07.02.2019 16:23:46

MÄRKTE EUROPA/Wachstumssorgen und Berichtssaison belasten

FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa geht es am Donnerstag deutlich nach unten. Dafür gibt es mindestens zwei Gründe: Zum einen die laufende Berichtssaison, die zeigt, dass der Handelsstreit bereits im vierten Quartal deutliche Bremsspuren in den Bilanzen hinterlassen hat. Zum anderen gibt es enttäuschende Konjunkturnachrichten. Für Italien zeichnet sich eine Stagnation beim Wirtschaftswachstum 2019 ab. So hat die EU-Kommission die Wachstumsprognose auf 0,2 nach zuvor 1,2 Prozent für das laufende Jahr massiv zusammengestrichen. Aber auch für Deutschland sowie den Euroraum wurde die BIP-Prognose deutlicher gesenkt. Am Kapitalmarkt springt in der Folge die Rendite der zehnjährigen italienischen Anleihen um 12 Basispunkte nach oben - hier fordern die Anleger eine höhere Risikoprämie.

Zu den Negativschlagzeilen gesellen sich eine gesenkte Wachstumsprognose der Bank of England sowie enttäuschende Produktionsdaten in Deutschland im Dezember. Damit werde immer fraglicher, ob das deutsche BIP im vierten Quartal noch gestiegen ist, heißt es. Aber auch die Berichtssaison in Europa läuft nicht überzeugend. Einige Unternehmen kommen gar nicht in Tritt, so hat Gea erneut eine Gewinnwarnung geliefert. Der DAX verliert 2,1 Prozent auf 11.089 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 notiert 1,4 Prozent leichter bei 3.169 Punkten.

FT-Artikel belastet Wirecard erneut

Das dritte Mal innerhalb von zwei Wochen nimmt sich die Financial Times den Zahlungsabwickler Wirecard vor. Kaum ist der Artikel auf der Internetseite zu finden, fällt die Aktie wie ein Stein, aktuell sind es 15 Prozent. Die Financial Times schreibt unter Berufung auf einen vorläufigen Bericht einer Kanzlei, das Unternehmen solle in Asien Aktiva hin und her geschoben haben, sogenanntes Round Tripping. Der DAX-Konzern reagierte prompt: "Wir bestätigen erneut unsere Erklärung vom Montag und fordern die Achtung der Persönlichkeitsrechte unserer Mitarbeiter. Nichts an dem heute veröffentlichten Artikel ist wahr", heißt es. Investoren an der Börse verlieren nun langsam die Geduld, Day-Trader freuen sich dagegen.

Aber auch die Berichtssaison liefert Gründe, sich von Aktien zu trennen. So bricht die Aktie von Fiat Chrysler Automobiles nach einem enttäuschenden Ausblick um knapp 11 Prozent ein. Die Analysten von Evercore ISI fragen sich, ob der neue CEO die Messlatte möglicherweise mit Absicht so niedrig gehängt hat, um nicht zu stolpern.

Gea streicht Mittelfristziele - Aktie bricht ein

Gea brechen um 17 Prozent ein. Nach der neuerlichen Gewinnwarnung stuft Warburg die Aktie auf "Sell" zurück. Die Analysten hatten zwar schon vermutet, dass die Konsensschätzungen für die Ertragsentwicklung der kommenden Jahre zu ambitioniert sein könnten, vom Ausmaß der Gewinnwarnung zeigen sie sich allerdings überrascht.

Mit einem Minus von 19 Prozent verlieren Tui noch stärker. Der Touristikkonzern hat die Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2018/19 gesenkt. Grund sei unter anderem, dass im Januar weniger Reisen für diesen Sommer gebucht worden seien. Zudem seien die Preise für die Sommerurlaube schwächer als erwartet ausgefallen - das mache sich unmittelbar bei den Margen bemerkbar.

Publicis-Zahlen und Ausblick belasten Sektor

Aktien der Werbebranche stehen nach Zahlenausweis des französischen Werberiesen Publicis Groupe unter Druck. Die Muttergesellschaft von Werbeagenturen wie Saatchi & Saatchi oder Leo Burnett musste im vierten Quartal einen leichten Umsatzrückgang auf organischer Basis um 0,3 Prozent vermelden. Analysten hatten 2,5 Prozent Plus erwartet. Vor allem in den USA geht es mit dem traditionellen Werbegeschäft weiter abwärts. Publicis sieht auch für 2019 weiter raue Fahrwasser für die Branche. Publicis brechen um 14,5 Prozent ein, für WPP geht es um 7,2 Prozent nach unten.

Mit Blick auf Norsk Hydro spricht die Citigroup vom schwächsten Quartal der vergangenen fünf Jahre. Hauptgrund scheine der signifikante Anstieg der Rohstoffkosten zu sein. Auch habe sich Preisdruck bemerkbar gemacht. Das bereinigte EBIT ist mit 534 Millionen Kronen weit unter der Schätzung der Analysten von 1,5 Milliarden Kronen ausgefallen. Der Konsens habe bei 1,2 Milliarden Kronen gelegen. Die Citigroup rechnet in der Folge mit Abwärtsrevisionen für die Schätzungen für 2019. Norsk Hydro reduzieren sich um 6,1 Prozent.

Aber es gibt auch Gewinner. Thomas Cook legen um knapp 6 Prozent zu. Das Unternehmen erwägt einen Verkauf der konzerneigenen Airline. Nach Einschätzung von Jefferies ist das Fluggeschäft von Thomas Cook möglicherweise mehr wert als die aktuelle Marktkapitalisierung des Unternehmens.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.169,01 -1,36 -43,74 5,58

Stoxx-50 2.938,12 -0,71 -20,91 6,45

DAX 11.089,05 -2,08 -235,67 5,02

MDAX 23.597,59 -2,15 -517,46 9,31

TecDAX 2.538,65 -3,17 -83,05 3,61

SDAX 10.590,91 -1,44 -154,78 11,38

FTSE 7.133,35 -0,55 -39,74 6,61

CAC 5.011,69 -1,33 -67,36 5,94

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 0,12 -0,05 -0,13

US-Zehnjahresrendite 2,67 -0,02 -0,01

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:30 Uhr Mi, 17.39 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1352 -0,12% 1,1358 1,1379 -1,0%

EUR/JPY 124,64 -0,25% 124,89 124,94 -0,9%

EUR/CHF 1,1369 -0,18% 1,1383 1,1395 +1,0%

EUR/GBP 0,8750 -0,42% 0,8783 0,8790 -2,8%

USD/JPY 109,77 -0,15% 109,94 109,80 +0,1%

GBP/USD 1,2977 +0,33% 1,2932 1,2946 +1,7%

Bitcoin

BTC/USD 3.363,75 -0,22% 3.370,25 3.372,55 -9,6%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 53,20 54,01 -1,5% -0,81 +16,4%

Brent/ICE 62,12 62,69 -0,9% -0,57 +14,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.309,12 1.306,47 +0,2% +2,65 +2,1%

Silber (Spot) 15,69 15,67 +0,1% +0,02 +1,3%

Platin (Spot) 802,50 806,50 -0,5% -4,00 +0,8%

Kupfer-Future 2,84 2,84 +0,2% +0,00 +8,0%

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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/flf

(END) Dow Jones Newswires

February 07, 2019 10:24 ET (15:24 GMT)

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