21.02.2023 12:47:57

MÄRKTE EUROPA/Zinsgespenst verschreckt - aber DAX-Korridor hält

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Zins- und Inflationsängste drücken am Dienstagmittag an den europäischen Aktienmärkten auf die Kurse. Der DAX verliert aktuell 0,4 Prozent auf 15.422 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt ebenfalls um 0,4 Prozent auf 4.252 Punkte nach. Damit bleibt der DAX zwar in der Seitwärtsspanne zwischen 15.250 und 15.650 Punkten, ein Ausbruch deutet sich bisher nicht an. Salah-Bouhmidi von IG Markets spricht aber von "Katerstimmung nach dem Rosenmontag".

Von anderer Seite heißt es, Marktteilnehmer schlössen sich der Ansicht der US-Notenbank an, dass die Zinssätze höher steigen müssen, als die Märkte noch vor wenigen Wochen erwartet hatten. "Die Quintessenz ist, dass höhere Zinssätze für längere Zeit negativ sind für Konsumausgaben, Investitionen und Unternehmensgewinne", sagt Torsten Slok, Chefvolkswirt und Partner bei Apollo Global Management. In diesem Umfeld konnten weder Daten zur Stimmung der Einkaufsmanager noch ein vergleichsweise starker ZEW-Konjunkturindex für Impulse sorgen.

In diesen Kontext passen Aussagen von EZB-Ratsmitglied Olli Rehn. Er hat vor einem zu frühen Nachlassen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation gewarnt. Sie müsse vielmehr ihre Leitzinsen auch über März hinaus weiter "kontinuierlich" und "präventiv" anheben, um die Inflationserwartungen unter Kontrolle zu halten, um so eine spätere "Schocktherapie" mit extremen Zinserhöhungen wie in den USA in den 1980er Jahren zu vermeiden, sagte Rehn im Interview mit der Börsen-Zeitung. Sein Blick richtete sich besonders auf die aktuellen Tarifrunden wie etwa in Deutschland im öffentlichen Dienst. Bei überzogenen Lohnerhöhungen müsse die EZB "notfalls noch stärker gegensteuern".

Steigende Lohnkosten dürften Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, zufolge die Ertragsentwicklung der europäischen Unternehmen belasten. Zuletzt habe das nominale Lohnkostenwachstum in der Eurozone 2,9 Prozent betragen, 2023 könnte es ein Stückchen höher liegen. Bislang hätten die Unternehmen ihre zusätzlichen Lohnkosten recht problemlos durch Preissteigerungen an ihre Kunden weiterreichen können. Aufgrund der sinkenden Nachfrage, die mit der abnehmenden Konjunkturdynamik einhergehe, werde dies nun schwieriger.

Engie treibt Versorger - starke Zahlen

An der Spitze der Verlierer liegt der Stoxx-Index der europäischen Technologie-Aktien mit einem Minus von 1,3 Prozent. Der Stoxx-Auto-Index fällt um 1,0 Prozent, der Index der rohstoffnahen Basic Resources um 0,8 Prozent.

Auf der anderen Seite legt der Index der Versorger um 1,3 Prozent zu. Hier stechen Engie mit einem Plus von 4,8 Prozent heraus. Der Umsatz legte im abgelaufenen Geschäftsjahr um gut 62 Prozent zu, das EBITDA um knapp 30 und das EBIT um gut 47 Prozent. Engie profitierte unter anderem in den Sparten Nuclear in Belgien und Thermal von den zuletzt stark gestiegenen Strompreisen. Das Ergebnis sowie die Dividende übertreffen nach Einschätzung der Analysten der UBS die Erwartungen für 2022.

Im DAX ziehen RWE im Fahrwasser um 2,6 Prozent an. Auf der anderen Seite verlieren Sartorius 3,2 Prozent. Zalando fallen um 2 Prozent, der Internet-Händler will nun mit einem Stellenabbau Kosten sparen. BMW, Mercedes und VW geben alle zwischen 1,0 und 1,5 Prozent ab.

In der zweiten Reihe verlieren Kion 4,4 Prozent. Dagegen steigen Rheinmetall um weitere 2,4 Prozent.

HSBC nach "gutem Q4" im Plus - CS brechen erneut ein

HSBC legen nach einem starken vierten Quartal um 3,1 Prozent zu. Der Gewinn profitierte dabei von einem überzeugenden Nettozinsertrag. Aber auch der Anstieg im Kernkapital wird leicht positiv honoriert, der Ausblick als konservativ eingestuft.

Für die Aktie der Credit Suisse geht es dagegen um 6,2 Prozent nach unten. Hier belastet nach Aussage aus dem Handel ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Schweizer Finanzaufsicht Finma die Aussagen des Verwaltungsratsvorsitzenden der Credit Suisse, Axel Lehmann, über Nettomittelabflüsse von Anfang Dezember unter die Lupe nehme. Die Finma wolle in Erfahrung bringen, ob Lehmanns Aussagen irreführend gewesen seien. Die Aktie der Credit Suisse war am 2. Dezember um 9,3 Prozent gestiegen. An dem Tag sagte Lehmann bei Bloomberg TV, die Nettomittelabflüsse hätten "praktisch angehalten". Im November hatte die Credit Suisse noch davor gewarnt, dass der Abzug von Kundengeldern das Viertquartalsergebnis belasten würde, was die Aktie seinerzeit auf Talfahrt schickte.

Für die BHP-Aktie geht es nach den Ergebnissen für das erste Geschäftshalbjahr 2,6 Prozent nach unten. Für die Analysten der Citi ist das EBITDA rund 6 Prozent unter ihrer Schätzung ausgefallen, was auch am niedrigeren Beitrag von Kupfer liege. Dagegen sei die Nettoverschuldung mit 6,9 Milliarden Dollar klar oberhalb der Markterwartung herausgekommen. Die Nachfrageaussichten für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres und das Jahr 2024 sieht das Unternehmen positiv, wobei die Belebung der Aktivität in China aufgrund der jüngsten politischen Entscheidungen der wichtigste Faktor sei. Die Binnennachfrage in China und Indien liefere ein stabilisierendes Gegengewicht zur anhaltenden Verlangsamung des Welthandels und der Wirtschaft in den USA, Japan und Europa.

Nach einem anziehenden Momentum im dritten Quartal konnte sich Adva auch im Schlussquartal profilieren. An der Börse dürfte vor allem auf die Ertragsseite geschaut werden, hier konnte die EBIT-Marge gesteigert werden. Im laufenden Jahr sollten sich dann auch Umsatzsynergien nach dem Zusammenschluss mit Adtran einstellen. Während die Adva-Aktie 0,2 Prozent verliert, steigen die Papiere der Adva-Mutter Adtran um 2,6 Prozent.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.252,24 -0,4% -18,94 +12,1%

Stoxx-50 3.944,56 +0,2% 6,71 +8,0%

DAX 15.422,02 -0,4% -55,53 +10,8%

MDAX 28.682,22 -0,4% -122,00 +14,2%

TecDAX 3.245,09 -0,6% -21,11 +11,1%

SDAX 13.465,68 -0,3% -45,10 +12,9%

FTSE 8.003,35 -0,1% -10,96 +7,5%

CAC 7.314,18 -0,3% -21,43 +13,0%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,48 +0,02 -0,09

US-Zehnjahresrendite 3,88 +0,06 -0,00

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:07 Uhr Mo, 17:20 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0660 -0,3% 1,0668 1,0686 -0,4%

EUR/JPY 143,47 -0,0% 143,56 143,28 +2,2%

EUR/CHF 0,9851 -0,2% 0,9866 0,9865 -0,5%

EUR/GBP 0,8803 -0,8% 0,8876 0,8882 -0,5%

USD/JPY 134,57 +0,2% 134,59 134,08 +2,6%

GBP/USD 1,2111 +0,6% 1,2017 1,2032 +0,1%

USD/CNH (Offshore) 6,8853 +0,4% 6,8778 6,8569 -0,6%

Bitcoin

BTC/USD 24.691,90 -0,1% 24.975,04 24.770,23 +48,8%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 77,36 76,34 +1,3% +1,02 -3,8%

Brent/ICE 84,18 84,07 +0,1% +0,11 -1,8%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 48,70 49,87 -2,4% -1,17 -33,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.834,97 1.841,40 -0,3% -6,43 +0,6%

Silber (Spot) 21,80 21,78 +0,1% +0,02 -9,1%

Platin (Spot) 938,95 929,15 +1,1% +9,80 -12,1%

Kupfer-Future 4,19 4,11 +2,1% +0,09 +10,1%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

February 21, 2023 06:48 ET (11:48 GMT)

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