24.05.2018 15:06:43

MÄRKTE USA/Wall Street gefangen zwischen taubenhafter Fed und Politik

NEW YORK (Dow Jones)--Die immer klarer zu Tage tretende Politik des Protektionismus von US-Präsident Donald Trump bremst die Stimmung an der Wall Street. Am Vortag bedurfte es schon eines unerwartet taubenhaft ausgefallenen Sitzungsprotokolls der US-Notenbank, um die Aktienindizes knapp ins Plus zu hieven. Die Handelsgespräche mit China kommen nicht recht voran, da macht Trump mit der Prüfung von Importzöllen auf Kraftfahrzeuge ein neues Fass auf. Auch das Gipfeltreffen zwischen dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un und Trump steht nach den jüngsten Äußerungen aus Nordkorea offenbar weiter auf der Kippe. Der isolierte Staat droht dagegen unverhohlen mit einer atomaren Auseinandersetzung. Dass der Aktienterminmarkt auf eine knapp behauptete Handelseröffnung deutet, schreiben Händler den Nachwehen des taubenhaften Fed-Protokolls zu.

Denn die Erwartung auf noch drei ausstehende Zinserhöhungen im laufenden Jahr anstatt der ursprünglich veranschlagten zwei reduzierte sich nach Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls am Vorabend. Mit der Hoffnung auf eine gemäßigtere Gangart bei der Straffung der US-Geldpolitik wagen sich bereits die ersten Optimisten wieder aus der Deckung: "Die globalen Finanzmärkte sind nach Korrekturen durch politische Ängste, Wachstumsbedenken und zuletzt durch Währungsturbulenzen in einem fragilen Zustand. Für das kommende Jahr sehen wir jedoch weiterhin eine günstigere Ausgangslage für die Weltwirtschaft, als es derzeit der Fall ist. Daher halten wir weiterhin daran fest, den globalen Aktienmarkt moderat überzugewichten", sagt Investmentstratege Steven Wieting von Citigroup Private Bank.

Die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten stehen entsprechend nachlassenden Straffungsfantasien der Geldpolitik nicht im Wege. Denn in den USA sind in der Vorwoche mehr Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt worden, obwohl Volkswirte einen Rückgang vorhergesagt hatten. Auch die Gesamtzahl der Bezieher von Arbeitslosenunterstützung nahm zu.

Zinserwartungen sinken

Die wieder gesunkenen Zinserhöhungserwartungen machen sich auch am Rentenmarkt bemerkbar. Nachdem die Kurse dort am Vortag kräftig gestiegen und die Renditen damit ebenso deutlich gesunken waren, stabilisieren sich die Notierungen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen gibt um knapp einen Basispunkt auf 2,99 Prozent nach. Damit werfen die US-Benchmarkanleihen erstmals wieder seit einigen Wochen weniger als 3 Prozent pro Jahr ab.

Am Devisenmarkt kommt der US-Dollar von seinen Jahreshöchsständen mit der Aussicht auf neue Handelskonflikte zurück, der ICE-Dollarindex verliert 0,2 Prozent. Der Euro legt zunächst auf das Tageshoch von 1,1746 Dollar zu nach Wechselkursen um 1,17 am Vorabend. Aktuell kommt die Gemeinschaftswährung auf 1,1728 Dollar zurück. Stützend dürfte wirken, dass Italien in Kürze wieder eine stabile Regierung haben wird, nachdem Präsident Sergio Mattarella den parteilosen Juristen Giuseppe Conte mit der Regierungsbildung beauftragt hat. Allerdings birgt das Regierungsprogramm ökonomischen und fiskalischen Sprengstoff, so dass sich die Begeisterung über die voranschreitende Regierungsbildung in Italien in Grenzen hält. Der nachgebende Greenback hilft dem Goldpreis auf die Sprünge, das Edelmetall verteuert sich um 0,4 Prozent auf 1.298 Dollar. Auch die geopolitischen Spannungen in Korea und der sich verschärfende Handelsstreit treiben Anleger in die Arme des vermeintlich sicheren Hafens. Auch die fallenden Zinserhöhungsfantasien helfen.

Anders die Situation am Erdölmarkt, wo die Preise deutlich nachgeben. Marktteilnehmer verweisen auf die unerwartet gestiegenen US-Vorräte am Vortag. Allerdings schielen Investoren auch Richtung St. Petersburg, wo sich die Ölminister Russlands und Saudi-Arabiens auf dem International Wirtschaftsforum treffen. Dort dürften die US-Sanktionen gegen den Iran zur Sprache kommen. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, das Erdölkartell Opec könnte die Förderung anheben, um die Preise nicht zu schnell steigen zu lassen und die Nachfrage zu stabilisieren. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligt sich um 1,5 Prozent auf 78,61 Dollar, US-Leichtöl der Sorte WTI um 1,2 Prozent auf 70,97 Dollar je Fass.

Keine schönen Aussichten bei Victoria's Secret

Unter den Einzelaktien stehen L Brands vorbörslich mit 6,5 Prozent unter Abgabedruck. Der Bekleidungskonzern, zu dem Marken wie Victoria's Secret sowie Bath & Body Works gehören, übertraf mit den Ergebnissen für das erste Quartal die Erwartungen des Marktes, enttäuschte aber mit dem Ausblick auf das Gesamtjahr 2018.

Mit einem kleinen Plus haben sich Kroger im nachbörslichen US-Handel am Mittwoch gezeigt. Der US-Einzelhändler setzt auf das Zukunftsgeschäft mit Kochboxen und übernimmt Home Chef, die Nummer drei in den USA hinter Hellofresh und Blue Apron. Die Aktie zeigt sich noch inaktiv. Nach Geschäftsausweis verlieren die Titel des Unterhaltungselektronikhändlers Best Buy 3,8 Prozent und Hormel Foods 2,5 Prozent.

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US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,51 -1,6 2,53 131,0

5 Jahre 2,82 -0,8 2,82 89,3

7 Jahre 2,94 -0,6 2,94 69,0

10 Jahre 2,99 -0,6 2,99 54,2

30 Jahre 3,14 -1,1 3,15 7,4

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:58 Mi, 17:17 % YTD

EUR/USD 1,1732 +0,24% 1,1716 1,1708 -2,4%

EUR/JPY 128,70 +0,01% 128,36 128,75 -4,9%

EUR/CHF 1,1616 -0,21% 1,1647 1,1643 -0,8%

EUR/GBP 0,8755 -0,09% 0,8764 1,1401 -1,5%

USD/JPY 109,68 -0,24% 109,55 109,95 -2,6%

GBP/USD 1,3400 +0,35% 1,3367 1,3349 -0,8%

Bitcoin

BTC/USD 7.335,32 -3,6% 7.676,39 7.924,04 -46,3%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 70,96 71,84 -1,2% -0,88 +18,7%

Brent/ICE 78,85 79,80 -1,2% -0,95 +20,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.298,35 1.293,39 +0,4% +4,96 -0,4%

Silber (Spot) 16,59 16,45 +0,8% +0,14 -2,1%

Platin (Spot) 909,80 903,00 +0,8% +6,80 -2,1%

Kupfer-Future 3,08 3,06 +0,5% +0,01 -7,4%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

May 24, 2018 09:07 ET (13:07 GMT)

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