18.07.2019 22:10:46

MÄRKTE USA/Wall Street steigt mit Hoffnung auf großen Zinsschritt

NEW YORK (Dow Jones)--Zwischen Zinshoffnung und Konjunktursorgen hat sich die Wall Street am Donnerstag bewegt. Während zunächst der ungelöste Handelskonflikt und einige enttäuschende Quartalsberichte auf die Stimmung drückten, sorgte John Williams von der Fed von New York im späten Geschäft für Zinsfantasie. Williams sagte, in einer Zeit niedriger Zinsen müssten die Notenbanken rasch und aggressiv vorgehen, sollten erste wirtschaftliche Schwächezeichen auftauchen. Mit den Bemerkungen Williams' schossen die Erwartungen an eine große Zinssenkung um 50 Basispunkte Ende Juli nach oben. 69 Prozent rechnen nun mit einem solchen Schritt nach 34 Prozent am Mittwoch.

Der Dow-Jones-Index schloss 3 Punkte fester bei 27.223. Der S&P-500 stieg um 0,4 Prozent und der Nasdaq-Composite um 0,3 Prozent. Dabei wurden 1.546 (Mittwoch: 1.161) Kursgewinner und 1.417 (1.789) -verlierer gesehen, unverändert schlossen 84 (71) Titel.

Über die längste Zeit hatte belastet, dass die Verhandlungen über eine Beilegung des Handelsstreits zwischen China und den USA erneut ins Stocken geraten sind, wie das Wall Street Journal berichtet. Aktuell hätten sich die Gespräche an der Frage aufgehängt, wie die US-Regierung auf die chinesischen Forderungen nach einer Lockerung der Sanktionen gegen den Telekomausrüster Huawei reagieren solle, schrieb die Zeitung unter Berufung auf informierte Personen.

Dass die zähen Handelsgespräche der US-Wirtschaft Sorgen bereiten, war schon aus dem am Mittwoch veröffentlichten Wirtschaftsbericht "Beige Book" der US-Notenbank hervorgegangen, auch wenn der Bericht darauf hindeutete, dass die Wirtschaft derzeit kaum Gefahr läuft, in die Rezession abzurutschen.

Dies untermauerte der am Donnerstag veröffentlichte Philadelphia-Fed-Index. Er stieg im Juli überraschend deutlich auf 21,8 Punkte. Volkswirte hatten den Index bei 3,9 gesehen, nachdem im Juni ein Stand von 0,3 gemeldet worden war. Der Index gilt allerdings als hochvolatil. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erhöhte sich in der vergangenen Woche im erwarteten Rahmen. Der Index der Frühindikatoren fiel schwächer aus als erwartet.

Williams drückt Dollar und treibt Gold auf Jahreshoch

Mit den Äußerungen von Williams geriet der Dollar unter Druck. Hatten zuvor Berichte zum Inflationsziel der EZB den Euro gedrückt waren nun die US-Notenbanker am Zug. Der Euro kletterte auf 1,1276 Dollar nach 1,1225 vor der Williams-Rede. Gute Daten zum britischen Einzelhandel verhalfen dem Pfund zu einer Erholung, bevor es gegen den Dollar dann nochmals weiter vorrückte. Es stieg auf 1,2550 Dollar, nachdem es am Mittwoch zeitweise unter 1,24 Dollar gerutscht war. Trotzdem bleiben Marktteilnehmer misstrauisch: Im Fall einer Ernennung von Boris Johnson zum Premierminister könnte das Pfund kräftig fallen, hieß es. Johnson steuert auf einen so genannten No-Deal-Brexit zu, der die Wachstumsraten in Großbritannien drücken dürfte.

Der Goldpreis erreichte mit den neuen Zinsspekulationen ein neues Mehrjahreshoch. Die Feinunze verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 1.446 Dollar. Gestützt wurde der Preis auch von der weiter schwelenden Irankrise.

Am Ölmarkt indes konnten die neuen Zuspitzungen im Iran-Konflikt den Preisverfall nicht stoppen. Die iranischen Revolutionsgarden halten nach eigenen Angaben einen "ausländischen Tanker" fest, der Öl geschmuggelt haben soll. Während des späten Geschäft wurde bekannt, dass die USA im Persischen Gold eine iranische Drohne abgeschossen haben. Entscheiden für den Preis waren aber nochmals die hohen Benzin-Lagerbestände, die am Vortag in den USA ausgewiesen worden waren. Rohöl der US-Sorte WTI sackte ab um 2,6 Prozent auf 55,30 Dollar je Barrel. Brent verlor 1,9 Prozent auf 62,48 Dollar.

Die Anleihen profitierten von der neu aufgefrischten Zinsfantasie. Die Zehnjahresrendite fiel im Gegenzug um 2,3 Basispunkte auf 2,03 Prozent.

Enttäuschender Kundenzuwachs lässt Netflix einbrechen

Derweil lief die Bilanzsaison auf Hochtouren. Am Mittwoch nach Börsenschluss hatten Netflix, Ebay, IBM und Alcoa Geschäftszahlen vorgelegt. Besonders enttäuscht reagierte der Markt darauf, dass Netflix im zweiten Quartal weniger Kunden gewonnen hat als erwartet. Die Aktie bracht um gut 10 Prozent ein.

Für die Ebay-Aktie ging es um 1,9 Prozent nach oben. Der Betreiber des gleichnamigen Online-Auktionshauses hat nicht nur besser abgeschnitten als erwartet, sondern auch den Ausblick angehoben. IBM hat zwar das vierte Quartal in Folge einen Umsatzrückgang verbucht, dafür aber mehr verdient als erwartet. Die Aktie stieg um 4,6 Prozent.

Die Aktie des Aluminiumkonzerns Alcoa reagierte volatil auf die Geschäftszahlen. Zu Handelsschluss gewann sie 1,1 Prozent. Das Unternehmen hat im zweiten Quartal rote Zahlen geschrieben und seine Wachstumsprognose für die weltweite Aluminiumnachfrage gesenkt.

Am Donnerstag hat vor der Startglocke mit Morgan Stanley die letzte der großen US-Banken Quartalszahlen vorgelegt. Zwar verbuchte die Bank einen Gewinnrückgang, schnitt aber dennoch besser ab als erwartet. Die Aktie stieg um 1,5 Prozent.

Der Krankenversicherer Unitedhealth hat im Quartal mehr verdient als erwartet und traut sich im laufenden Geschäftsjahr mehr zu. Die Aktie gehörte vorbörslich zu den Gewinnern, war zu Ende aber mit minus 2,3 Prozent zweitschwächster Wert im Dow. Anleger bemängelten, dass der Gewinn von einem Sondereinfluss getrieben wurde. Nach Börsenschluss wird mit Microsoft ein weiteres Schwergewicht der US-Unternehmenslandschaft seine Bücher öffnen.

Philip Morris verteuerten sich um 8,2 Prozent. Der Tabakkonzern überzeugte im zweiten Quartal mit Umsatz und Gewinn und hat die Jahresprognose angehoben.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 27.222,97 0,01 3,12 16,70

S&P-500 2.995,11 0,36 10,69 19,48

Nasdaq-Comp. 8.207,24 0,27 22,04 23,69

Nasdaq-100 7.904,13 0,19 15,37 24,87

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 1,74 -8,6 1,82 53,3

5 Jahre 1,76 -5,3 1,81 -16,3

7 Jahre 1,89 -3,5 1,93 -35,7

10 Jahre 2,03 -2,3 2,05 -41,8

30 Jahre 2,57 0,8 2,56 -50,2

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:36 Uhr Mi, 17:30 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1276 +0,43% 1,1240 1,1224 -1,6%

EUR/JPY 120,98 -0,16% 121,00 121,35 -3,8%

EUR/CHF 1,1068 -0,11% 1,1078 1,1086 -1,7%

EUR/GBP 0,8984 -0,51% 0,9037 0,9030 -0,2%

USD/JPY 107,29 -0,58% 107,68 108,11 -2,2%

GBP/USD 1,2553 +0,90% 1,2439 1,2428 -1,7%

Bitcoin

BTC/USD 10.598,00 +7,65% 9.988,25 9.771,50 +184,9%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 55,63 56,78 -2,0% -1,15 +16,9%

Brent/ICE 62,48 63,66 -1,9% -1,18 +13,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.445,98 1.426,80 +1,3% +19,18 +12,7%

Silber (Spot) 16,33 15,98 +2,2% +0,35 +5,4%

Platin (Spot) 853,00 845,50 +0,9% +7,50 +7,1%

Kupfer-Future 2,72 2,72 +0,1% +0,00 +2,8%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/raz

(END) Dow Jones Newswires

July 18, 2019 16:11 ET (20:11 GMT)

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