29.05.2018 22:11:43
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MÄRKTE USA/Italiens Politdrama verunsichert Wall Street
NEW YORK (Dow Jones)--An einem düsteren Dienstag ist Italien nahezu das einzige Thema an der Wall Street gewesen. Nach dem montäglichen Feiertag musste der US-Markt die Hiobsbotschaften seit Sonntag verarbeiten. Die politische Krise in dem südeuropäischen Land sorgte an den Börsen weltweit für Verunsicherung und Ratlosigkeit. Nach der gescheiterten Regierungsbildung dürfte es in den kommenden Monaten in dem Land zu einer Neuwahl kommen.
Diese könnte letztlich dazu führen, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Europäischen Union den Euro aufgibt, was wiederum heftige Verwerfungen an den Finanzmärkten zur Folge haben dürfte. Die Anleger reagierten mit Verkäufen von Aktien und gingen in vermeintlich sichere Anlagen wie US-Anleihen, Gold, Dollar und Yen.
Der Dow-Jones-Index verlor 1,6 Prozent auf 24.361 Punkte. Der S&P-500 gab 1,2 Prozent auf 2.690 Punkte nach. Der technologielastige Nasdaq-Composite hielt sich mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 7.397 Punkten noch recht gut. Im späten Geschäft kamen Käufer herein, die das gesunkene Niveau nutzten - vor allem auch bei Technologiewerten. Umgesetzt wurden 938 (Freitag: 718) Millionen Aktien. Auf 1.234 (1.352) Kursgewinner kamen 1.732 (1.581) -verlierer. Unverändert schlossen 112 (132) Titel.
"Das ist definitiv ein Rückschlag für Europa", sagte Marktstratege Vincent Juvyns von JP Morgan Asset Management zur politischen Entwicklung. Es werde wohl eine Klärung der politischen Lage in Italien nötig sein, bevor der Markt einen Boden finde.
Freilich trug auch die politische Lage in anderen Teilen der Welt nicht zur Aufhellung der Börsenstimmung bei. In Spanien muss sich Ministerpräsident Mariano Rajoy voraussichtlich einem Misstrauensvotum stellen. Daneben ist noch immer ungewiss, ob das für den 12. Juni geplante Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un nun doch zustandekommt oder endgültig scheitert.
Bei den wenig beachteten Konjunkturdaten stieg der Case-Shiller-Hauspreisindexim März im Vergleich zum Vorjahr etwas stärker als erwartet. Der Index des Verbrauchervertrauens für Mai entsprach exakt der Prognose.
Yen, Gold und Treasurys als Nutznießer der Unsicherheit
Die Unsicherheit um Italien und Spanien lastete auf dem Euro und drückte die Gemeinschaftswährung auf den tiefsten Stand seit zehn Monaten. Zeitweise wurden für einen Euro nur 1,1510 Dollar gezahlt. Im späten Geschäft waren es 1,1537 Dollar. Mögliche Neuwahlen in Italien noch in diesem Jahr dürften laut Societe Generale als Abstimmung über die EU-Mitgliedschaft des Landes gesehen werden, denn die populistischen Parteien könnten bis dahin noch mehr Zustimmung finden.
Infolge der Entwicklung in Italien wird die EZB nach Meinung der Analysten vorerst davon absehen, eine Normalisierung ihrer Geldpolitik zu avisieren. Damit dürfte der Euro zusätzlich unter Druck geraten. Die französische Bank hält es für wahrscheinlicher, dass den Euro bis zum Ende des Sommers auf 1,10 Dollar fällt als dass er sich auf 1,20 Dollar erholt. Allerdings kündigte EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger an, an dem schrittweisen Ende der Anleihekäufe festhalten zu wollen. Noch mehr gesucht als der Dollar war die Fluchtwährung Yen. Der Dollar fiel erstmals seit April wieder unter 109 Yen und näherte sich zwischenzeitlich der 108er-Marke.
Gold war ebenfalls Nutznießer der politischen Ereignisse, ungeachtet des starken Dollar. Der Preis für eine Feinunze stieg um 0,2 Prozent auf 1.300 Dollar.
Das gestiegene Sicherheitsbedürfnis trieb die Anleger vor allem auch in den US-Anleihemarkt. Dort sackte mit steigenden Notierungen die Rendite zehnjähriger US-Titel um 15 Basispunkte ab auf 2,78 Prozent.
Uneinheitlich tendierten die Preise am Ölmarkt. Während die US-Sorte WTI abermals unter der Angst vor einem Überangebot litt und sich um 1,7 Prozent auf 66,73 Dollar je Barrel ermäßigte, zeigte sich der Preis für die europäische Sorte Brent mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 75,36 Dollar stabil. In der vergangenen Woche hatten die Ölpreise kräftig nachgegeben, nachdem bekanntgeworden war, dass Saudi-Arabien und Russland höhere Fördermengen erwägen. Michael McCarthy, Chef-Marktstratege bei CMC Markets, zeigte sich erstaunt von der Entwicklung. Brent reagiere nämlich normalerweise stärker auf eine höhere Förderung in Russland und Saudi-Arabien.
Bankenwerte raus aus den Depots
Besonders schwach schnitten Bankenwerte ab. Die Börsianer fürchten um Risiken in den Portfolios der Institute, etwa durch sinkende Anleihen-Notierungen aus den Ländern, die nun gemieden werden. Aber auch die sinkenden Renditen in den Fluchtländern wie den USA sind für Banken negativ. Im Dow verloren JP Morgen 4,3 Prozent und Goldman Sachs 3,4 Prozent. Bei den übrigen Aktien des Sektors gaben Morgan Stanley 5,8 Prozent ab und Prudential Financial 5,0 Prozent.
Supervalu rückten gegen den Trend um 1,4 Prozent vor. Die aktivistische Investmentgesellschaft Blackwells hat ihren Anteil an dem Lebensmitteleinzelhändler nach eigenen Angaben auf 7,3 Prozent erhöht und will sechs eigene Kandidaten im Board des Unternehmens unterbringen.
Allergan verloren 1,9 Prozent. Der Pharmahersteller ruft in den USA eine Charge des Verhütungsmittels Taytulla zurück, weil in den Packungen einige der Pillen lediglich Placebos waren.
Die Analysten von Jefferies haben Ford auf "Buy" erhöht, nachdem sie die Gewinnprognose für die kommenden beiden Jahre um 6 bis 12 Prozent angehoben haben. Die Bank sieht zwar einen Mangel an Begeisterung der Anleger für Ford, glaubt aber, dass Fords aggressive Kostensenkungsziele die Gewinnmargen mehr steigern könnten als die meisten Investoren erwarten. Die Aktie verlor 0,6 Prozent, während die Titel des Wettbewerbers GM um 2,4 Prozent nachgaben.
Die Micron-Aktie setzte ihren Höhenflug fort und gewann weitere 2,1 Prozent. Im Mai hat das Papier bislang 37 Prozent zugelegt, nachdem der Halbleiterkonzern in diesem Monat den Ausblick angehoben und einen Aktienrückkauf im Umfang von 10 Milliarden Dollar angekündigt hat.
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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
DJIA 24.361,45 -1,58 -391,64 -1,45
S&P-500 2.689,86 -1,16 -31,47 0,61
Nasdaq-Comp. 7.396,59 -0,50 -37,26 7,14
Nasdaq-100 6.926,54 -0,49 -34,38 8,29
US-Anleihen
Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD
2 Jahre 2,31 -16,9 2,48 110,9
5 Jahre 2,60 -16,1 2,76 67,8
7 Jahre 2,73 -15,4 2,88 47,8
10 Jahre 2,78 -14,6 2,93 33,7
30 Jahre 2,97 -12,1 3,09 -9,9
DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:11 Mo, 17.44 % YTD
EUR/USD 1,1537 -0,74% 1,1638 1,1628 -4,0%
EUR/JPY 125,30 -1,45% 126,89 127,14 -7,4%
EUR/CHF 1,1433 -1,01% 1,1553 1,1549 -2,4%
EUR/GBP 0,8706 -0,32% 0,8736 1,1445 -2,1%
USD/JPY 108,60 -0,71% 109,04 109,34 -3,6%
GBP/USD 1,3253 -0,43% 1,3321 1,3308 -1,9%
Bitcoin
BTC/USD 7.485,18 +4,1% 7.124,21 7.278,83 -45,2%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 66,83 67,88 -1,5% -1,05 +11,8%
Brent/ICE 75,36 75,30 +0,1% 0,06 +15,5%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.300,43 1.298,11 +0,2% +2,32 -0,2%
Silber (Spot) 16,41 16,48 -0,4% -0,07 -3,1%
Platin (Spot) 907,25 906,00 +0,1% +1,25 -2,4%
Kupfer-Future 3,05 3,08 -0,8% -0,02 -8,2%
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/raz
(END) Dow Jones Newswires
May 29, 2018 16:11 ET (20:11 GMT)
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Ford Motor Co. | 10,53 | -0,28% | |
Goldman Sachs | 576,20 | 0,03% | |
HP Inc (ex Hewlett-Packard) | 33,60 | 2,66% | |
JPMorgan Chase & Co. | 236,70 | -0,46% | |
Micron Technology Inc. | 94,36 | 2,04% | |
Morgan Stanley | 124,82 | -0,24% | |
Prudential Financial Inc. | 122,70 | 0,20% |