23.01.2013 16:02:00

Maria Schaumayer tot - Betroffenheit über Parteigrenzen hinaus

Der Tod der ehemaligen Notenbankchefin Maria Schaumayer (81) hat Betroffenheit über die Parteigrenzen hinaus ausgelöst. Bundespräsident Heinz Fischer, Regierungsspitze, Sozialpartner und Oppositionsparteien zollten ihrer Arbeit in Wirtschaft und Politik tiefen Respekt.

"Als Wirtschaftswissenschafterin, als Führungskraft in bedeutenden österreichischen Unternehmen, als Wiener Kommunalpolitikerin sowie als Präsidentin der Österreichischen Nationalbank hat Dr. Maria Schaumayer das wirtschaftliche und politische Leben unseres Landes entscheidend mitgeprägt", betonte Bundespräsident Heinz Fischer am Mittwoch in einer Aussendung.

Bundeskanzler Werner Faymann (S) würdigte Schaumayers "wertvolle Arbeit für die Entschädigung der Zwangsarbeiter unter der NS-Diktatur", damit habe sie entscheidend dazu beigetragen, "den Umgang der Republik Österreich mit der Vergangenheit zu verbessern". Vizekanzler Michael Spindelegger (V) hob "besonders die Errichtung des Österreichischen Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit hervor, der maßgeblich von Maria Schaumayer geprägt wurde".

Auch der sonst meist schweigsame Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel (V) meldete sich zu Wort: "Ihre innere Größe, ihre Festigkeit in ihren Grundsätzen, ihr trockener Humor, ihr messerscharfer Verstand und ihre pointierte Rhetorik waren schon zu Lebzeiten Legende und machen aus ihr ein unvergessliches Vorbild."

Die Nationalbank würdigte ihre Arbeit als OeNB-Chefin zwischen 1990 und 1995. "Sie wird als eine der herausragenden Finanzexpertinnen dieses Landes und als prinzipienfeste Verfechterin markt- und privatwirtschaftlicher Grundsätze in Erinnerung bleiben", betonte die OeNB in einer Aussendung.

Auch die europapolitischen Verdienste Schaumayers wurden hervorgehoben: "Ihr Einsatz in der Vorbereitung für den EU-Beitritt unseres Landes kennzeichnete sie klar als eine Frau mit Weitblick und Durchsetzungskraft", betonte Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. "Maria Schaumayer war eine über alle Parteigrenzen hinweg anerkannte Expertin in Wirtschafts- und Währungsfragen und eine engagierte Österreicherin", so ÖGB-Chef Erich Foglar.

Die Oppositionsparteien betonten den prägenden Charakter Schaumayers für Österreichs Frauenpolitik. Sie habe "über alle politischen Lager hinweg großen Respekt für ihre Leistungen erworben", erklärte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Schaumayer habe "einen Teil ihres Lebens dafür gewidmet, Frauen auf ihrem Karriereweg zu unterstützen", so Grünen-Chefin Eva Glawischnig. "Sie war nicht nur für Frauen in den Männer-Domänen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ein großes Vorbild, sondern hat viele Karrierewege von Frauen begleitet und gefördert", betonte BZÖ-Chef Klubobmann Josef Bucher. "Sie war eine große Frau der heimischen Politik und Wirtschaft. Mit Maria Schaumayer hat Österreich eine herausragende Persönlichkeit und eine Vorkämpferin für Frauen verloren", erklärte Team Stronach Klubobmann Robert Lugar.

Die Israelitische Kultusgemeinde strich ihren Einsatz für die Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen heraus. Schaumayer sei es als Regierungsbeauftragte innerhalb weniger Monate gelungen, die internationalen Verhandlungen abzuschließen und das Versöhnungsfondsgesetz fertigzustellen. Rund 114.000 Anspruchsberechtigte hätten 300 Mio. Euro an Entschädigungszahlungen erhalten.

"Als weltweit erste Präsidentin einer nationalen Notenbank war sie - wie schon in anderen Funktionen davor - erfolgreich in eine bis dahin der Männerwelt vorbehaltene Domäne aufgestiegen und hat diese Tätigkeit mit Bravour ausgeübt", so die ehemalige Ministerin Maria Rauch-Kallat (V) und Stiftungsvorständin der Dr. Maria Schaumayer Stiftung.

(Schluss) cri/gru

WEB http://www.oenb.at/

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