10.05.2024 16:03:40

MÄRKTE EUROPA/Zins- und Konjunkturhoffnungen treiben Kurse an

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die neue Hausse-Welle an den europäischen Börsen läuft zum Wochenausklang weiter. Der DAX gewinnt am Freitagnachmittag 0,5 Prozent auf 18.782 Punkte und hat das ehemalige Allzeithoch von Anfang April zeitweise schon um mehr als 270 Punkte hinter sich gelassen. Auch Europa ist auf Rekordkurs, so der FTSE-100, der um weitere 0,7 Prozent vorankommt. Neben der kursierenden Zinssekungsfantasie stützen gute Konjunkturdaten die Stimmung: "Großbritannien kommt aus der Rezession heraus, und das lässt für ganz Europa hoffen", so ein Händler mit Blick auf gute Konjunkturdaten vom Morgen. Das BIP zog dort im ersten Quartal um 0,6 Prozent gegenüber dem vorherigen an. Der Anstieg war deutlich stärker als erwartet.

Der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,7 Prozent auf 5.087 Punkte. Die Aussichten bleiben auch kurzfristig gut: "Sollte die Wall Street nicht wider Erwarten vor dem Wochenende schlapp machen, dürfte der DAX am Montag weiter steigen", so ein weiterer Händler. Denn viele Marktteilnehmer hätten sich ein langes Wochenende gegönnt, würden nun vom Ausbruch des DAX auf der Oberseite überrascht und am Montag voraussichtlich regelrecht in den Markt gezwungen sagt er.

Die Zinssenkungsfantasie hatte schon am Donnerstag von der Bank of England (BoE) und einem Anstieg der US-Arbeitslosenanträge Auftrieb bekommen. "Mit der Zinssenkungsfantasie und den guten Konjunkturdaten aus Großbritannien haben wir fast ein Goldilock-Szenario", so ein Marktanalyst. Was zu dieser "besten aller Börsenwelten" noch fehle, sei ein weiterer Rückgang der Inflationsraten.

Starkes Aufwärtspotenzial in Europa

Die Unternehmen entwickeln sich bereits aktuell überraschend stark, wie die Berichtssaison zeigt. Rund 61 Prozent der Unternehmen hätten in Europa die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen, betont Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. In den Aktienkursen sei dies noch nicht komplett eingepreist. So rechnet Stephan für 2025 mit einem Zuwachs der Gewinne von 10,5 Prozent. Daraus ergebe sich für den Stoxx-600-Index ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,6 - mehr als 30 Prozent unter dem des S&P-500.

Industrieaktien gesucht - viele Allzeithochs, auch bei Siemens

Stark gefragt sind mit der Hoffnung auf einen Konjunkturaufschwung die Industrieaktien. Siemens, Schneider Electric, Safran oder auch ABB laufen alle auf neue Allzeithochs. Im DAX gewinnen Siemens 1,9 Prozent, damit ist das Index-Schwergewicht einer der großen Antreiber des DAX. Daneben profitieren Munich Re mit einem Plus von 2,6 Prozent von weiteren positiven Analystenkommentaren. Zalando steigen um 3 Prozent, nachdem Berenberg die Aktien auf die Kaufliste genommen hat.

Bei den Branchen in Europa liegen die zinsabhängigen Bauwerte mit einem Plus von 1,6 Prozent mittlerweilse an der Gewinnspitze, dahinter folgen aber schon die zinsabhängigen Versorger, deren Stoxx-Index um 1,5 Prozent nach oben klettert. Gestützt wird er von guten Zahlen des portugiesischen Versorgers EDP, der 4 Prozent gewinnt, und der italienischen Enel, die um 3,5 Prozent anziehen. Im DAX steigen Eon um 1,3 Prozent auf 13,25 Euro und markieren neue Mehrjahreshochs. RWE ziehen noch etwas stärker um 2,1 Prozent an, sind allerdings hinter Eon in diesem Jahr weit zurückgeblieben.

Autos weiter verschmäht - lieber Zulieferer

Was nicht läuft, sind die Autotitel. Ihr Index gibt 0,3 Prozent ab. "Die Autotitel sind vor allem bei angelsächsischen Investoren einfach nicht angesagt", so ein Marktteilnehmer. Viele Probleme seien hausgemacht, zum Beispiel über die Energiepolitik, und die Zukunft bleibe angesichts hoher Produktionszahlen chinesischer E-Autohersteller unsicher.

Besser sieht es bei den Zulieferern aus: Die Aktien des Reifenherstellers Pirelli steigen um 3,6 Prozent. Bei den Zahlen zum ersten Quartal konnten sowohl Umsatz als auch Gewinn die Konsenserwartungen übertreffen. Besonders wird die Marge im Handel herausgestellt, die auf 15,5 nach 14,6 Prozent stieg. Auch Konkurrent Continental (+0,8%) im DAX hatte bei den Zahlen ein gutes Reifengeschäft vermeldet.

Gut läuft es auch bei den Fluggesellschaften. So vermeldete IAG am Morgen höher als erwartet ausgefallene Gewinne. Die Analysten von JP Morgan führen dies auf die Durchsetzung höherer Ticketpreise zurück. Das erste Quartal bei der Muttergesellschaft von British Airways und Iberia sei zwar nicht das wichtigste, zeige aber einen starken Start in das Gesamtjahr. Die Aktienrally könne daraufhin weiterlaufen, so die Analysten. Am Nachmittag hat der Kurs seine Aufschläge aber wieder verloren und liegt fast unverändert im Markt. Lufthansa können sich noch gut behaupten.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 5.083,83 +0,6% 29,42 +12,4%

Stoxx-50 4.521,83 +0,7% 31,49 +10,5%

DAX 18.764,16 +0,4% 80,89 +12,0%

MDAX 26.805,29 +0,4% 96,39 -1,2%

TecDAX 3.400,27 +0,5% 15,97 +1,9%

SDAX 14.867,62 +0,6% 85,79 +6,5%

FTSE 8.432,04 +0,6% 50,69 +8,0%

CAC 8.219,81 +0,4% 32,16 +9,0%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,51 +0,02 -0,06

US-Zehnjahresrendite 4,49 +0,04 +0,61

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:17 Do, 17:33 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0784 +0,0% 1,0781 1,0776 -2,4%

EUR/JPY 167,89 +0,2% 167,78 167,71 +7,9%

EUR/CHF 0,9776 +0,1% 0,9771 0,9772 +5,4%

EUR/GBP 0,8605 -0,1% 0,8599 0,8611 -0,8%

USD/JPY 155,67 +0,1% 155,63 155,64 +10,5%

GBP/USD 1,2534 +0,1% 1,2539 1,2514 -1,5%

USD/CNH (Offshore) 7,2296 +0,1% 7,2274 7,2242 +1,5%

Bitcoin

BTC/USD 62.786,85 +0,4% 62.932,04 61.937,16 +44,2%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 79,66 79,26 +0,5% +0,40 +9,8%

Brent/ICE 84,15 83,88 +0,3% +0,27 +10,1%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 30,28 30,98 -2,2% -0,70 -11,5%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 2.369,22 2.346,24 +1,0% +22,98 +14,9%

Silber (Spot) 28,44 28,38 +0,2% +0,06 +19,6%

Platin (Spot) 996,42 983,00 +1,4% +13,42 +0,5%

Kupfer-Future 4,68 4,61 +1,5% +0,07 +19,7%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/flf

(END) Dow Jones Newswires

May 10, 2024 10:04 ET (14:04 GMT)

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