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06.12.2017 15:13:45

MÄRKTE USA/An der Wall Street dürfte die Durststrecke anhalten

Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--An der Wall Street scheint die Luft endgültig raus zu sein. Nach einer eineinhalbtägigen Talfahrt deutet der Aktienterminmarkt auf eine Fortsetzung der Durststrecke am Mittwoch zur Handelseröffnung am Kassamarkt hin. Auch die technologielastige Nasdaq dürfte mit Abgaben in den Handel starten. An den asiatischen Börsen zählten Technologiewerte zu den schwächsten. Die Beibehaltung der alternativen Mindeststeuer in der Senatsversion der Steuerreform der Republikaner wird als Faktor für den Verkauf von Technologiewerten gesehen.

Händler tun sich unverändert schwer, die aktuelle Schwächephase am Gesamtmarkt zu erklären, denn klare Impulse habe es nicht gegeben. Einige Marktteilnehmer bemühen zur Erklärung die geplante Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die US-Regierung. Die US-Botschaft soll deshalb nach Jerusalem verlegt werden. Alle ausländischen Vertretungen sind bislang in Tel Aviv angesiedelt. Der Status von Jerusalem ist einer der größten Streitpunkte im Nahostkonflikt. Der US-Alleingang könne für eine Krise im Nahen Osten sorgen, heißt es mit Blick auf die zum Teil scharfen Reaktionen aus der islamischen Welt.

Viele Analysten sprechen aber ganz allgemein von nervösem Handel an einem Markt, der übers ganze Jahr gesehen ziemlich heiß gelaufen sei. Während der Dow seit Jahresbeginn Aufschläge von noch immer satten 22 Prozent aufweist, kommen S&P-500 und Nasdaq gar auf 17 bzw. 26 Prozent. "Mit den hohen Bewertungen sind Anleger anfälliger für Sorgen", sagt Marktstratege Lewis Grant von Hermes Investment Management. Und Gründe, sich Sorgen zu machen, gebe es genügend, heißt es weiter: Eine drohende Nahostkrise, das baldige Erreichen der Schuldenobergrenze mit einer drohenden Stilllegung der Regierungsinstitutionen und die Suche nach einem Kompromiss zwischen den Steuerplänen des Senats und Repräsentantenhauses.

Keine Inflationssorgen

Erstaunlich gelassen nehmen Marktakteure äußerst positive US-Arbeitsmarktdaten zur Kenntnis. Die US-Unternehmen haben im November ihren Personalbestand stärker als erwartet aufgestockt, wie der Arbeitsmarktdienstleister ADP berichtet. "Der Jobmarkt läuft heiß, mit breiten Zuwächsen über Wirtschaftsbranchen und Firmengrößen hinweg", sagte Mark Zandi, Chefökonom von Moody's Analytics. Derweil ist die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft in den USA im dritten Quartal nach revidierter Rechnung etwas weniger deutlich als vorhergesagt gewachsen. Angesichts fast herrschender Vollbeschäftigung überraschen aber fallende Lohnstückkosten. "Die Schwäche der Arbeitskosten wird unzweifelhaft als Beleg herangezogen werden, dass Sorgen über eine Überhitzung des Arbeitsmarktes fehl am Platz sind", sagt Volkswirt Jim O'Sullivan von High Frequency Economics.

Offenbar sehen dies Rentenanleger genauso, denn die Anleihenotierungen in den USA steigen und deuten damit nicht auf Inflations- und Zinserhöhungsspekulationen hin. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fällt um 2 Basispunkte auf 2,33 Prozent. Händler verweisen auf die drohende Nahostkrise.

Der Dollar neigt nach seinen jüngsten Gewinnen im Zuge der Steuerreform und der anrollenden US-Zinserhöhung zum Euro weiter zur Stärke. Gestützt werde der Greenback angesichts eines gestiegenen Handelsbilanzdefizits auch von Spekulationen auf protektionistische Schritte durch US-Präsident Donald Trump, heißt es. Der Euro fällt auf 1,1806 Dollar nach Wechselkursen um 1,1828 am Vorabend. Die drohende Nahostkrise treibt Anleger in den vermeintlich sicheren Hafen Yen. Die japanische Währung legt zum Greenback deutlich zu.

Am Ölmarkt fallen die Preise im Vorfeld der im Sitzungsverlauf angekündigten wöchentlichen US-Lagerbestandsdaten. Das private American Petroleum Institute hat am Vorabend einen Lagerabbau in den USA gemeldet. Dieser spricht eigentlich eher für steigende Preise. Allerdings waren die Vorräte bei Benzin und Destillaten sprunghaft gestiegen, so dass Marktteilnehmer lediglich von Umschichtungen der US-Bestände von Erdöl in Verarbeitungsprodukte sprechen. Analysten zufolge liege der Fokus aktuell ohnehin stärker auf der US-Fördermenge als auf den Lagerbeständen. Die US-Förderung dürfte neue Höchststände erreicht haben, heißt es weiter. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 1,2 Prozent auf 56,92 Dollar je Fass, die global gehandelte Sorte Brent um 1,1 Prozent auf 62,20 Dollar.

Der Goldpreis bleibt trotz der geopolitischen Spannungen ein "Opfer" des festen Dollar und fällt um weitere 0,1 Prozent auf 1.266 Dollar, nachdem er am Vortag auf Viermonatstief gesunken war. Auch der fehlende Inflationsdruck spreche nicht für Gold, heißt es.

Home Depot überzeugt nicht

Die US-Baumarktkette Home Depot hat ein 15 Milliarden Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm angekündigt und ihre Jahresprognose bekräftigt. Doch hatten Analysten beim Ausblick auf mehr gehofft. Der Wert verliert vorbörslich 2,5 Prozent.

Die Apothekenkette Walgreens Boots Alliance hat einen Minderheitsanteil von 40 Prozent an der chinesischen Sinopharm Holding Guoda Drugstores erworben. Die Aktie, die in diesem Jahr rund 15 Prozent verloren hat, legt 1,2 Prozent zu. Aerovironment schießen um 22,8 Prozent empor. Das Unternehmen schaffte im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2018 die Rückkehr in die Gewinnzone. Das vor allem auf unbemannte Luftfahrzeuge spezialisierte Unternehmen vermeldete einen Nettogewinn von 7 Millionen Dollar, nachdem im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch ein Minus von 4,2 Millionen Dollar ausgewiesen worden war.

Für Dave & Buster's geht es um 5,9 Prozent nach oben. Die Zahlen für das dritte Quartal lagen über den Erwartungen des Marktes. Die Papiere des Chemie-Unternehmens Tronox brechen um 20,7 Prozent ein. Die US-Handelskommission hat Bedenken in Bezug auf die Übernahme des Wettbewerbers Cristal aus Saudi-Arabien angemeldet.

=== US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,80 -2,8 1,83 59,6 5 Jahre 2,12 -2,5 2,14 19,5 7 Jahre 2,25 -2,2 2,27 0,4 10 Jahre 2,33 -2,3 2,35 -11,6 30 Jahre 2,72 -1,7 2,73 -35,2 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:28 Di, 17:32 % YTD EUR/USD 1,1806 -0,23% 1,1833 1,1821 +12,3% EUR/JPY 132,49 -0,09% 132,61 133,36 +7,8% EUR/CHF 1,1674 +0,08% 1,1664 1,1671 +9,0% EUR/GBP 0,8820 +0,05% 0,8815 1,1379 +3,5% USD/JPY 112,25 +0,17% 112,06 112,81 -4,0% GBP/USD 1,3386 -0,28% 1,3424 1,3453 +8,5% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 56,87 57,62 -1,3% -0,75 -0,2% Brent/ICE 62,30 62,86 -0,9% -0,56 +6,3% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.264,70 1.266,52 -0,1% -1,83 +9,8% Silber (Spot) 16,05 16,10 -0,3% -0,05 +0,8% Platin (Spot) 907,00 919,09 -1,3% -12,09 +0,4% Kupfer-Future 2,96 2,92 +1,4% +0,04 +17,3% ===

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf/bam

(END) Dow Jones Newswires

December 06, 2017 09:14 ET (14:14 GMT)

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