28.11.2016 13:34:45

MÄRKTE EUROPA/Zurückhaltung vor Italien-Referendum und Opec-Treffen

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geben die Kurse zum Wochenstart überwiegend nach. "Die Risikobereitschaft nimmt deutlich ab, das zeigt auch der steigende Yen", sagt ein Händler. So drücke das am Wochenende anstehende Verfassungsreferendum in Italien auf die Kaufbereitschaft der Investoren. Allerdings gehen hier die Meinungen weit auseinander: Während einige Marktteilnehmer befürchten, eine Ablehnung der Pläne von Italiens Regierungschef Matteo Renzi könnte über eine Regierungskrise auch die Euro-Krise wieder anheizen, wiegeln andere ab mit dem Hinweis, dass Regierungskrisen in Italien der "Normalzustand" seien. Der Dax verliert aktuell 0,9 Prozent auf 10.605 Punkte und der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,8 Prozent auf 3.025 Punkte nach.

Risikoaversion gegenüber Italien wächst vor Verfassungsreferendum Im Blick steht vor diesem Hintergrund der Renditeabstand der italienischen Staatspapiere zu Bundesanleihen, denn er dient als Spiegel der Risiken. Die Zinsdifferenz weitet sich um 4 Basispunkte aus, die Investoren setzen auch hier auf Sicherheit. Aber auch die Aktien der italienischen Banken werden gemieden. Die angezählte Banca Monte Paschi di Siena muss das Kapital um 5 Milliarden Euro aufstocken. "Nimmt man die Kapitalmaßnahme zum Maßstab, müssten Italiens Banken zusammen weitere 45 Milliarden Euro an Rückstellungen buchen", sagt Eoin Mullany von der Berenberg Bank.

   Dem jüngsten Bericht zur Finanzstabilität zufolge summierten sich die notleidenden Kredite der italienischen Geldhäuser auf brutto 356 Milliarden Euro oder 17,7 Prozent aller ausstehenden Kredite. "Das ist unserer Meinung nach noch immer zuviel", sagt Mullany. "Wir rechnen damit, dass es zu deutlichen zusätzlichen Kreditausfällen in Italiens Bankensystem kommen wird, die weitere Kapitalmaßnahmen nach sich ziehen werden".

   Auch die Börse in Paris kann sich dem Abwärtstrend nicht entziehen. Der Vorwahlsieg von Francois Fillon über Alain Juppé bei den Konservativen für die im Mai anstehende Präsidentschaftswahl lässt die Börsianer an der Seine kalt. Er hatte sich im Vorfeld schon abgezeichnet.

Rekordvorlagen verpuffen Auf der Aktienseite verpuffen die Rekordvorlagen der US-Börsen erneut. "Trumps antizipierte Wirtschaftspolitik hilft eben zuerst den USA, nicht gerade Europa", so Holger Struck von hs-livetrading. Trotzdem sieht er nach wie vor eher Chancen als Risiken: Der DAX hänge zwar derzeit noch in der engen Spanne zwischen 10.575 und dem Jahreshoch bei 10.827 Punkten fest, die Seitwärtsbewegung mache aber den Eindruck, als ob sie einen Ausbruch nach oben vorbereite. Damit bleibe eine Jahresendrally im Bereich des Möglichen.

   Die Lufthansa-Aktie fällt mit den weiteren Streikankündigungen um 2,2 Prozent. Die sich anhäufenden Verluste wegen des Streiks setzen dem Aktienkurs allmählich etwas stärker zu. "Vor allem Vielflieger auf längeren Verbindungen dürften sich verstärkt von der Lufthansa abwenden, um so ein Zeichen zu setzen", sagt Heino Ruland von Ruland Research. Gerade hier aber erziele die Lufthansa noch die höchsten Erträge. "Die Piloten scheinen mehr denn je gewillt zu sein, ihre Forderungen durchzusetzen", ergänzt ein Händler. Bei einem Streik auf allen Strecken fliege die Lufthansa einen Verlust von rund 10 Millionen Euro am Tag ein. Je länger sich der Streik hinziehe, desto mehr werde das Ergebnis des Unternehmens belastet.

   Die Aktie von RWE fällt um 0,8 Prozent auf 11,68 Euro. Die Analysten von HSBC haben RWE auf "Reduzieren" von "Halten" heruntergestuft und EON auf "Halten" von "Reduzieren" nach oben genommen. Eon ziehen um 0,6 Prozent an. Ebenfalls unter Druck stehen die Bankenaktien, Deutsche Bank und Commerzbank geben jeweils um über 2 Prozent nach, der Stoxx-Bankenindex ist mit einem Minus von 1,4 Prozent das Branchenschlusslicht. Im SDAX verliert der Kurs von Stabilus 3,9 Prozent. Die vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr haben die Erwartungen zwar leicht übertroffen, der Umsatzausblick auf das neue Geschäftsjahr wird aber als enttäuschend bewertet.

Skepsis vor Opec-Treffen steigt In Europa gehören auch die Öl- und Gaswerte zu den Verlierern, ihr Sektorenindex gibt um 1,2 Prozent nach. Marktteilnehmer sind skeptisch, ob es am Mittwoch beim Opec-Treffen zu preisstützenden Beschlüssen der Organisation und einem "Mitziehen" Russlands kommt. Saudi-Arabien hat ein für Montag anberaumtes Treffen mit Ölförderern außerhalb der Opec abgesagt. "Russland und der Iran sind die Stolpersteine bei den diskutierten Förderkürzungen", sagt der Händler.

   Die am Freitag deswegen bereits deutlich gesunkenen Ölpreise zeigen keine Erholungsansätze, im Gegenteil: Brentöl kostet 46,87 Dollar, nochmals 0,8 Prozent weniger als am Freitag. Ölexperten warnen, dass wenn das Opec-Treffen keine Einigung bringt, die Ölpreise schnell Richtung 42 Dollar und darunter fallen dürften.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.024,77 -0,77 -23,61 -7,43 Stoxx-50 2.811,83 -0,85 -23,99 -9,30 DAX 10.604,51 -0,89 -94,76 -1,29 MDAX 20.766,03 -0,70 -145,77 -0,04 TecDAX 1.709,94 -0,97 -16,70 -6,60 SDAX 9.001,60 -0,83 -75,63 -1,07 FTSE 6.791,39 -0,72 -49,36 8,80 CAC 4.515,87 -0,76 -34,40 -2,61

Bund-Future 161,85 0,37 6,37

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:12 Fr, 17:45 % YTD EUR/USD 1,0600 -0,46% 1,0649 1,0600 -2,4% EUR/JPY 119,0548 -0,27% 119,3781 119,85 -19,6% EUR/CHF 1,0749 -0,02% 1,0751 1,0739 -1,2% EUR/GBP 0,8546 +0,56% 0,8519 1,1751 +16,0% USD/JPY 112,31 +0,18% 112,11 113,06 -4,3% GBP/USD 1,2406 -0,75% 1,2500 1,2456 -15,9%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,75 46,06 -0,7% -0,31 +3,5% Brent/ICE 46,87 47,24 -0,8% -0,37 +3,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.189,60 1.183,63 +0,5% +5,97 +12,2% Silber (Spot) 16,66 16,53 +0,8% +0,13 +20,6% Platin (Spot) 915,75 908,00 +0,9% +7,75 +2,7% Kupfer-Future 2,69 2,67 +0,8% +0,02 +24,8% ==== Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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   November 28, 2016 07:04 ET (12:04 GMT)

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