18.03.2013 14:25:30

MÄRKTE USA/Zypern-Rettung dürfte auch Wall Street belasten

Von Thomas Rossmann Auch an der Wall Street dürfte es zu Wochenbeginn das Thema Zypern im Blickpunkt des Marktes stehen. Denn erstmals seit Ausbruch der Krise in der Eurozone sollen nun auch Spareinlagen zur Banken-Rettung in einem Krisenland herangezogen werden. "Damit ist ein Tabubruch vollzogen worden", heißt es von einem Analyst. Dies gehe weit über das hinaus, was erwartet worden war und könnte die Sorgen vor einem möglichen politischen Fehler steigen lassen. Die Bankkonten in Zypern sind über das Wochenende eingefroren worden. Das Parlament soll am Dienstagmorgen die entsprechenden Gesetze für den Schuldenschnitt auf den Weg bringen. Präsident Nikos Anastasiadis hat bereits davor gewarnt, dass andernfalls ein Zusammenbruch des Bankensektors drohe.

   Es gibt es schon erste Vorschläge für Anpassungen aus Nikosia. Diese gehen laut Analysten "in die richtige Richtung". Zypern hat vorgeschlagen, dass Sparguthaben bis 100.000 Euro nur mit 3 Prozent belastet werden sollen. Ursprünglich waren 6,75 Prozent geplant. Dafür sollen Guthaben über 100.000 Euro nun mit 10 Prozent anstelle der geplanten 9,9 Prozent herangezogen werden. Neu ist, dass Guthaben über 500.000 Euro eine einmalige Abgabe von 15 Prozent leisten sollen.

   Auf längere Sicht, so warnen die Experten der Credit Suisse, drohe die Gefahr, dass Gelder aus dem Land abgezogen würden; und die Newedge-Ökonomen fürchten gar panikartige Reaktionen. Mit den angestrebten Abgaben auf Spareinlagen werde die Furcht geweckt, dass andere Länder ähnliche Schritte unternehmen könnten. Dagegen sieht die UBS zunächst kaum Gründe, dass ähnliche Maßnahmen in Irland, Portugal, Griechenland oder Spanien anstünden, also den Ländern, die bereits Hilfen erhalten. Sie weist darauf hin, dass die Peripherie-Staaten der Eurozone mittlerweile in einer vergleichsweise besseren Verfassung seien. Sollten aber in diesen Ländern dennoch weitere Kapitalmaßnahmen nötig werden, so liefere Zypern nun einen Präzedenzfall.

   Die US-Futures deuten zunächst einmal auf deutliche Abgaben hin. Der Future auf den S&P-500 verliert 0,8 Prozent, der auf den Nasdaq-100 liegt 0,7 Prozent im Minus. Damit dürfte es nach den leichten Kursverlusten am Freitag, im Anschluss an die zehntägige Gewinnstrecke des Dow-Jones-Index, nun zu einer etwas stärkeren Korrektur kommen. Keine Impulse gibt zu Wochenbeginn von der Konjunkturseite.

   Bei den Einzelwerten dürften Bankenaktien im Fokus der Anleger stehen. Belastet von dem Schuldenschnitt in Zypern dürften die Papiere wie bereits in Europa unter Abgabedruck geraten. Vorbörslich notieren die Aktien der Citigroup 1,8 Prozent im Minus, die Papiere von J.P. Morgan verlieren 1,3 Prozent und Goldman Sachs geben um 1,1 Prozent ab. Damit dürften die Verluste jedoch geringer als in Europa ausfallen. Hier liegt der Bankenindex aktuell 2,0 Prozent verloren. Zudem dürften die Aktien von ExxonMobil ins Blickfeld rücken, nachdem Statoil und der US-Konzern einen weiteren Gasfund vor der Küste Tansanias gemeldet haben.

   Auch für den Euro ist das beschlossene "Zypern-Rettungspaket" ein Belastungsfaktor. Die Gemeinschaftswährung fällt in einer ersten Reaktion bis auf 1,2881 Dollar und damit den tiefsten Stand des Jahres. Da hatte die Beteiligung der Sparer am zyprischen Schuldenschnitt die Furcht vor einer Kapitalflucht aus der Eurozone geschürt. Mit den Ankündigungen zu möglichen Änderungen aus Zypern kommt es zu einer leichten Erholung des Euro, der aktuell bei 1,2952 Dollar notiert.

   Das die Anleger aber weiterhin verunsichert sind, läßt sich auch am Goldpreis und den US-Anleihen ablesen. Der Goldpreis steigt erstmals seit Ende Februar wieder über die Marke von 1.600 Dollar je Feinunze. Damit profitiert das Edelmetall von seinem Ruf als sichere Krisenwährung. Denn die Einbeziehung der Sparer am Schuldenschnitt für die zyprischen Banken hat die Eurokrise schlagartig wieder in den Fokus gerückt. In der Spitze kostete Gold knapp 1.609 Dollar und damit soviel wie zuletzt am 27. Februar. Aktuell wird die Feinunze knapp darunter mit 1.608 Dollar gehandelt, nach 1.592,60 Dollar am Freitag.

   Auch die Notierungen am US-Anleihemarkt legen stark zu und beenden damit ihre jüngste Verluststrecke. Hier kommt es nach dem Beschluss über das Zypern-Rettungspaket ebenfalls zu verstärkten Umschichtungen in den "sicheren Hafen" der US-Anleihen. Für die Rendite zehnjähriger Papiere geht es um 5 Basispunkte auf 1,94 Prozent nach unten.

   Auch für den Ölpreis geht es deutlicher nach unten. Für ein Barrel der Sorte WTI werden aktuell 92,66 Dollar gezahlt, nach 93,45 Dollar am Freitag. Zur Begründung wird vor allem auf den erstarkten Dollar verwiesen, der Öl für Investoren aus anderen Währungsräumen unattraktiver macht.

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   March 18, 2013 08:54 ET (12:54 GMT)

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