28.10.2016 10:40:47
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MÄRKTE EUROPA/Zinssorgen belasten Börsen - Kursdebakel bei Norvo Nordisk
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Sorgen vor einem globalen Zinsanstieg lasten weiter auf der Stimmung. Die Anleger stellen sich zunehmend darauf ein, dass die US-Notenbank im Dezember den Leitzins anheben wird. Vor diesem Hintergrund sind die Renditen an den Anleihemärkten zuletzt angesprungen, womit Aktien relativ zu Anleihen an Attraktivität verlieren. Der Dax büßt 0,7 Prozent ein auf 10.645 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,6 Prozent auf 3.066 nach unten.
Die Debatte um eine mögliche Zinserhöhung in den USA rückt die Veröffentlichung des US-BIP am Nachmittag in den Mittelpunkt. Im Konsens wird für das dritte Quartal mit einem annualisierten Wachstum von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal gerechnet. Spannend ist dabei vor allem der BIP-Deflator. Sollte er stärker als erwartet gestiegen sein, dürfte ein US-Zinserhöhung im Dezember als ausgemachte Sache gelten. Zuletzt lag die Wahrscheinlichkeit dafür an den Zinsterminmärkten bei etwa 70 Prozent. Erwartet wird ein Anstieg des Deflators um 1,3 Prozent zum Vorquartal.
Unterdessen steigen die Renditen an den europäischen Anleihemärkten weiter. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen beispielsweise gewinnt 4 Basispunkte auf 0,21 Prozent, in der Peripherie fallen die Bewegungen ähnlich aus.
Neue Wachstumsprognose bei Novo Nordisk derb abgestraft Ein Kursdebakel erlebt die Aktie des dänischen Pharmaunternehmens Novo Nordisk. Sie stürzt um 15 Prozent ab. Händler halten das aber für angemessen. Der Umsatz im dritten Quartal habe zwar die Schätzungen nur leicht verfehlt, der Gewinn je Aktie sogar leicht darüber gelegen, "aber den Ausblick für das Gewinnwachstum zu halbieren, ist schon ein starkes Stück", sagt ein Börsianer. Damit seien sämtliche Kennzahlen der Analysten zur Makulatur geworden. Verschärfend komme hinzu, dass diese Wachstumsziele erst im Frühjahr ausgerufen worden seien. Der Pharmahersteller hat sein langfristiges Wachstumsziel für den operativen Gewinn gesenkt auf 5 nach zuvor noch 10 Prozent.
Ganz anders sieht es beim Konkurrenten Sanofi aus. Dessen Aktie legt um 5,9 Prozent zu nach besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen und der Anhebung der Gewinnziele. Sanofi erwartet 2016 beim bereinigten Gewinn je Aktie jetzt einen Anstieg um 3 bis 5 Prozent unter der Prämisse konstanter Wechselkurse. Bislang war der Konzern von einem weitgehend stabilen Gewinn ausgegangen. Zudem kündigte Sanofi einen Aktienrückkauf im Volumen von 3,5 Milliarden Euro an.
Linde-Zahlen kommen gut an Am deutschen Markt gewinnen Linde 3,2 Prozent. Die Kombination aus leicht besseren Zahlen und weiteren Kostensenkungsplänen komme gut an, sagt ein Händler. Linde scheine sich schneller verschlanken zu wollen, als der Markt bisher wahrgenommen habe. Unter anderem wolle Linde ab 2019 rund 370 Millionen Euro jährlich einsparen, was "ziemlich viel" sei. "Es sieht so aus, als ob sich Linde hübsch machen will für eine wie auch immer ausgerichtete Übernahme", so der Händler.
Wenig tut sich nach den Quartalszahlen bei Deutsche Börse. Der Kurs kommt um 0,4 Prozent zurück. Die Zahlen seien kein Treiber, kursrelevant seien bei dem Börsenbetreiber derzeit mehr nachrichten zur geplanten Fusion mit der Londoner Börse und hier gebe es nichts Neues.
Unter Druck steht die Aktie des Bierbrauers AB Inbev nach einer Umsatzwarnung. Sie verliert 3,8 Prozent. In diesem Sog verlieren Heineken 1,9 Prozent.
Auf ein positives Echo stoßen wie schon am Vortag Quartalszahlen aus dem Bankensektor. Nachdem am Donnerstag vor allem die Deutsche Bank überzeugen konnte, ziehen nun UBS und BNP Paribas nach. Vor allem die Zahlen der UBS gefallen. Der Gewinn sei deutlich über den Erwartungen ausgefallen, auch weil das Schweizer Kreditinstitut die Kostenseite im Griff habe. Sehr stark sei auch die Kernkapitalquote. Mit Blick auf BNP Paribas ist von ordentlichen Zahlen die Rede. UBS gewinnen 1,1 Prozent, BNP Paribas geben dagegen mit dem Markt um 0,5 Prozent nach.
Compugroup könnte sich verheben Übernahmespekulation treibt den Kurs der niederländischen Agfa-Gevaert und bremst den der Compugroup. Erstere gewinnen 6,3 Prozent, während Compugroup um 3,8 Prozent nachgeben. "Kaum zu glauben", heißt es im Handel zu den Übernahmeplänen von Agfa-Gevaert durch Compugroup. Bis kurz vor der Ad-hoc-Meldung, dass tatsächlich Gespräche geführt würden, habe es noch Analystenstimmen gegeben, die die Presseberichte über solche Pläne als unwahrscheinlich eingeordnet hätten, sagt ein Händler. Es sei zu hoffen, dass sich Compugroup "an dem großen Brocken nicht verschlucke", der rund ein Viertel der eigenen Marktkapitalisierung ausmache. "Finanziell ist das weniger ein Problem, aber die viel interessantere Frage ist, ob Compugroup überhaupt die Managementkapazitäten hat, um eine erfolgreiche Integration einzuleiten", sagt ein anderer Händler.
Weiter abwärts geht es mit SLM Solutions, diesmal um fast 5 Prozent. Nachdem General Electric (GE) mit der geplanten Übernahme des 3D-Druckerherstellers nicht zum Zug kam, droht SLM GE nun als Kunden zu verlieren, zumal GE die Fühler nach einem anderen Druckerhersteller ausgestreckt hat. GE könne damit vom Freund zum Feind werden, heißt es im Handel.
Am Devisenmarkt notiert das Euro/Dollar-Paar etwas höher bei 1,0917, die übergeordnete Stärke des Dollar ist mit der Zinsspekulation weiter intakt. So baut der Greenback seine Gewinne zum Yen aus und kostet mittlerweile 105,22 Yen. Das ist der höchste Stand seit drei Monaten. Für weitere Impulse könnte die Veröffentlichung des US-BIP am Nachmittag sorgen. Die Commerzbank glaubt allerdings nicht, dass die Unterstützung bei 1,0850 Dollar vor der Offenmarktsitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche unterschritten wird.
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.057,12 -0,91 -28,05 -6,44 Stoxx-50 2.819,03 -1,04 -29,63 -9,07 DAX 10.618,63 -0,92 -98,45 -1,16 MDAX 21.020,46 -1,02 -216,58 1,18 TecDAX 1.727,13 -0,87 -15,18 -5,66 SDAX 9.276,45 -0,69 -64,39 1,96 FTSE 6.937,87 -0,70 -48,70 11,14 CAC 4.514,71 -0,42 -18,86 -2,64
Bund-Future 161,96 -0,09 6,44
DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:41 Do, 17:17 % YTD EUR/USD 1,0916 +0,03% 1,0913 1,0916 +0,5% EUR/JPY 114,8838 -0,07% 114,9700 114,55 -26,0% EUR/CHF 1,0848 +0,08% 1,0839 1,0842 -0,3% EUR/GBP 0,8963 +0,06% 0,8971 1,1157 +21,7% USD/JPY 105,22 -0,14% 105,37 104,95 -10,4% GBP/USD 1,2180 +0,14% 1,2163 1,2180 -17,4%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,54 49,72 -0,4% -0,18 +13,0% Brent/ICE 50,33 50,47 -0,3% -0,14 +12,7%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.267,81 1.268,30 -0,0% -0,49 +19,5% Silber (Spot) 17,64 17,62 +0,1% +0,02 +27,6% Platin (Spot) 967,60 964,25 +0,3% +3,35 +8,5% Kupfer-Future 2,17 2,16 +0,2% +0,00 +0,6% Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/gos
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