07.02.2019 16:04:45

MÄRKTE USA/Wall Street von Wachstumssorgen belastet

NEW YORK (Dow Jones)--An der Wall Street bestimmen am Donnerstag globale Wachstumssorgen das Sentiment. Insbesondere aus Europa kommen beunruhigende Nachrichten. Die EU-Kommission hat ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum des Euroraums zum Teil heftig gesenkt, was vor allem an deutlich reduzierten Erwartungen für Deutschland und Italien liegt. Zuvor hatte bereits das produzierende Gewerbe in Deutschland eine herbe Enttäuschung geliefert und die Bank of England hat ihre Wachstumsprognose für Großbritannien gesenkt. Während die europäischen Börsen mit deutlichen Verlusten reagieren, halten sich diese in den USA noch in Grenzen.

Der Dow-Jones-Index verliert im frühen Geschäft 0,7 Prozent auf 25.209 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßen 0,80 bzw. 1,0 Prozent ein. Die Volkswirte der Societe Generale warnen bereits vor einer möglicherweise herannahenden Rezession. Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung sollte der taubenhafte Ton der US-Notenbank nicht mit der Rückkehr zu einem Goldilocks-Szenario verwechselt werden. Es sei nicht auszuschließen, dass im Rahmen der aktuellen Abschwächung eine lockere Geldpolitik nicht ausreichen werde, um das Ruder herumzureißen und eine Rezession zu vermeiden.

Angesichts des globalen Wirtschaftsabschwungs steigt die Nervosität über den amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt. Die Gespräche sollen in der kommenden Woche auf Ministerebene in Peking fortgesetzt werden. Sollte es bis zum Fristende des Stillhalteabkommens am 1. März keine Einigung geben, droht wohl auch der US-Konjunktur eine Eintrübung. Denn die USA könnten sich dem globalen Abschwung kaum entziehen, der sich bei einer Eskalation im Handelsstreit zudem beschleunigen dürfte, heißt es im Handel. "Die Wirtschaft leidet unter der Belastung durch den Brexit und spricht von einer Ausweitung der Unsicherheit", sagt Analyst Jasper Lawler von London Capital Group. Gute wöchentliche US-Arbeitsmarktdaten stützen in diesem Umfeld nicht.

Fiat Chrysler und Twitter enttäuschen

In dem negativen Börsenumfeld werden die Geschäftsausweise der Unternehmen noch kritischer beäugt. Um knapp 12 Prozent brechen die Aktien von Fiat Chrysler an der Nyse nach Vorlage von Geschäftszahlen ein. Hier spiegelt sich das verschärft schlechte Sentiment gegenüber der Branche wider, obwohl Fiat Nettogewinn und Umsatz gesteigert hat. Belastend wirkt jedoch wie bei anderen Aktien die Ankündigung höherer Investitionen, die die Margen belasten und damit die Cashflow-Erwartungen an das laufende Jahr senken. Zudem enttäuscht der Ausblick.

Die Twitter-Aktie reagiert mit einem Absturz von 9,5 Prozent auf den Viertquartalsausweis des Kurznachrichtendiensts. Das Unternehmen hat zwar dank eines Rekordumsatzes im Quartal den ersten Gewinn seiner Geschichte erzielt, Beobachter bemängeln jedoch den Ausblick.

Der Aufwärtstrend beim Mobilfunkanbieter T-Mobile US ist weiterhin ungebrochen. Nach einem starken vierten Quartal und Gesamtjahr 2018 will die US-Tochter der Deutschen Telekom auch in diesem Jahr mehr verdienen und neue Kunden anlocken. Die Aktie notiert im schwachen Marktumfeld knapp im Plus.

Für Chipotle Mexican Grill geht es 10,9 Prozent nach oben. Die Restaurantkette setzte mehr um und verdiente mehr als erwartet und kündigte zudem einen Aktienrückkauf an. Fortinet werden 4,8 Prozent niedriger gehandelt, nachdem der Internet-Sicherheitsspezialist die Erwartungen im abgelaufenen Quartal übertroffen hat. Doch auch hier enttäuscht die Unternehmensprognose, die Aufschläge verhindert.

Der Versicherer Metlife verfehlte auf der Einnahmenseite die Konsensprognose, übertraf sie aber beim Gewinn. Die Aktie gibt 5,0 Prozent nach. Der Betreiber von Internet-Partnersuchseiten wie Tinder, Match Group, kommt mit seinen Geschäftszahlen gut an, der Kurs haussiert um 13,5 Prozent. Die Titel des US-Börsenbetreibers Intercontinental Exchange (ICE) büßen nach Viertquartalszahlen 3,1 Prozent ein.

SunTrust Banks und BB&T wollen sich zur sechstgrößten Bank gemessen an Vermögenswerten und Einlagen zusammenschließen. Die Transaktion hat einen Umfang von 66 Milliarden Dollar. SunTrust ziehen um 10,5 und BB&T um 4,4 Prozent an.

Sichere Häfen gesucht

Das schwache Umfeld für risikoreiche Anlagen treibt Investoren in die Arme des vermeintlich sicheren Rentenhafens. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verliert 3,8 Basispunkte auf 2,66 Prozent. Auch in Europa steigen die Notierungen von kerneuropäischen Staaten, italienische sinken dagegen.

Der Dollar wertet deutlich auf, der ICE-Dollarindex klettert um deutliche 1 Prozent. Auch hier sprechen Händler von der Flucht in vermeintliche Sicherheit. Der Euro fällt mit den gesenkten Wachstumsprognose für die Eurozone auf 1,1350 Dollar nach Wechselkursen um 1,1365 am Vorabend.

Hatte die Bank of England mit taubenhaften Äußerungen und einer gesenkten Wachstumsprognose das Pfund zunächst auf Talfahrt geschickt, erholt sich die britische Währung aktuell und dreht auf Tagessicht sogar ins Plus. Im Devisenhandel wird auf positive Brexit-Schlagzeilen verwiesen, die das Pfund stützen. Europäische Politiker haben zugestimmt, Großbritannien in einigen Punkten entgegenzukommen.

Trotz der Dollaraufwertung kaufen Anleger Gold, die Feinunze verteuert sich um 0,3 Prozent auf 1.310 Dollar. Auch das Edelmetall profitiere als "Krisenwährung" vom Sentiment an den Finanzmärkten, zudem stützten die sinkenden Renditen am Anleihemarkt.

Die Wachstumssorgen und Dollarstärke drücken auf die Erdölpreise. Auch Meldungen, wonach Libyen schon bald die Förderung ausdehnen könnte, belasten den Ölmarkt. Die Regierung erlangte die Kontrolle über das größte Ölfeld des Landes, das seit Ende 2018 nicht mehr in Betrieb ist. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 1,4 Prozent auf 53,24 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent um 0,5 Prozent auf 62,35 Dollar je Fass.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 25.208,98 -0,71 -181,32 8,07

S&P-500 2.709,71 -0,80 -21,90 8,09

Nasdaq-Comp. 7.305,06 -0,95 -70,22 10,09

Nasdaq-100 6.919,04 -1,12 -78,59 9,31

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 2,48 -4,5 2,52 127,7

5 Jahre 2,47 -3,5 2,50 54,4

7 Jahre 2,55 -4,3 2,59 30,1

10 Jahre 2,66 -3,6 2,70 21,4

30 Jahre 3,00 -3,0 3,03 -6,4

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:30 Uhr Mi, 17.39 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1350 -0,14% 1,1358 1,1379 -1,0%

EUR/JPY 124,53 -0,34% 124,89 124,94 -1,0%

EUR/CHF 1,1359 -0,27% 1,1383 1,1395 +0,9%

EUR/GBP 0,8747 -0,46% 0,8783 0,8790 -2,8%

USD/JPY 109,73 -0,19% 109,94 109,80 +0,1%

GBP/USD 1,2975 +0,31% 1,2932 1,2946 +1,7%

Bitcoin

BTC/USD 3.367,25 -0,12% 3.370,25 3.372,55 -9,5%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 53,27 54,01 -1,4% -0,74 +16,5%

Brent/ICE 62,35 62,69 -0,5% -0,34 +14,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.310,29 1.306,47 +0,3% +3,82 +2,2%

Silber (Spot) 15,69 15,67 +0,1% +0,02 +1,3%

Platin (Spot) 802,74 806,50 -0,5% -3,76 +0,8%

Kupfer-Future 2,84 2,84 +0,1% +0,00 +7,9%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/raz

(END) Dow Jones Newswires

February 07, 2019 10:04 ET (15:04 GMT)

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