06.12.2017 18:01:43

MÄRKTE USA/Wall Street nach Durststrecke ohne Gegenbewegung

NEW YORK (Dow Jones)--An der Wall Street zeigen sich am Mittwochmittag Ortszeit allenfalls zaghaft Käufer. Nach einer eineinhalbtägigen Talfahrt stabilisieren sich die Aktienkurse zwar am Mittwoch zur Handelseröffnung, doch zu einer nennenswerten Gegenbewegung am Gesamtmarkt kommt es bislang noch nicht. Die technologielastige Nasdaq legt minimal stärker zu, nachdem sie besonders unter den jüngsten Verkäufen gelitten hatte. Am Markt wird aber bezweifelt, dass die kleine Erholung in dem Sektor bereits eine Wende ist.

An den asiatischen Börsen hatten Technologiewerte auch am Mittwoch nochmals zu den schwächsten gehört. Und die Beibehaltung der alternativen Mindeststeuer in der Senatsversion der Steuerreform der Republikaner wird als Belastungsfaktor für Technologiewerte gesehen. Der Dow-Jones-Index steigt um 0,1 Prozent auf 24.199 Punkte, der S&P-500 steigt ebenfalls um 0,1 Prozent und der Nasdaq-Composite rückt um 0,2 Prozent vor.

Händler tun sich unverändert schwer, die aktuelle Schwächephase am Gesamtmarkt zu erklären, denn klare Impulse habe es nicht gegeben. Einige Marktteilnehmer bemühen zur Erklärung die geplante Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die US-Regierung. Die US-Botschaft soll deshalb nach Jerusalem verlegt werden. Alle ausländischen Vertretungen sind bislang in Tel Aviv angesiedelt. Der Status von Jerusalem ist einer der größten Streitpunkte im Nahostkonflikt. Der US-Alleingang könne für eine Krise im Nahen Osten sorgen, heißt es mit Blick auf die zum Teil scharfen Reaktionen aus der islamischen Welt.

Viele Analysten sprechen aber ganz allgemein von nervösem Handel an einem Markt, der übers ganze Jahr gesehen ziemlich heiß gelaufen sei. Während der Dow seit Jahresbeginn Aufschläge von noch immer satten 22 Prozent aufweist, kommen S&P-500 und Nasdaq gar auf 17 bzw. 26 Prozent. "Mit den hohen Bewertungen sind Anleger anfälliger für Sorgen", sagt Marktstratege Lewis Grant von Hermes Investment Management. Und Gründe, sich Sorgen zu machen, gebe es genügend, heißt es weiter: Eine drohende Nahostkrise, das baldige Erreichen der Schuldenobergrenze mit einer drohenden Stilllegung der Regierungsinstitutionen und die Suche nach einem Kompromiss zwischen den Steuerplänen des Senats und Repräsentantenhauses.

Keine Inflationssorgen

Erstaunlich gelassen nehmen Marktakteure äußerst positive US-Arbeitsmarktdaten zur Kenntnis. Die US-Unternehmen haben im November ihren Personalbestand stärker als erwartet aufgestockt, wie der Arbeitsmarktdienstleister ADP berichtet. "Der Jobmarkt läuft heiß, mit breiten Zuwächsen über Wirtschaftsbranchen und Firmengrößen hinweg", sagt Mark Zandi, Chefökonom von Moody's Analytics. Derweil ist die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft in den USA im dritten Quartal nach revidierter Rechnung etwas weniger deutlich als vorhergesagt gewachsen. Angesichts fast herrschender Vollbeschäftigung überraschen aber fallende Lohnstückkosten. "Die Schwäche der Arbeitskosten wird unzweifelhaft als Beleg herangezogen werden, dass Sorgen über eine Überhitzung des Arbeitsmarktes fehl am Platz sind", sagt Volkswirt Jim O'Sullivan von High Frequency Economics.

Offenbar sehen dies Rentenanleger genauso, denn die Anleihenotierungen in den USA steigen und deuten damit nicht auf Inflations- und Zinserhöhungsspekulationen hin. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fällt um 3 Basispunkte auf 2,33 Prozent. Händler verweisen auf die drohende Nahostkrise als stützenden Faktor für die Rentenkurse hin.

Der Dollar neigt nach seinen jüngsten Gewinnen im Zuge der Steuerreform und der anrollenden US-Zinserhöhung zum Euro weiter zur Stärke. Gestützt werde der Greenback angesichts eines gestiegenen Handelsbilanzdefizits auch von Spekulationen auf protektionistische Schritte durch US-Präsident Donald Trump, heißt es. Der Euro fällt auf 1,1790 Dollar nach Wechselkursen um 1,1828 am Vorabend. Die drohende Nahostkrise treibt Anleger in den vermeintlich sicheren Hafen Yen. Die japanische Währung legt zum Greenback deutlich zu.

Am Ölmarkt fallen die Preise nach den wöchentlichen US-Lagerbestandsdaten. Zwar ging es mit den Rohöllagerbeständen nach unten, wie bereits das private American Petroleum Institute hat am Vorabend gemeldet hatte. Allerdings sind die Vorräte bei Benzin und Destillaten sprunghaft gestiegen, so dass Marktteilnehmer lediglich von Umschichtungen der US-Bestände von Erdöl in Verarbeitungsprodukte sprechen. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 2,1 Prozent auf 56,39 Dollar je Fass, die global gehandelte Sorte Brent um 2,0 Prozent auf 61,61 Dollar.

Der Goldpreis bleibt trotz der geopolitischen Spannungen ein "Opfer" des festen Dollar und fällt um weitere 0,2 Prozent auf 1.264 Dollar, nachdem er am Vortag auf ein Viermonatstief gesunken war. Auch der fehlende Inflationsdruck spreche nicht für Gold, heißt es.

Home Depot überzeugt nicht

Die US-Baumarktkette Home Depot hat ein 15 Milliarden Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm angekündigt und ihre Jahresprognose bekräftigt. Doch hatten Analysten beim Ausblick auf mehr gehofft. Der Wert verliert 1,7 Prozent. Die Apothekenkette Walgreens Boots Alliance hat einen Minderheitsanteil von 40 Prozent an der chinesischen Sinopharm Holding Guoda Drugstores erworben. Die Aktie, die in diesem Jahr rund 15 Prozent verloren hat, stagniert.

Aerovironment schießen um gut 32 Prozent empor. Das Unternehmen schaffte im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2018 die Rückkehr in die Gewinnzone. Das vor allem auf unbemannte Luftfahrzeuge spezialisierte Unternehmen vermeldete einen Nettogewinn von 7 Millionen Dollar, nachdem im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch ein Minus von 4,2 Millionen Dollar ausgewiesen worden war.

Der US-Krankenversicherer Unitedhealth treibt die Diversifikation des Konzerns mit einem Milliardenzukauf voran. Das Unternehmen übernimmt das Ärzte-Netzwerk des Dialyse-Dienstleisters Davita für rund 4,9 Milliarden US-Dollar in bar. Die Titel steigen um 0,6 Prozent, Devita um 10,3 Prozent. Für Dave & Buster's geht es um 5,2 Prozent nach oben. Die Geschäftszahlen für das dritte Quartal lagen über den Erwartungen des Marktes. Die Papiere des Chemie-Unternehmens Tronox brechen um 24,5 Prozent ein. Die US-Handelskommission hat Bedenken in Bezug auf die Übernahme des Wettbewerbers Cristal aus Saudi-Arabien angemeldet.

Für die Alibaba-Aktie geht es um 1,1 Prozent auf 170,82 Dollar nach oben. Die Analysten von Susquehanna haben die Aktie mit Positive gestartet und nennen ein Kursziel von 220 US-Dollar. Aber auch einige andere große Technologiewerte erholen sich. So steigen die Aktien der Google-Mutter Alphabet um 1,2 Prozent und Amazon rücken um 0,6 Prozent vor.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 24.198,51 0,07 17,87 22,45 S&P-500 2.630,79 0,05 1,22 17,51 Nasdaq-Comp. 6.772,46 0,15 10,25 25,81 Nasdaq-100 6.283,44 0,29 18,33 29,19 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,81 -1,6 1,83 60,8 5 Jahre 2,12 -2,2 2,14 19,9 7 Jahre 2,25 -2,1 2,27 0,5 10 Jahre 2,33 -2,6 2,35 -11,9 30 Jahre 2,70 -2,8 2,73 -36,3 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:28 Di, 17:32 % YTD EUR/USD 1,1789 -0,37% 1,1833 1,1821 +12,1% EUR/JPY 132,47 -0,11% 132,61 133,36 +7,8% EUR/CHF 1,1676 +0,10% 1,1664 1,1671 +9,0% EUR/GBP 0,8810 -0,06% 0,8815 1,1379 +3,4% USD/JPY 112,36 +0,26% 112,06 112,81 -3,9% GBP/USD 1,3382 -0,31% 1,3424 1,3453 +8,5% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 56,39 57,62 -2,1% -1,23 -1,1% Brent/ICE 61,61 62,86 -2,0% -1,25 +5,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.263,61 1.266,52 -0,2% -2,92 +9,7% Silber (Spot) 15,97 16,10 -0,8% -0,13 +0,3% Platin (Spot) 900,50 919,09 -2,0% -18,59 -0,3% ===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/raz/jhe

(END) Dow Jones Newswires

December 06, 2017 12:01 ET (17:01 GMT)

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