27.10.2016 18:41:50

MÄRKTE EUROPA/Steigende Anleiherendite drückt - SLM brechen ein

   Von Manuel Priego-Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen sind am Donnerstag mit minimalen Aufschlägen aus dem Handel gegangen. Das Sentiment wurde etwas belastet von steigenden Renditen an den Anleihemärkten, die Aktien relativ betrachtet unattraktiver machen. Zunehmend setzt sich die Erwartung durch, dass die US-Notenbank im Dezember die Leitzinsen anheben wird. Steigenden Renditen an den US-Zinsmärkten werden sich die internationalen Anleihemärkte nicht entziehen können. Der Dax gewann 0,1 Prozent auf 10.717 Punkte, nach einem Tageshoch bei 10.773 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 0,1 Prozent auf 3.085 Punkte nach oben.

   Ein Sektor, der besonders sensibel auf steigende Renditen reagiert ist der deutsche Immobiliensektor. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen gewann 9 Basispunkte auf 0,17 Prozent. Für Immobilienwerte sind steigende Marktzinsen negativ, da Investitionen in Immobilien an Attraktivität verlieren. Vonovia verloren 2,3 Prozent, LEG Immobilien 1,5 Prozent, Adler Real Estate 2,4 Prozent und PATRIZIA Immobilien 2,5 Prozent.

   Im Blick standen auch Quartalszahlen von Deutsche Bank, Volkswagen, ABB, Schneider Electric und Telefonica. Die Deutsche Bank hat statt eines erwarteten hohen Verlustes einen Gewinn von 256 Millionen Euro erzielt. Das angeschlagene Kreditinstitut profitierte von einem starken Anleihehandel und gesunkenen Rechtskosten. Die Aktie gewann nach volatilem Verlauf 0,6 Prozent. Das Papier ist auf Monatssicht um mehr als 25 Prozent gestiegen.

Nach Aixtron ist nun der Osram-Deal in Gefahr Das Osram-Papier geriet am Nachmittag nachhaltig unter Druck und verlor 2,3 Prozent. Hintergrund war ein Bericht der Wirtschaftswoche, wonach die Bundesregierung den Antrag einer Unbedenklichkeitsbescheinigung für die Übernahme der Osram-Lampensparte durch ein Konsortium chinesischer Investoren nicht ausstellen möchte. Die Bundesregierung wolle den Deal nun einer vertieften Prüfung unterziehen, die sich über Monate hinziehen könnte.

   Nach Aixtron werde nun bei Osram eine Übernahme durch chinesische Investoren durch staatlichen Eingriff möglicherweise vereitelt, zumindest aber erschwert, sagte ein Händler. Ob sich Deutschland langfristig damit einen Gefallen tue, müsse bezweifelt werden. Der Teilnehmer sieht die restriktivere Haltung der Bundesregierung in einem Klima weltweit zunehmenden Protektionismus. Als Exportweltmeister sei Deutschland aber wie kein zweites Land auf offene Märkte angewiesen.

Airlines geben in Gegenbewegung nach In einer Gegenbewegung auf zuletzt stark gestiegene Kurse ging es für die Airlines europaweit kräftiger nach unten. Die überraschend starken Geschäftszahlen der Lufthansa hatten in der vergangenen Woche das Sentiment für die gesamte Branche gehoben und Anleger angelockt. Nun setzten Gewinnmitnahmen ein, unterstützt durch einen wieder steigenden Ölpreis. Air France gaben um 2,2 Prozent nach, für IAG ging es 3 Prozent nach unten und Lufthansa verloren 1,5 Prozent. Die Lufthansa-Aktie ist auf Wochensicht um rund 12 Prozent gestiegen.

   VW verloren 0,3 Prozent nach. Der Konzern hat im dritten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Vor allem bei Porsche und Seat sowie bei den Finanzdienstleistungen liefen die Geschäfte besser. Allerdings fielen in den ersten drei Quartalen Sonderaufwendungen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro an. Siemens wurden von schwächeren Zahlen von Schneider Electric belastet und verloren 2,1 Prozent. Fresenius gewannen nach Zahlen 2,1 Prozent. Die NordLB sprach von einer erfreulichen Geschäftsdynamik.

   Für Nokia ging es um 7,6 Prozent abwärts. Der Konzern hat wie Rivale Ericsson im dritten Quartal angesichts schwacher Geschäfte mit Mobilfunkausrüstungen einen Verlust verzeichnet. Allein im Geschäft mit besonders schnellen Netzen (Ultra-Breitband) sanken die Erlöse der Finnen um 13 Prozent. ABB verloren 6,6 Prozent. Hier enttäuschte ein schwacher Auftragseingang.

SLM Solutions brechen nach abgesagter Übernahme ein General Electric (GE) hat die Übernahme des deutschen 3D-Druckerherstellers SLM Solutions abgeblasen. Der Kurs von SLM brach daraufhin um 16,6 Prozent ein. Der US-Industriekonzern kauft stattdessen für 549 Millionen Euro die Concept Laser GmbH und hat außerdem sein Gebot für den schwedischen 3D-Druckerhersteller Arcam erhöht und die Annahmeschwelle dafür gesenkt. Arcam stiegen um 8 Prozent.

   SLM dürften auch längerfristig unter Druck bleiben, befürchten Marktexperten. "Im ersten Schritt dürften SLM auf den Aktienkurs von vor dem Angebot zurückfallen, aber dann hängt noch das Aktienpaket von Elliott über dem Markt, der auch noch raus muss", sagte ein Händler. Der Hedgefonds Elliott hatte die Übernahme von SLM bewusst verteuern wollen und damit das Scheitern der Übernahme verursacht. Er dürfte nun versuchen, einen Käufer für sein Paket von rund 20 Prozent am Unternehmen zu finden.

   Es stelle sich nun die Frage, wie es fundamental bei SLM weitergehe, sollte GE tatsächlich Concept Laser kaufen, hieß es im Handel. "GE zählt ... zu den größten Kunden von SLM, wenn sie jetzt einen anderen kaufen, dürften auch die bisherigen Umsätze mit SLM dahin abwandern", befürchtete ein Händler.

   Mit Telefonica, BT Group und KPN veröffentlichten zudem drei große europäische Telekomanbieter Quartalszahlen. BT Group verloren 2,2 Prozent, während es für KPN um 3,4 Prozent nach oben ging. Telefonica gaben um 1 Prozent nach. Im Technologiesektor verteuerten sich die Papiere des französischen Chip-Herstellers STMicroelectronics nach guten Quartalszahlen gleich um 10,5 Prozent. Hiervon profitierten auch Infineon, für die es 2 Prozent nach oben ging.

Siltronic weiter auf dem Weg nach oben Nach laut Händlern soliden Quartalszahlen gekauft wurden die Aktien von Siltronic (+5,2 Prozent) und der Siltronic-Mutter WACKER CHEMIE (+0,7 Prozent). Der Siltronic-Kurs war zuletzt vor allem dank Übernahmespekulationen in nicht einmal drei Monaten bereits von 15 auf über 27 Euro nach oben geschossen. Eine Abstufung von "Kaufen" auf "Halten" durch das Bankhaus Lampe drückte Fielmann um 2,9 Prozent ins Minus.

   Am Devisenmarkt stützten leicht bessere britische BIP-Zahlen das Pfund nur kurz. Für die britische Währung ging es auf rund 1,2260 Dollar nach oben, zum Börsenschluss notierte sie aber bei 1,2170 Dollar. Im Quartalsvergleich wuchs die Wirtschaft des Landes um 0,5 Prozent, verglichen mit einer Prognose von 0,4 Prozent. Die Commerzbank sieht kaum Aufwertungspotenzial für das Pfund. Mit dem für März 2017 angekündigten Beginn der Austrittsverhandlungen gebe es neue Unsicherheitsfaktoren, die den Pfund-Ausblick überschatteten. Engagements im Pfund blieben vor diesem Hintergrund ein Drahtseilakt.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.085,17 +4,19 +0,1% -5,6% Stoxx-50 2.848,66 +7,50 +0,3% -8,1% Stoxx-600 341,71 -0,05 -0,0% -6,6% XETRA-DAX 10.717,08 +7,40 +0,1% -0,2% FTSE-100 London 6.986,57 +28,48 +0,4% +11,9% CAC-40 Paris 4.533,57 -1,02 -0,0% -2,2% AEX Amsterdam 455,71 -0,11 -0,0% +3,1% ATHEX-20 Athen 1.560,90 -0,87 -0,1% -14,9% BEL-20 Bruessel 3.587,64 +17,01 +0,5% -3,0% BUX Budapest 29.689,69 -164,99 -0,6% +24,1% OMXH-25 Helsinki 3.470,75 -46,98 -1,3% +3,3% ISE NAT. 30 Istanbul 96.110,12 -963,65 -1,0% +7,5% OMXC-20 Kopenhagen 908,91 +5,28 +0,6% -10,4% PSI 20 Lissabon 4.701,61 -25,80 -0,5% -12,0% IBEX-35 Madrid 9.197,20 +23,90 +0,3% -3,6% FTSE-MIB Mailand 17.426,46 +145,72 +0,8% -18,6% RTS Moskau 993,26 +3,74 +0,4% +31,2% OBX Oslo 573,88 +9,24 +1,6% +6,5% PX-GLOB Prag 1.196,44 +5,73 +0,5% -3,6% OMXS-30 Stockholm 1.456,55 +2,33 +0,2% +0,7% WIG-20 Warschau 1.795,33 +15,60 +0,9% -3,4% ATX Wien 2.507,35 -1,02 -0,0% +4,6% SMI Zuerich 7.924,39 +31,62 +0,4% -10,1%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:29 Mi,17:11 % YTD EUR/USD 1,0904 -0,03% 1,0907 1,0914 +0,4% EUR/JPY 114,6523 +0,46% 114,1302 113,99 -26,1% EUR/CHF 1,0834 -0,02% 1,0837 1,0839 -0,4% EUR/GBP 0,8959 +0,50% 0,8924 1,1204 +21,7% USD/JPY 105,14 +0,50% 104,61 104,43 -10,4% GBP/USD 1,2170 -0,43% 1,2222 1,2228 -17,5%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,96 49,18 +1,6% 0,78 +14,0% Brent/ICE 50,66 49,98 +1,4% 0,68 +13,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.269,16 1.267,15 +0,2% +2,01 +19,7% Silber (Spot) 17,65 17,63 +0,1% +0,02 +27,7% Platin (Spot) 964,80 962,80 +0,2% +2,00 +8,2% Kupfer-Future 2,16 2,15 +0,9% +0,02 +0,4% === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   October 27, 2016 12:11 ET (16:11 GMT)

   Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 11 PM EDT 10-27-16

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