Nach Absturz von MH17 21.07.2014 13:00:41

Malaysia Airlines: Staatsfonds denkt wohl über Börsenrückzug nach

Der Regierungsfonds Khazanah Nasional, der mit 69 Prozent bereits einen Mehrheitsanteil an der Fluggesellschaft besitzt, stellt laut Insidern immer konkretere Überlegungen an, auch die restlichen Anteile zu erwerben und das Unternehmen von der Börse zu nehmen.

   Diese Gedankenspiele habe es laut den Insidern schon gegeben, bevor am Donnerstag der Flug von MH17 von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ostukraine abstürzte. Der Verlust einer zweiten Passagiermaschine innerhalb von nur fünf Monaten, der folgende Kurssturz der Aktie und die Sorge vor weiteren Umsatzeinbrüchen bei Malaysia Airlines hätten die Argumente für einen solchen Schritt aber noch verstärkt, heißt es bei mehreren mit der Sachlage vertrauten Personen. Eine Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen und andere Optionen bleiben möglich, sagten die Insider.

   Doch es könnte auch sehr schnell gehen. Noch im August könnte Khazanah Nasional ankündigen, die restlichen Anteile an Malaysia Airlines aufkaufen zu wollen, sagte eine der informierten Personen. Khazanah besitzt insgesamt Anteile im Wert von rund 30 Milliarden Euro an rund 50 Unternehmen aus den verschiedensten Sektoren, von Banken über Telekomunternehmen, Krankenhäusern bis hin zu Freizeitparks.

   Die jüngste Kursentwicklung der Aktien von Malaysia Airlines könnte die Planungen für einen Aktienrückkauf beschleunigen, denn das Papier ist mittlerweile recht günstig. Die Aktie fiel nach dem Absturz von MH17 um bis zu 18 Prozent auf 0,185 malaysische Ringgit - seit Jahresbeginn verlor das Papier 35 Prozent seines Wertes. Zum Schlusskurs vom vergangenen Freitag bewertet die Börse die Fluggesellschaft derzeit mit etwa 3,34 Milliarden Ringgit, umgerechnet etwa 775 Millionen Euro.

   Hinzu kommt die Sorge vor weiteren Kursverlusten: Am Samstag kündigte Malaysia Airlines an, allen Kunden ihr Ticket für Flüge in diesem Jahr zurückzuerstatten, sollten die Kunden ihre Reservierung aufheben wollen. Noch sind keine Reaktionen bekannt, doch wenn viele Kunden auf dieses Angebot zurückgreifen, würde das massive Umsatzeinbrüche bei der Fluggesellschaft zur Folge haben.

   Die enormen Herausforderungen, vor denen die Fluggesellschaft steht, sind aber vermutlich eines der Hauptmotive, warum der Regierungsfonds eine vollständige Übernahme von Malaysia Airlines erwägt. Die Fluggesellschaft hatte bereits drei Verlustjahre hinter sich, als das mysteriöse und bis heute nicht völlig aufgeklärte Verschwinden einer Maschine über dem Südpazifik das Unternehmen erschütterte. Das Schicksal von Flug MH370, der am 8. März von den Radarschirmen verschwand, ist zwar immer noch nicht ganz geklärt. Dennoch erholten sich gerade wieder die Buchungszahlen für Malaysia Airlines, als Flug MH17 nach Informationen von US-Geheimdiensten über der Ostukraine durch eine Boden-Luft-Rakete abgeschossen wurde.

   Malaysia Airlines hat sich in der Vergangenheit schwer getan mit den notwendig gewordenen harten Einschnitten. Jeglicher Umbau der Airline müsse die Zustimmung der Regierung erhalten und darauf Rücksicht nehmen, dass Malaysia Airlines das nationale Aushängeschild des Landes sei, hatte Khazanah-Nasional-Geschäftsführer Azman Mokhtar im Juni gesagt. Damals hatte sein Fonds erstmals öffentlich angekündigt, die Probleme der Fluggesellschaft lösen zu wollen.

   Der Rückgang beim Aktienkurs macht einen Rückkauf der Aktien für Khazanah Nasional zumindest schon einmal billiger, sagte eine der Personen, die mit den Überlegungen für eine Privatisierung der Fluggesellschaft vertraut ist. Der Rückzug von der Börse gilt bei vielen Experten als notwendige Voraussetzung für einen Umbau. Maßnahmen zur Senkung der Kosten könnten wohl erst eingeleitet werden, wenn das Unternehmen nicht mehr an der Börse notiert ist, sagt etwa Wan Saiful Wan Jan, Chef des Instituts für Demokratie und Wirtschaft, einer Ideenschmiede in Kuala Lumpur.

   "Hoffentlich gibt ihnen diese Krise die Möglichkeit, wirkliche Reformen im Unternehmen durchzusetzen", sagte Wan Saiful. Vorherige Versuche, Malaysia Airlines profitabel zu machen, scheiterten seiner Einschätzung nach an der mächtigen Mitarbeitergewerkschaft des Unternehmens.

   So hatte Malaysia Airlines 2011 schon einmal einen Aktientausch mit der Billig-Airline AirAsia vereinbart - nur um das Geschäft im Jahr darauf aufgrund des Drucks von der eigenen Gewerkschaft wieder platzen zu lassen. Die Gewerkschaftler hatten Angst, dass Tony Fernandes, der Gründer der größten südostasiatischen Billig-Airline, auch bei Malaysia Airlines Entlassungen fordern würde.

   Jetzt drängt allmählich die Zeit, will man bei Malaysia Airlines das Schlimmste verhindern. Es gebe "große Sorgen, wie langfristig stabil der Barmittelfluss" bei Malaysia Airlines sei, gibt Daniel Wong zu bedenken. Der Analyst, der für die Hong Leon Investment Bank in Kuala Lumpur arbeitet, rechnet damit, dass der momentane freie Mittelzufluss von 3,2 Milliarden Ringgit (rund 743 Millionen Euro) langfristig nicht ausreicht. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres ging der Airline ein Mittelzufluss von etwa 350 Millionen Ringgit verloren. "Wir glauben, dass (Malaysia Airlines) bis 2015 frisches Kapital aufnehmen muss, um liquide zu bleiben."

   DJG/DJN/jhe

   (END) Dow Jones Newswires

Von Gaurav Raghuvanshi, Jason Ng und P.R. Venkat

KUALA LUMPUR

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