03.06.2015 22:48:46

MÄRKTE USA/Griechenland-Hoffnungen stützen Wall Street

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street ist am Mittwoch den positiven Vorgaben aus Europa gefolgt. Das eher seltene Phänomen trieb US-Aktien nach oben, weil Anleger auf eine Rettung Griechenlands vor der Staatspleite in letzter Sekunde setzten. Allerdings ließ der Optimismus im späten Handel nach, die Kurse kamen etwas zurück. Befeuert wurden entsprechende Spekulationen unter anderem von Frankreichs Präsident François Hollande. Der zeigte sich zuversichtlich, dass die Griechenlandkrise kurzfristig gelöst werden könne. In den nächsten Tagen oder sogar Stunden könnte eine Einigung erzielt werden, sagte Hollande.

   "Europa bestimmt den Handel. Es scheint so, dass Griechenland Mitglied der Eurozone bleibt", sagte Derivatestratege John Brady von R.J. O'Brien. Der Dow-Jones-Index stieg um 0,4 Prozent auf 18.076 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite rückten um 0,2 bzw. 0,4 Prozent vor. Umgesetzt wurden 685 (Dienstag: 728) Millionen Titel. An der NYSE standen 1.595 (1.702) Kursgewinnern 1.559 (1.442) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 94 (107) Titel.

   Aus den US-Konjunkturdaten konnten sich Anleger dagegen keinen rechten Reim machen. Verhalten positiv werteten Händler den Arbeitsmarktbericht des privaten Dienstleisters ADP. Zwar wurden die Erwartungen an den Stellenaufbau im Mai verfehlt, dennoch hatten die US-Unternehmen ihren Personalbestand merklich aufgestockt. "Der Jobmarkt hat einen soliden Zuwachs im Mai erzielt", sagt Chefökonom Mark Zandi von Moody's Analytics. Letztlich warte der Markt auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht am Freitag, hieß es.

   Die US-Dienstleister verloren derweil im Mai an Schwung. Die Stimmung in den Chefetagen blieb aber auf einem Sechsmonatshoch. Der vom Markit-Institut veröffentlichte Einkaufsmanagerindex wurde leicht nach unten revidiert. Ähnlich unklar das Bild, welches der ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe lieferte. Die Geschäfte der US-Dienstleister waren im Mai solide gewachsen, wenngleich die Dynamik etwas stärker als erwartet nachgelassen hatte. Das deutlich verringerte US-Handelsbilanzdefizit blieb ohne Auswirkungen am Markt. Das galt auch für das "Beige Book" der US-Notenbank. In ihrem Konjunkturbericht skizzierte die Federal Reserve ein etwas optimistischeres Bild der US-Wirtschaft. Echte Hinweise zum Zeitpunkt der Zinswende machten Händler nicht aus.

   Am Rentenmarkt setzte sich der jüngste globale Ausverkauf ungebremst fort. Bereits den dritten Tag in Folge stürzten US-Staatsanleihen ab, die Rendite zehnjähriger US-Titel sprang um weitere zehn Basispunkte auf 2,37 Prozent und erklomm den höchsten Stand seit November 2014. Händler waren etwas ratlos und verwiesen auf die Entwicklung deutscher Bundesanleihen. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hatte Anleger auf eine höhere Volatilität am Rentenmarkt eingestimmt. Zugleich sprach er von einem sich aufklarenden Konjunkturhimmel und einer steigenden Inflationserwartung. Auch die Griechenlandhoffnungen drückten.

   "Es gibt Anleger, die wegen der überhöhten Bewertungen unbedingt verkaufen wollen. Wie Draghi schon sagte, es ist Zeit, sich an hohe Volatilität zu gewöhnen", versuchte Rentenstratege Brian Edmonds die Stimmung einzufangen. Das Sentiment für US-Anleihen sank laut J.P. Morgan auf den tiefsten Stand seit neun Jahren. In einer wöchentlichen Umfrage stieg der Anteil der Marktteilnehmer, die auf fallende Rentenkurse setzen, auf 41 von zuvor 24 Prozent. Auf steigenden Notierungen glauben nur noch 9 Prozent - die Diskrepanz beider Lager war die größte seit Mai 2006.

   Der Dollar neigte weiter zur Schwäche, der Euro machte einen Satz über die Marke von 1,12 Dollar nach einem Tagestief von 1,1080 Dollar. Zuletzt wurde am mit 1,1271 Dollar gehandelt. Die Aussagen Draghis mussten bei einigen Händlern als Begründung für die Euro-Rally herhalten, andere verneinten einen Zusammenhang, denn die Kommentare des Italieners hätten eigentlich nichts Neues gebracht. Etwas Euro-Rückenwind sei sicherlich von den Hoffnungen um Griechenland gekommen, hieß es.

   Der Goldpreis bewegte sich trotz Dollarschwäche talwärts. Die Feinunze schloss 0,8 Prozent unter Vortagesschluss auf 1.185 Dollar und damit auf dem niedrigsten Stand seit mehr als drei Wochen. Belastet wurden die Goldnotierungen durch die steigenden Zinsen am Rentenmarkt und steigenden Konjunkturerwartungen.

   Die Ölpreise gerieten mit frischen Lagerbestandsdaten aus den USA unter Druck. Zwar waren die US-Rohölvorräte laut staatlichen Stellen in der Vorwoche gefallen, Analysten hatten aber mit einem stärkeren Rückgang gerechnet. Am Vorabend hatte das American Petroleum Institute dagegen einen unerwarteten Anstieg der wöchentlichen US-Vorräte bekannt gegeben. Insgesamt verharrte die US-Förderung trotz einer sinkenden Anzahl aktiver Bohrlöcher auf hohem Niveau. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI fiel um 2,6 Prozent auf 59,64 Dollar. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 2,6 Prozent auf 63,80 Dollar. Anleger seien in Sorge, dass das Erdölkartell Opec auf seiner Sitzung am Freitag trotz des hohen Angebots die Förderquoten unangetastet lassen werde, hieß es. Dazu gesellten sich Befürchtungen, der Iran könnte schon bald mit einer deutlich gesteigerten Förderung an die Märkte zurückkehren.

   Unter den Einzelaktien ging es für Guess um 2,3 Prozent nach oben. Der Bekleidungshersteller hatte mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen geschlagen. Wendy's zogen um 3,3 Prozent an, die Schnellrestaurantkette will eigene Aktien im Umfang von bis zu 1,4 Milliarden Dollar zurückkaufen. Vera Bradley brachen um 14 Prozent ein, der auf Handtaschen spezialisierte Einzelhändler verbuchte im ersten Quartal rote Zahlen und verschreckte mit einem schwachen Ausblick.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 18.076,27 0,36 64,33 S&P-500 2.114,08 0,21 4,48 Nasdaq-Comp. 5.099,23 0,45 22,71 Nasdaq-100 4.519,86 0,24 10,98

Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 5/8% 2-jähr. 99 29/32 -01/32 0,676% +1,9BP 1% 3-jähr. 99 27/32 -04/32 1,051% +4,6BP 1 1/2% 5-jähr. 99 03/32 -13/32 1,690% +8,4BP 1 7/8% 7-jähr. 98 15/32 -21/32 2,112% +10,3BP 2 1/8% 10-jähr. 97 26/32 -29/32 2,366% +10,5BP 2 1/2% 30-jähr. 97 29/32 1-22/32 3,106% +8,7BP

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.55 Uhr Di, 17.05 Uhr EUR/USD 1,1271 0,91% 1,1170 1,1121 EUR/JPY 140,05 1,15% 138,46 138,04 EUR/CHF 1,0533 1,15% 1,0413 1,0391 USD/JPY 124,25 0,26% 123,94 124,13 GBP/USD 1,5334 -0,16% 1,5359 1,5330 === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf

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   June 03, 2015 16:18 ET (20:18 GMT)

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