An den Finanzmärkten werden für das laufende Jahr nicht einmal mehr zwei Fed-Zinssenkungen eingepreist, dem steht die Prognose von vier Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) entgegen.

Inflation auch ohne Importzölle unangenehm hoch

Die Arbeit der Fed wird zusätzlich dadurch erschwert, dass der Inflationsdruck auch ohne zusätzliche Zölle bereits hartnäckig hoch bleibt. Das dürften die in der kommenden Woche anstehenden US-Verbraucherpreise für Dezember unterstreichen. Die Commerzbank erwartet einen Anstieg von 0,34 Prozent. In der üblichen Rundung dürfte eine 0,3 Prozent ausgewiesen werden mit Risiko nach oben. "Dies ist gemessen an den Zielen der US-Notenbank deutlich zu hoch. Es wäre gleichzeitig der stärkste Anstieg seit März."

Eine Trump-Präsidentschaft bietet aber nicht nur Risiken. Zu einem echten Kurskatalysator an den Börsen könnte werden, sollte es Trump tatsächlich gelingen, den Ukrainekrieg zumindest einzufrieren. Nicht nur würden die Risikoprämien zurückgehen, der wahrscheinliche Rückgang der Energiepreise könnte gerade die lahmende deutsche Wirtschaft anschieben. Noch besser aus Börsensicht wäre eine Lockerung oder gar Aufhebung der Russland-Sanktionen.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mpt/ros

(END) Dow Jones Newswires

January 10, 2025 07:04 ET (12:04 GMT)

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