21.12.2017 18:16:43

MÄRKTE USA/Wall Street im Plus - "Gouvernment Shutdown" im Fokus

Von Thomas Rossmann

NEW YORK (Dow Jones)--Mit leichten Aufschlägen zeigt sich die Wall Street am Donnerstag. Nach der Verabschiedung der US-Steuerreform fehlen dem Markt kurzfristig die Impulse, heißt es von einem Beobachter. Allerdings endet am Freitag bereits die Frist, um einen "Gouvernment Shutdown", also die Zahlungsunfähigkeit der Regierung, zu vermeiden. Bis dahin müssen sich Republikaner und Demokraten auf einen gemeinsamen Haushalt geeinigt haben.

Nach der Zustimmung des US-Senats zu der Steuerreform muss der Kongress nun die Arbeit an einem Gesetz namens "continuing resolution" abschließen, mit dem die Finanzierung der Regierungsausgaben gewährleistet ist, wenn der aktuell noch gültige Ausgabenrahmen am Freitag auslaufen sollte. Für den Fall, dass dieses Gesetz nicht rechtzeitig vorgelegt und letztlich beschlossen wird, könnten die automatischen Kürzungen dadurch verhindert werden, indem das Steuergesetz erst im Januar 2018 unterzeichnet wird, heißt es.

Bis zum Mittag (Ortszeit) steigt der Dow-Jones-Index um 0,5 Prozent auf 24.838 Punkte. Für den S&P-500 geht es um 0,4 Prozent nach oben und für den Nasdaq-Composite steht ein Aufschlag von 0,3 Prozent zu Buche.

In dem vorweihnachtlich nachrichtenarmen Umfeld finden US-Konjunkturdaten stärkere Beachtung. Unter diesen fällt besonders der Philadelphia-Fed-Index mit einem unerwartet deutlichen Anstieg im Dezember positiv auf. Auf der anderen Seite beantragten in der vergangenen Woche allerdings überraschend viele Amerikaner erstmals Arbeitslosenhilfe, wobei die Zahl der Erstanträge jedoch auf niedrigem Niveau verharrte. Das BIP im dritten Quartal blieb in dritter Lesung leicht unter den Erwartungen, und der Chicago Fed National Activity Index (CFNAI) ging im Vergleich zum Oktober zurück. Der Index der Frühindikatoren für den November traf mit einem Plus von 0,4 Prozent exakt die Markterwartung.

Banken- und Technologiewerte gesucht

Auf den Kaufzetteln der Anleger stehen weiter die vermeintlichen Gewinner der Steuerreform. Dazu gehören vor allem die Bankenwerte. Hier steigt die Aktie von Goldman Sachs im Dow-Jones-Index um 2,3 Prozent. JP Morgan gewinnen 1,4 Prozent. Auch die Werte aus dem Technologie-Sektor legen nach zuletzt zwei Tagen mit Abgaben wieder zu. Die Papiere von Verizon steigen um 1,1 Prozent. Für die Titel von Accenture geht es 3,3 Prozent nach oben. Das Unternehmen erhöhte nach überzeugenden Zahlen den Ausblick für 2018.

Dagegen wird der Quartalsausweis des Innenausstatters Bed Bath & Beyond, der am Mittwoch nach Börsenschluss veröffentlicht wurde, negativ aufgenommen. Das Unternehmen übertraf zwar die Erwartungen der Analysten, allerdings nur auf deutlich ermäßigtem Niveau. So halbierte sich der Gewinn im dritten Quartal aufgrund diverser Rabattaktionen. Die Aktie bricht um 12,2 Prozent ein.

Erst nach Handelsende in den USA wird Adidas-Konkurrent Nike am Donnerstag Zahlen zum zweiten Quartal vorlegen. Die Aktie legt um 0,6 Prozent zu. Möglicherweise steigen die Nike-Aktien im Sog von Finish Line. Der Sportartikelhändler hat im dritten Quartal den flächenbereinigten Umsatz wider Erwarten gesteigert. Auch der Verlust fiel geringer aus als befürchtet. Finish Line hat daher den Jahresausblick erhöht, was der Aktie zu einem Plus von 12,6 Prozent verhilft.

In der Reedereibranche steht möglicherweise eine Fusion an: Das Schifffahrtsunternehmen Euronav will Kreisen zufolge mit dem Wettbewerber Gener8 Maritime fusionieren. Der Zusammenschluss würde einen der weltweit größten Öltankerbetreiber schaffen. Eine mit der Sache vertraute Person sagte, eine Einigung könnte bereits in dieser Woche erzielt werden. Finanzielle Details wurden nicht bekannt. Gener8 Maritime ziehen um 33,6 Prozent an. Für den nach Marktkapitalisierung deutlich größeren Partner Euronav geht es um 3,7 Prozent nach oben.

Aeterna Zentaris springen um 40,7 Prozent nach oben. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat ein Produkt des Biotech-Unternehmens zugelassen, mit dem Wachstumshormonmangel bei Erwachsenen diagnostiziert wird.

Fortschritte bei Pipeline-Reparatur belasten Ölpreise

Unterdessen macht die Reparatur einer Ölpipeline in der Nordsee Fortschritte. Das Forties-Pipeline-System war in der vergangenen Woche vorübergehend stillgelegt worden, nachdem der Betreiber Ineos einen Riss in einem Rohr entdeckt hatte. Voraussichtlich Anfang kommenden Jahres werde das System wieder in Betrieb genommen werden, kündigte Ineos an.

Durch die Stilllegung kommen täglich 450.000 Barrel Öl weniger auf den Markt, wovon besonders der Preis für die europäische Referenzsorte Brent profitierte. Nach zwischenzeitlichen Abgaben geht es für Brent um 0,1 Prozent nach oben auf 64,63 Dollar. Die US-Sorte WTI steigt um 0,2 Prozent auf 58,20 Dollar je Barrel. Bereits am Mittwoch hatten die Preise deutlicher zugelegt, nachdem die US-Regierung einen überraschend kräftigen Rückgang ihrer Ölvorräte gemeldet hatte.

Der Goldpreis steigt leicht an und gewinnt 0,1 Prozent auf 1.267 Dollar je Feinunze. Stützend wirkt, dass der Dollar auf seinem niedrigeren Niveau verharrt.

Am Devisenmarkt zeigt sich der Dollar wenig verändert. Auch der Euro, der am Vortag kurzzeitig über die Marke von 1,19 Dollar gesprungen war, tendiert knapp unter diesem Niveau seitwärts. Der Markt verarbeite weiter die am Vortag beschlossene Steuerreform, heißt es. Es stelle sich "die Frage, wie die Reform noch einen positiven Einfluss auf die bereits starke laufende US-Konjunktur haben kann", so Markt-Analyst Omer Esiner von Commonwealth Foreign Exchange. Die jüngsten Zahlen zum US-BIP hätten gezeigt, dass die Wirtschaft in den USA auch schon vor der Steuerreform "gebrummt" hat.

Staatsanleihen sind nach den jüngsten Abgaben wieder gefragt. Teilnehmer sprachen allerdings von einem dünnen Handel im Vorfeld der Weihnachtsfeiertage. Der Anleihehandel in den USA endet am Freitag zudem früher. Steigende Notierungen drücken die Rendite zehnjähriger Titel um 1 Basispunkt auf 2,49 Prozent.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 24.838,17 0,45 111,52 25,68

S&P-500 2.689,52 0,38 10,27 20,13

Nasdaq-Comp. 6.983,07 0,32 22,11 29,72

Nasdaq-100 6.489,48 0,26 17,00 33,43

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 1,87 2,5 1,85 67,1

5 Jahre 2,24 0,3 2,24 31,9

7 Jahre 2,39 -0,7 2,40 14,5

10 Jahre 2,49 -1,4 2,50 4,2

30 Jahre 2,85 -3,1 2,88 -22,1

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:03 Uhr Mi, 17.10 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1872 +0,01% 1,1871 1,1881 +12,9%

EUR/JPY 134,67 +0,02% 134,64 134,62 +9,5%

EUR/CHF 1,1741 +0,34% 1,1701 1,1706 +9,6%

EUR/GBP 0,8878 -0,04% 0,8882 1,1286 +4,2%

USD/JPY 113,45 +0,01% 113,44 113,32 -3,0%

GBP/USD 1,3369 +0,03% 1,3365 1,3407 +8,4%

Bitcoin

BTC/USD 15.303,67 -4,00% 16.798,83 16.063,63 1.502,99

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 58,20 58,09 +0,2% 0,11 +2,3%

Brent/ICE 64,63 64,56 +0,1% 0,07 +10,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.267,28 1.266,40 +0,1% +0,88 +10,1%

Silber (Spot) 16,20 16,19 +0,1% +0,01 +1,7%

Platin (Spot) 918,50 919,25 -0,1% -0,75 +1,7%

Kupfer-Future 3,19 3,18 +0,3% +0,01 +26,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/ros/cln

(END) Dow Jones Newswires

December 21, 2017 12:17 ET (17:17 GMT)

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