08.02.2018 22:20:56
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MÄRKTE USA/Wall Street dreht endgültig in den Korrekturmodus
Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street ist am Donnerstag stramm auf Talfahrt gegangen. Der nervöse und damit volatile Handel der vergangenen Tage setzte sich zunächst fort, wich aber im Verlauf immer deutlicher einer heftigen Abwärtsbewegung. Der Volatilitätsindex, auch "Angstbarometer" genannt, sprang um 14 Prozent. Der Dow glitt zudem in den Korrekturmodus ab - er stürzte seit dem letzten Hoch am 26. Januar um 10 Prozent ab. Es überwogen aber weiterhin die beschwichtigenden Stimmen: "Ich zähle mich definitiv zum Lager derjenigen, die dies für eine gesunde Korrektur halten", versuchte Chefökonom Joe Brusuelas von RSM die Nerven vieler angespannter Anleger zu beruhigen. Auch die jüngsten Zinsängste wurden relativiert: "Ich denke nicht, dass steigende Zinsen dem Aktienmarkt das Knick brechen werden", sagte Anlagestratege Mark Heppenstall von Penn Mutual Asset Management.
Der Dow-Jones-Index sackte um 4,1 Prozent auf 23.861 Punkte ab, S&P-500 und Nasdaq-Composite gaben 3,8 bzw. 3,9 Prozent ab. Umgesetzt wurden 1,227 (Mittwoch: 1,136) Milliarden Aktien. Dabei standen den 342 (1.555) Kursgewinnern an der NYSE 2.683 (1.435) -verlierer gegenüber, unverändert schlossen 67 (113) Titel. Die aktuelle Marktphase schien ganz entscheidend von den Zinsentwicklungen bzw. den Spekulationen über selbige geprägt zu sein. Werfen vermeintlich sichere Anlagen wie Anleihen mehr ab, verlieren risikoreiche Papiere wie Aktien an Attraktivität. Am Donnerstag stiegen die Anleiherenditen zwischenzeitlich auf Jahreshoch, doch mit den abstürzenden Aktienkursen suchten immer mehr Anleger ihr Heil in der vermeintlichen Sicherheit des Rentenmarktes und drückten die Renditen somit zurück. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verlor letztlich im späten Geschäft einen Basispunkt auf 2,83 Prozent. Doch wollten Rentenhändler nicht von einer nachlassenden Zinsfantasie sprechen.
Fed-Vertreter spekulieren fleißig mit
Angeheizt wurden die Zinsspekulationen nicht nur von positiven Arbeitsmarktdaten - in den USA hatten in der Vorwoche deutlich weniger Bürger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt als erwartet -, sondern auch von der britischen Notenbank. Die Bank of England rechnete damit, dass die Zinsen schneller und höher steigen würden als von ihr zuletzt avisiert. Auch aus dem Kreise der US-Notenbank kamen wenigstens zum Teil ähnlich falkenhafte Töne: Fed-Präsident John Williams aus San Francisco sprach sich erneut für weitere Leitzinserhöhungen aus. Sein Kollege Patrick Harker aus Philadelphia deutete einen Zinsschritt im März an. Allerdings bremste Fed-Vertreter Neel Kashkari aus Minneapolis seine forschen Kollegen etwas aus, er bezeichnete den jüngsten US-Arbeitsmarktbericht als "bestenfalls durchwachsen."
Auch die politische Entwicklung drückte auf das Sentiment bei Aktien und verstärkte die Suche nach Sicherheit. Im Ringen um die Abwendung einer erneuten Haushaltssperre für die US-Bundesbehörden wurden zwar Fortschritte erzielt. Allerdings gab es noch keine Einigung beider Kongresskammern. Die Verhandlungen standen unter Zeitdruck, denn ohne eine von beiden Kongresskammern beschlossene Lösung drohte ab Donnerstagnacht (Mitternacht Ortszeit) eine erneute Haushaltssperre und damit ein Regierungsstillstand.
Erdöl immer billiger
Die Ölpreise haben ihre seit Jahresbeginn aufgelaufenen Gewinne mittlerweile nahezu vollständig abgegeben. Sie sanken die fünfte Sitzung in Folge auf den tiefsten Stand seit fünf Wochen. Auslöser der jüngsten Talfahrt neben dem zuletzt festen Dollar die erneut gestiegenen US-Lagerdaten in Verbindungen mit einer auf Rekordniveau gestiegenen Ölförderung in den USA. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 1,0 Prozent auf 61,15 Dollar, für europäisches Referenzöl der Sorte Brent ging es um 1,1 Prozent auf 64,81 Dollar nach unten.
Mit der Flucht in Sicherheit erholte sich der Goldpreis von anfänglichen Verlusten und zeigte sich im späten Geschäft unverändert bei 1.318 Dollar. Die Zinsfantasien verhinderten aber einen stärkeren Anstieg des Edelmetalls. Es drohte noch immer der größte Wochenverlust seit Anfang Dezember.
Während sich das Währungspaar Euro/Dollar kaum bewegte, gab der Greenback zum britischen Pfund mit den falkenhaften Äußerungen der Bank of England zunächst deutlich nach, nur um sich anschließend wieder zu erholen. Im späten Geschäft ging der Dollar bei 0,7192 Pfund um nach Wechselkursen um 0,72 am Vorabend. Im Tagestief war die US-Devisen mit 0,7111 Pfund gehandelt worden.
Twitter mit Kursfeuerwerk
Unter den Einzelwerten haussierten Twitter um 12,2 Prozent. Anleger feierten den ersten Quartalsgewinn des Kursnachrichtendienstes seit dem Börsengang im November 2013. Die Aktie von T-Mobile US gab nach der Veröffentlichung von starken Quartalszahlen dagegen um 5,1 Prozent nach. Das Gewinnziel für 2017 übertraf die Telekom-Tochter leicht, die Umsatzerwartung wurde aber verfehlt.
Die Tesla-Aktie zeigte sich mit einem Abschlag von 8,6 Prozent. Trotz Fortschritten ist der US-Elektroautobauer weit davon entfernt, Geld zu verdienen. Immerhin scheint die Gesellschaft die Produktionsprobleme beim Massenauto Model 3 allmählich in den Griff zu bekommen. Für die Aktie von Yelp ging es um 14,0 Prozent nach unten. Das Empfehlungsportal für Restaurants übertraf im vierten Quartal mit dem Umsatz zwar die Analystenerwartung knapp, verfehlte sie aber beim Gewinn.
Der Medienkonzern 21st Century Fox hat im vergangenen Quartal dank der Sparte TV-Kabelnetze mehr umgesetzt, allerdings lasteten höhere Kosten für Sportprogramme und Kinostarts auf der operativen Entwicklung. Die Titel verloren 4,2 Prozent. Nach einem schwachen Ausblick brachen die Pharmapapiere von Teva um 10,6 Prozent ein. Im Restaurantsektor wollen Yum Brands und Grubhub kooperieren, Grubhub sprangen um 27,4 Prozent, Yum sanken dagegen um 4,8 Prozent.
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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
DJIA 23.860,46 -4,15 -1032,89 -3,47
S&P-500 2.581,00 -3,75 -100,66 -3,46
Nasdaq-Comp. 6.777,16 -3,90 -274,83 -1,83
Nasdaq-100 6.306,10 -4,19 -275,92 -1,41
US-Anleihen
Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD
2 Jahre 2,12 0,0 2,12 92,0
5 Jahre 2,55 -0,2 2,55 62,9
7 Jahre 2,74 0,6 2,73 49,1
10 Jahre 2,83 -0,7 2,84 38,5
30 Jahre 3,14 2,4 3,11 6,8
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:18 Mi, 17:39 % YTD
EUR/USD 1,2242 -0,09% 1,2287 1,2281 +1,9%
EUR/JPY 133,22 -0,60% 134,72 134,41 -1,5%
EUR/CHF 1,1465 -0,83% 1,1589 1,1583 -2,1%
EUR/GBP 0,8806 -0,31% 0,8829 1,1302 -1,0%
USD/JPY 108,82 -0,51% 109,63 109,43 -3,4%
GBP/USD 1,3903 +0,22% 1,3915 1,3883 +2,9%
Bitcoin
BTC/USD 8.240,21 +5,04% 8.084,00 7.967,18 -42,63
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 60,41 61,79 -2,2% -1,38 -0,1%
Brent/ICE 64,25 65,51 -1,9% -1,26 -3,0%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.317,92 1.318,47 -0,0% -0,55 +1,2%
Silber (Spot) 16,39 16,38 +0,1% +0,02 -3,2%
Platin (Spot) 972,35 980,55 -0,8% -8,20 +4,6%
Kupfer-Future 3,07 3,09 -0,4% -0,01 -6,9%
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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com
DJG/DJN/flf
(END) Dow Jones Newswires
February 08, 2018 16:21 ET (21:21 GMT)
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