13.03.2020 18:06:45

MÄRKTE USA/Erholungsbewegung nach "Schwarzem Donnerstag"

NEW YORK (Dow Jones)--Mit einer Erholung zeigen sich die Indizes an der Wall Street, nachdem am Vortag der "schwärzeste" Handelstag seit mehr als drei Jahrzehnten verzeichnet worden war. Allerdings steht weiterhin jede Aufwärtsbewegung auf wackeligen Beinen, denn die Belastungsfaktoren einer sich weiterhin ausbreitenden Corona-Pandemie und die negativen Auswirkungen auf die globale Konjunktur sorgen weiter für einen verstärkten Rückzug der Investoren aus dem Aktienmarkt. Der Markt setzt zur Stützung vor allem auf Konjunkturprogramme der Regierungen, um die negativen Folgen abzufedern, heißt es.

Mit Spannung wird zudem auf eine Pressekonferenz von US-Präsident Donald Trump im Verlauf gewartet. Am Markt kursierten dabei Spekulationen, Trump werde aufgrund des sich in den USA immer stärker ausbreitenden Coronavirus in den USA den Notstand ausrufen. Dies drückte zwischenzeitlich deutlicher auf die Indizes. Mit Blick auf ein anstehendes Konjunkturprogramm der USA sagte Analystin Fiona Cincotta von City Index: "Zwar kommt Washington etwas spät zur Party, doch sie sind weiterhin sehr willkommen".

Nach Aussage von US-Finanzminister Steven Mnuchin steht die Regierung unmittelbar vor einer Einigung mit den oppositionellen Demokraten für ein Stimulusprogramm. Das Paket würde Coronaviren-Tests für alle, die sie benötigen, kostenlos machen, bezahlten Krankenstand ermöglichen sowie eine Arbeitslosenversicherung für beurlaubte Arbeitnehmer vorsehen. Es beinhaltet allerdings keine Aussetzung der Lohnsteuer, ein Vorschlag von US-Präsident Donald Trump, der im Kongress nur auf wenig Resonanz stieß.

Für den Dow-Jones-Index geht es am Mittag Ortszeit um 3,6 Prozent auf 21.957 Punkte nach oben. Am Vortag war der Index allerdings um 10 Prozent eingebrochen - der größte Tagesverlust seit dem Crash im Oktober 1987. Der S&P-500 steigt um 3,6 Prozent und der Nasdaq-Composite legt um 3,5 Prozent zu.

Die Märkte hoffen auf weitere Maßnahmen. Nachdem die US-Notenbank am Donnerstag zur Bewältigung der Coronakrise und der damit verbundenen Folgen für die Wirtschaft zusätzliche Liquidität in den Markt gepumpt hatte, folgte am Freitag zunächst die australische Notenbank. Die People's Bank of China senkte die Mindestreserveanforderungen für einige Banken und die Norges Bank den Leitzins. Bei der regulären Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche wird mit einer weiteren Zinssenkung um 75 Basispunkte gerechnet.

Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im März zwar eingetrübt, der von der Uni Michigan berechnete Index blieb allerdings leicht über der Prognose. Die US-Verbraucher spielen eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft, weil rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom Privatkonsum abhängen. Die Daten haben aber kaum Einfluss auf das Handelsgeschehen.

Adobe nach Zahlen gesucht

Besonders gesucht bei den Branchen sind Aktien von Banken (plus 7,2 Prozent), Automobilwerte (plus 1,4 Prozent) und Halbleiteraktien (plus 4,0 Prozent). Die jüngst abgestürzte Boeing-Aktie erholt sich um 5,9 Prozent. Allerdings hatten die Titel an den vergangenen beiden Handelstagen rund 36 Prozent verloren.

Bei den Einzelwerten steigen Adobe Systems um 7,5 Prozent. Die Softwareschmiede hat die Markterwartung in der Auftaktperiode geschlagen, allerdings fiel der Ausblick auf das laufende Quartal wegen der Coronakrise schwächer als gedacht aus.

Broadcom gewinnen 5,7 Prozent und bleiben damit etwas hinter dem Markt zurück. Der Halbleiterkonzern kassierte seine Jahreszielsetzung und stellte Erlöse unter Markterwartung in Aussicht. Auch die Erstquartalszahlen verfehlten die Prognosen.

Oracle hat im dritten Quartal mit einem Umsatzanstieg von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr den größten Zuwachs seit rund zwei Jahren verzeichnet. Dieser kletterte auf 9,8 Milliarden Dollar, nach 9,62 Milliarden Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilte der Softwarekonzern mit. In den vergangenen sechs Quartalen hatten die Einnahmen um jeweils weniger als 0,5 Prozent zugelegt. Die Aktie gewinnt 12,9 Prozent.

Die Titel von Slack Technologies stürzen um 17,4 Prozent ab. "Man hätte sich bei so einem Geschäftsmodell deutlich mehr versprochen", so ein Händler. Angesichts der Coronakrise habe es massenhafte Umschichtungen in Aktien von Unternehmen für Heimarbeit gegeben - also solche aus den Bereichen Videokonferenz, Cloud und Home Office, die von der Krise profitieren könnten. "Der Ausblick war aber viel zu vorsichtig - vor allem der Hinweis, es dauere noch, um aus Nutzern auch zahlende Kunden zu machen", heißt es im Handel.

Anleihen werden abverkauft

Nach den jüngsten deutlichen Gewinnen am US-Anleihemarkt geht es für die Notierungen nun kräftiger nach unten. Die Rendite zehnjähriger Papiere steigt um 16,2 Basispunkte auf 0,95 Prozent. Wenn nicht die Sorgen um die Liquidität und die negativen Auswirkungen der Coronavirus-Krise wären, könnte man das als logischen Schritt interpretieren, dass die Fed die Zinsen auf Null senken wird, heißt es von BMO Capital Markets. Es sei in gewisser Weise "eine Rückkehr zur traditionellen Reaktion auf eine Lockerung der Fed".

Nach den jüngsten massiven Abgaben erholen sich die Ölpreise zum Wochenausklang leicht. Stärkere Gewinne konnten allerdings nicht behauptet werden. WTI steigt um 1,0 Prozent auf 31,82 Dollar, Brent um 2,0 Prozent auf 33,88 Dollar. Dennoch dürfte auf Wochensicht das kräftigste Minus seit 2008 zu Buche stehen. Belastet wird das Sentiment weiterhin von einem sich immer deutlicher abzeichnenden weltweiten Konjunkturabschwung und einem drohenden Preiskrieg zwischen den Saudi-Arabien und Russland.

Der Goldpreis gibt zwischenzeitliche Aufschläge wieder und dreht deutlich ins Minus. Investoren würden weiterhin "alles verkaufen", so ein Teilnehmer. Dabei spielten auch mögliche Notverkäufe von Anlegern eine Rolle, die Liquidität an anderer Stelle benötigten, heißt es. Dazu kommt der weiter etwas festere Dollar. Der Preis für die Feinunze fällt um 3,4 Prozent auf 1.524 Dollar.

Der Dollar baut seine Gewinne als vermeintlich "sicherer Hafen" leicht aus. Der Euro rutscht im Gegenzug auf 1,1071 Dollar, nach 1,1177 Dollar am späten Vorabend.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 21.957,23 3,57 756,61 -23,06

S&P-500 2.569,90 3,60 89,26 -20,46

Nasdaq-Comp. 7.450,36 3,45 248,55 -16,97

Nasdaq-100 7.542,53 3,84 278,88 -13,63

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 0,53 5,7 0,47 -67,6

5 Jahre 0,68 7,7 0,60 -124,6

7 Jahre 0,93 18,2 0,75 -131,3

10 Jahre 0,95 16,2 0,79 -149,1

30 Jahre 1,72 28,8 1,43 -134,5

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 9:20 Uhr Do, 18:20 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1071 -0,94% 1,1196 1,1157 -1,3%

EUR/JPY 119,20 +1,75% 118,53 117,68 -2,2%

EUR/CHF 1,0569 +0,02% 1,0579 1,0574 -2,6%

EUR/GBP 0,8957 +0,79% 0,8871 0,8859 +5,8%

USD/JPY 107,66 +2,71% 105,88 105,46 -1,0%

GBP/USD 1,2361 -1,72% 1,2619 1,2594 -6,7%

USD/CNH (Offshore) 7,0266 -0,01% 7,0044 7,0181 +0,9%

Bitcoin

BTC/USD 5.266,76 -8,85% 5.418,76 6.162,01 -27,0%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 31,82 31,50 +1,0% 0,32 -47,3%

Brent/ICE 33,88 33,22 +2,0% 0,66 -47,6%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.523,80 1.577,48 -3,4% -53,68 +0,4%

Silber (Spot) 14,71 15,79 -6,8% -1,08 -17,6%

Platin (Spot) 757,10 773,40 -2,1% -16,30 -21,5%

Kupfer-Future 2,46 2,47 -0,6% -0,01 -12,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/ros/raz

(END) Dow Jones Newswires

March 13, 2020 13:07 ET (17:07 GMT)

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