04.11.2020 18:41:41
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MÄRKTE USA/Kräftiges Plus trotz unklaren US-Wahlausgangs
NEW YORK (Dow Jones)--Trotz des weiter unklaren Ausgangs der US-Wahl setzt die Wall Street am Mittwoch ihre Gewinnserie fort. Der Dow-Jones-Index gewinnt gegen Mittag (Ortszeit New York) 2,9 Prozent auf 28.269 Punkte. Der S&P-500 legt um 3,4 Prozent zu, der Nasdaq-Composite klettert um 4,4 Prozent. Mit der Hängepartie um das Weiße Haus dürfte sich jedoch die Volatilität deutlich erhöhen.
Angeführt wird der Markt vom Pharmasektor, der 5,3 Prozent im Plus liegt. Der Sektor profitiert nach Angaben von Beobachtern davon, dass es bei der US-Wahl nicht zu einer "Blauen Welle" gekommen ist. Bei einer Blauen Welle hätten die Demokraten Ausgaben im Gesundheitsbereich leichter kappen können.
Gefragt sind auch Technologiewerte mit Kursgewinnen von durchschnittlich 3,8 Prozent. Hier stütze die Erleichterung darüber, dass das Risiko einer stärkeren Regulierung der Branche nach der Wahl wohl abgenommen habe.
Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden liefern sich weiter ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Zwar sind noch nicht alle Stimmen ausgezählt, aber bisher sieht es danach aus, dass weder Republikaner noch Demokraten von den Wählern ein eindeutiges Mandat für einen radikalen politischen Kurswechsel bekommen haben. Die Demokraten dürften im Repräsentantenhaus auch künftig die Mehrheit haben, während der Senat weiter von den Republikanern kontrolliert werden dürfte. Gleichzeitig lassen die bisher ausgezählten Stimmen den Schluss zu, dass die Chancen des demokratischen Kandidaten Joe Biden auf den Wahlsieg gestiegen sind.
Für die Märkte wäre eine "geteilte" Regierung besser, als wenn beide Häuser des Kongresses von einer Partei kontrolliert würden, meint Mark Travis von Intrepid Capital. Er hält das Zustandekommen eines weiteren Konjunkturpakets auch bei einer republikanischen Mehrheit im Senat für möglich. Gleichzeitig wäre das Risiko von Steuererhöhungen geringer. Unterstützungsmaßnahmen für die Wirtschaft wären auch dann wichtig, wenn Biden die Wahl gewinne. Sorge bereite ihm ein möglicher Lockdown, so Travis. Dieser wäre unter einem Präsidenten Biden eher wahrscheinlich, vermutet er.
Keinen Impuls setzen die US-Konjunkturdaten. Die Unternehmen haben im Oktober deutlich weniger Stellen geschaffen als erwartet. Es entstanden im Vergleich zum Vormonat nur 365.000 Stellen, so der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing Inc (ADP). Analysten hatten ein Plus von 600.000 Jobs erwartet. Das Handelsbilanzdefizit für September lag im Rahmen der Erwartungen. Die Einkaufsmanagerindizes von Markit und ISM für das nichtverarbeitende Gewerbe wiesen keinen einheitlichen Trend auf. Der ISM-Index sank im Oktober überraschend deutlich, während sein von Markit ermitteltes Pendant stärker als erwartet stieg. Beide lagen aber klar im expansiven Bereich.
Die Blicke der Anleger dürften aber schon auf das Ergebnis der Sitzung der US-Notenbank am Donnerstag gerichtet sein. "Ohne ein neues US-Konjunkturprogramm liegt der Ball nun wieder bei der Fed", sagt Chris Gaffney von der TIAA Bank. "Vielleicht wird die Fed die Wirtschaft stärker unterstützen müssen, als es mit einem Konjunkturprogramm nötig gewesen wäre", ergänzt der Teilnehmer.
Dollar büßt Gewinne wieder ein
Der Dollar gibt anfängliche Gewinne wieder ab. Der Dollar-Index sinkt um 0,2 Prozent. Das Ergebnis bleibe ungewiss, was die Aussicht auf einen langen und umkämpften Wahlausgang erhöhe und den "sicheren Hafen Dollar" tendenziell stützen sollte, heißt es. "Ein zweites Trump-Mandat wird sich wahrscheinlich weiter als positiv für den Dollar erweisen, während ein Biden-Sieg den Greenback dazu zwingen könnte, einen Teil seiner Erholung abzugeben", merkt die Unicredit an.
Die Ölpreise ziehen im Gefolge der Aktienkurse kräftig an. Stützend wirke der Rückgang der US-Rohöllagerbestände, den die staatliche Energy Information Administration gemeldet hat. Analysten hatten mit einem Anstieg der Vorräte gerechnet. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt um 3,6 Prozent auf 39,00 Dollar, Brent legt um 3,7 Prozent auf 41,19 Dollar zu.
Eine deutliche Reaktion habe man bei den US-Anleihen gesehen, wo die Renditen auf 0,94 Prozent gesprungen seien, bevor sie dann wieder unter 0,80 Prozent gefallen seien, so Esty Dwek, Head of Global Market Strategy bei Natixis Investment Managers. Hier sei eine "Blaue Welle", ein Sieg Bidens und eine Mehrheit der Demokraten in Repräsentantenhaus und Senat, ausgepreist worden. Die Rendite zehnjähriger Papiere verliert 12,6 Basispunkte auf 0,77 Prozent.
Der Goldpreis sinkt um 0,7 Prozent auf 1.895 Dollar je Feinunze. Investoren seien mit großen Gold-Positionen in die Wahl gegangen und verkauften nun das Edelmetall angesichts der bestehenden Unsicherheiten und schichteten in den liquideren Dollar um. "Wir haben mehr Ungewissheit als gedacht, und solange diese bestehen bleibt, wird sich der Dollar in einer guten Position befinden, während Gold zu kämpfen haben wird", heißt es von der Saxo Bank.
Biogen haussieren - Neue Chance für Alzheimer-Medikament?
Im Pharmasektor springen die Aktien von Biogen um 40 Prozent nach oben. Vertreter der US-Gesundheitsbehörde FDA haben sich positiv zum Alzheimer-Medikament Aducanumab geäußert, über das ein FDA-Ausschuss am Freitag beraten wird. Biogen und die japanische Eisai arbeiten seit 2017 gemeinsam an der Entwicklung des Medikaments, die Anfang vergangenen Jahres nach Rückschlägen während der Phase-III-Studie vorübergehend eingestellt und Ende 2019 wieder aufgenommen wurde.
Die Aktien der Fahrdienstleister Uber und Lyft verteuern sich um 14,8 und 11,7 Prozent. Im US-Bundesstaat Kalifornien haben die Wähler zeitgleich mit der Präsidentschaftswahl in einem Volksentscheid dafür gestimmt, dass die Fahrer der beiden Unternehmen rechtlich auch künftig als selbständige Vertragsnehmer gelten. Vor der Abstimmung hatten die beiden Titel unter Druck gestanden, weil die Behandlung der Fahrer als Angestellte nach Ansicht von Beobachtern das Geschäftsmodell der Unternehmen gefährdet hätte.
Die Berichtssaison tritt mit dem ungewissen Wahlausgang etwas in den Hintergrund. Die Aktien von Super Micro Computer schießen um 21 Prozent nach oben. Die Server- und Datenspeicher-Gesellschaft übertraf mit ihren Erstquartalszahlen die Markterwartungen und überraschte auch mit dem Ausblick positiv. Das Unternehmen rechnet auch angesichts der Corona-Krise mittelfristig mit einem beschleunigten Wachstum.
RealNetworks verlieren 17,8 Prozent. Das Unternehmen, das Techniklösungen im Bereich digitaler Medien anbietet, verbuchte in der dritten Periode bei fortgesetzten Aktivitäten einen Verlust.
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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
DJIA 28.269,23 2,87 789,20 -0,94
S&P-500 3.483,15 3,38 113,99 7,81
Nasdaq-Comp. 11.652,89 4,41 492,32 29,87
Nasdaq-100 11.833,16 4,90 553,25 35,50
US-Anleihen
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD
2 Jahre 0,14 -2,8 0,16 -106,5
5 Jahre 0,33 -7,0 0,40 -159,8
7 Jahre 0,56 -10,5 0,66 -169,2
10 Jahre 0,77 -12,6 0,90 -167,5
30 Jahre 1,54 -14,2 1,68 -152,5
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:24 Di, 17:08 % YTD
EUR/USD 1,1716 -0,10% 1,1641 1,1729 +4,5%
EUR/JPY 122,49 -0,13% 122,13 122,65 +0,5%
EUR/CHF 1,0686 -0,13% 1,0665 1,0704 -1,6%
EUR/GBP 0,9015 +0,50% 0,8966 0,8980 +6,5%
USD/JPY 104,55 -0,07% 104,93 104,57 -3,9%
GBP/USD 1,2995 -0,58% 1,2988 1,3065 -1,9%
USD/CNH (Offshore) 6,6349 -0,57% 6,7188 6,6788 -4,8%
Bitcoin
BTC/USD 14.232,25 +2,90% 13.822,00 13.703,50 +97,4%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 39,00 37,66 +3,6% 1,34 -30,9%
Brent/ICE 41,19 39,71 +3,7% 1,48 -38,9%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.895,34 1.909,30 -0,7% -13,97 +24,9%
Silber (Spot) 23,87 24,28 -1,7% -0,40 +33,8%
Platin (Spot) 871,50 874,03 -0,3% -2,53 -9,7%
Kupfer-Future 3,11 3,09 +0,5% +0,01 +10,0%
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/cln/ros
(END) Dow Jones Newswires
November 04, 2020 12:41 ET (17:41 GMT)
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