14.06.2022 18:08:40

MÄRKTE EUROPA/Steigende Energiepreise und Zinssorgen drücken

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten ging die Talfahrt am Dienstag weiter. Zinssorgen und steigende Energiepreise drückten den DAX um 0,9 Prozent auf 13.304 Punkte, damit schloss er auf dem tiefsten Stand seit dem 8. März. Der Euro-Stoxx-50 gab um 0,8 Prozent auf 3.475 Punkte nach. "Die Nervosität ist und bleibt extrem hoch", sagte ein Händler.

Der Gaspreis stieg zeitweise um 15 Prozent, nachdem Russland mitgeteilt hatte, die Gas-Transporte durch Nordstream 1 könnten wegen fehlender Siemens-Ersatzteile nur 60 Prozent der Kapazität betragen. Der Gaspreis trieb auch den Ölpreis in die Höhe, ohne eine Wende bei den Energiepreisen ist aber keine Entspannung bei der Inflation in Sicht. Und ohne Entspannung bei der Inflation nehmen die Zinsängste nicht ab.

"Die Nervosität ist und bleibt extrem hoch", sagte ein Händler. "Ruhe in den Markt kommt erst, wenn Klarheit über die Fed-Zinserhöhung (am Mittwochabend) und ihren weiteren Zinspfad besteht", sagte er. Denn immer mehr Analysten und Volkswirte rechnen mit der "ganz großen" Zinserhöhung um 75 Basispunkte. Unter anderem waren nach den US-Inflationsdaten auch BNY Mellon und JP Morgan auf diesen Kurs eingeschwenkt. Der Markt dürfte darauf positiver reagieren als bei einem halbherzigen Schritt, hieß es am Markt. Ein 75-Bp-Schritt ist in der Zwischenzeit fast vollständig eingepreist.

Aber auch nach der Fed-Sitzung ist noch keine Ruhe in Sicht. Denn am Freitag findet der so genannte große Hexentanz statt, da verfallen Futures und Optionen. "Die Ausschläge dürften deshalb auch am Donnerstag und am Freitag hoch bleiben", sagte ein weiterer Marktteilnehmer. Aktuell würden bereits viele Positionen an den Terminbörsen angepasst, was die uneinheitliche Entwicklung bei den Einzelwerten mit erkläre.

Italien-Rendite bei 4,27 Prozent

Weiter im Blick stand auch die Renditeentwicklung in Italien. Am Abend lag diese für 10-jährige Staatspapiere bei 4,27 Prozent. "Seit der Covid-Krise beläuft sich der Zinsanstieg im Alpe-Adria-Staat auf mehr als 3,5 Prozent", so QC Partners. Die EZB steuere damit auf einen gefährlichen Drahtseilakt zu. Einerseits müsse sie die Inflation bekämpfen. Andererseits müsse sie schauen, wie viel sie den schwächeren Staaten zumuten wolle und könne.

Bei den Branchen in Europa legte der Stoxx-Index der Öl- und Gaswerte um 0,8 Prozent zu. Der Index der Banken gewann 1,1 Prozent, hier gewannen HSBC und Standard Chartered besonders stark. Etwas erholen konnte sich auch der Index der Versicherer. Die anderen Branchenindizes schlossen im Minus, besonders deutlich der Stoxx-Index der Bauaktien mit einem Rückgang um 2,7 Prozent.

Im DAX fielen Hellofresh und Zalando mit der hohen Inflation auf neue Mehrjahrestiefststände, Hellofresh um über 7 und Zalando um mehr als 6 Prozent.

Dagegen zogen Deutsche Post im Windschatten von FedEx um 1 Prozent an, der US-Konkurrent erhöht die Dividende. Deutsche Börse profitierten mit einem Plus von 1,2 Prozent von einer Kaufempfehlung durch Warburg. Vonovia erholten sich um 2,5 Prozent.

Fortum fest - Atos brechen ein

Fortum gewannen 6,6 Prozent. Die Muttergesellschaft von Uniper (+0,3%) will sich von russischen Kraftwerken trennen. Bereits bis kommende Woche sollen die Angebote für zwei Kraftwerke abgegeben werden. Damit könnte der angestrebte Rückzug aus Russland schneller als vom Markt erwartet vor sich gehen, sagt ein Händler.

Dagegen brachen Atos nach dem überraschenden Rücktritt von CEO Rodolphe Belmer um 23,4 Prozent ein. Zwischen Vorstand und Aufsichtsrat hat es Streit um die strategische Ausrichtung des angeschlagenen IT-Dienstleisters gegeben. Atos prüft eine mögliche Aufspaltung seines Tech-Foundation-Geschäfts und seines Big-Data- und Sicherheitsgeschäfts in zwei börsennotierte Unternehmen und hat in diesem Zusammenhang zwei stellvertretende CEOs ernannt. Bryan Garnier äußerte sich skeptisch. Die Restrukturierung dürfte schmerzhaft und langwierig sein. Hinzu komme, dass der alte Atos-Rumpf vermutlich bis 2024 Geld verlieren werde.

Akzo Nobel gaben nach gesenkter Prognose für das zweite Quartal um 4,2 Prozent nach. Das Spezialchemieunternehmen geht nun von einem 90 Millionen Euro niedrigeren operativen Ergebnis aus. Ursächlich dafür seien der Lockdown in China sowie ein schwächerer Start in die Heimwerker-Saison. Jefferies sieht Anpassungsbedarf von 26 Prozent für die Konsensschätzungen für das zweite Quartal und 7 Prozent für das Gesamtjahr.

Hornbach mit Kurssturz nach Gewinnwarnung

Für wenig Freude sorgte dagegen die Gewinnwarnung von Baumarktbetreiber Hornbach Holding AG, die Aktien fielen um 17,3 Prozent. Die Hornbach-Gruppe bestätigte zwar die Prognose für den Umsatz im Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Anstieg um 8 Prozent, erwartet aber das bereinigte EBIT nun im niedrigen zweistelligen Prozentbereich unter Vorjahr. Grund sei, dass sich die Belastungen aus Inflation, Lieferketten und Produktpreisen im zweiten Quartal verfestigt hätten, was die Prognose für den Rest des Jahres weiter erschwere. Der Margendruck dauere an.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.475,18 -27,32 -0,8% -19,2%

Stoxx-50 3.405,06 -37,25 -1,1% -10,8%

Stoxx-600 407,32 -5,20 -1,3% -16,5%

XETRA-DAX 13.304,39 -122,64 -0,9% -16,2%

FTSE-100 London 7.187,46 -18,35 -0,3% -2,4%

CAC-40 Paris 5.949,84 -72,48 -1,2% -16,8%

AEX Amsterdam 652,87 -8,67 -1,3% -18,2%

ATHEX-20 Athen 1.981,17 -97,57 -4,7% -7,5%

BEL-20 Bruessel 3.677,19 -35,22 -0,9% -14,7%

BUX Budapest 38.706,29 +764,20 +2,0% -23,7%

OMXH-25 Helsinki 4.608,02 -0,62 -0,0% -15,0%

ISE NAT. 30 Istanbul 2.756,88 -6,77 -0,2% +36,1%

OMXC-20 Kopenhagen 1.595,43 -30,92 -1,9% -14,4%

PSI 20 Lissabon 6.016,09 -29,13 -0,5% +7,5%

IBEX-35 Madrid 8.066,40 -116,90 -1,4% -7,4%

FTSE-MIB Mailand 21.846,89 -71,15 -0,3% -19,9%

RTS Moskau 1.272,97 +4,14 +0,3% -20,2%

OBX Oslo 1.119,17 +25,66 +2,3% +4,7%

PX Prag 1.290,40 -4,14 -0,3% -9,5%

OMXS-30 Stockholm 1.931,39 -25,11 -1,3% -20,2%

WIG-20 Warschau 1.704,07 +22,32 +1,3% -24,8%

ATX Wien 3.086,74 -35,49 -1,1% -18,5%

SMI Zuerich 10.699,07 -197,18 -1,8% -16,9%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 1,75 +0,12 +1,93

US-Zehnjahresrendite 3,43 +0,07 +1,92

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:11 Uhr Mo, 17:25 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0418 +0,1% 1,0419 1,0434 -8,4%

EUR/JPY 140,53 +0,4% 140,38 139,96 +7,4%

EUR/CHF 1,0435 +0,5% 1,0385 1,0399 +0,6%

EUR/GBP 0,8678 +1,2% 0,8565 0,8578 +3,3%

USD/JPY 134,89 +0,4% 134,72 134,14 +17,2%

GBP/USD 1,2005 -1,1% 1,2169 1,2165 -11,3%

USD/CNH (Offshore) 6,7564 -0,4% 6,7540 6,7702 +6,3%

Bitcoin

BTC/USD 22.569,72 -1,9% 22.915,37 23.100,82 -51,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 122,14 120,93 +1,0% 1,21 +67,8%

Brent/ICE 123,94 122,27 +1,4% 1,67 +64,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.811,55 1.819,20 -0,4% -7,66 -1,0%

Silber (Spot) 20,93 21,08 -0,7% -0,15 -10,2%

Platin (Spot) 923,09 936,28 -1,4% -13,19 -4,9%

Kupfer-Future 4,18 4,21 -0,9% -0,04 -6,0%

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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

June 14, 2022 12:08 ET (16:08 GMT)

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