21.04.2020 16:18:45

MÄRKTE EUROPA/Schwach - Ölpreis-Crash schwappt auf Aktien über

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Turbulenzen an den Ölmärkten greifen am Dienstag zunehmend auf die Aktienmärkte über. Der DAX verliert am Nachmittag 2,9 Prozent auf 10.363 und der Euro-Stoxx-50 rund 2,9 Prozent auf 2.824 Punkte. Alle Branchenindizes in Europa liegen mehr oder weniger stark im Minus. Am besten halten sich mit Verlusten von jeweils knapp einem Prozent noch die Indizes der Pharma- und der Einzelhandelsaktien.

Am Ölmarkt brechen nun auch die Preise für die längerlaufenden Terminkontrakte ein, und zwar nicht nur auf US-Öl der Sorte WTI, sondern auch auf die Nordseesorte Brent. So verliert der Kontrakt zur Lieferung im August 2021 gut 7 Prozent. "Der Ölmarkt glaubt offensichtlich nicht mehr an eine deutliche Erholung der Wirtschaft und damit der Ölnachfrage im zweiten Halbjahr", sagt ein Händler. Das sei auch ein schlechtes Zeichen für die Aktienmärkte.

Am Montag war US-Öl zur Lieferung im Mai erstmals überhaupt im Minus gehandelt worden - phasenweise sogar mit rund 40 Dollar je Barrel. Grund waren Sorgen, die bereits vollen Lager könnten weitere Lieferungen derzeit nicht mehr aufnehmen. Trotzdem war der Markt da noch der Meinung, die Situation werde sich im zweiten Halbjahr mit einer Konjunkturerholung wieder durchgreifend bessern. Diese Erwartung wird nun stark gedämpft.

Der Index der Öl-und Gaswerte führt auf der Aktienseite die Verlierer unter den europäischen Branchenindizes mit an, er fällt um 3,9 Prozent. Damit liegt er allerdings immer noch rund 25 Prozent über den Crash-Tiefs vom März - ein Zeichen, dass nach wie vor noch Marktteilnehmern an einer Erholung glauben. Noch schlechter schneidet am Nachmittag der Index der Rohstofftitel ab, er bricht um 4,4 Prozent ein. Und der Index der Bankenwerte verliert 3,6 Prozent. Hier befürchten Marktteilnehmer, dass Kredite an die Ölindustrie wackeln könnten.

Auch ein deutlich verbesserter ZEW-Konjunkturindex in Deutschland kann den Märkten nicht helfen. Der von Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Index stieg auf 28,2 Punkte von minus 49,5 im Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg auf minus 41,0 vorausgesagt.

Nach Ansicht der Finanzmarktteilnehmer könne die Situation offenbar nur noch besser werden, interpretieren die Marktstrategen der Helaba. Es gelte allerdings zu berücksichtigen, dass der Anstieg der Erwartungen auf einem dramatischen Einbruch der Lageeinschätzungen fuße. Diese sei in den vergangenen drei Monaten um mehr als 80 Punkte auf das tiefste Niveau seit der Finanzkrise gefallen.

SAP-Führungswechsel wirft Fragen auf

Etwas im Hintergrund schwelt in dieser Gemengelage noch die langsam Fahrt aufnehmende Berichtssaison der Unternehmen. Als weitgehend wie erwartet werden die endgültigen Geschäftszahlen von SAP eingestuft. Für mehr Gesprächsstoff sorgt, dass der Softwareriese die Doppelspitze nach gut einem halben Jahr nach deren überraschenden Ernennung schon wieder aufgibt. Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank rechnet nach dem Weggang von Co-Vorstand Jennifer Morgan Ende April aber nicht mit Änderungen der Strategie. Er lässt seine Schätzungen für das Jahr 2020 unverändert. Der Anteil der besser vorhersehbaren Umsätze am Gesamtumsatz steige weiter und sei der Hauptgrund für die Anlagestory. SAP verlieren 4,4 Prozent.

Danone hat im ersten Quartal dank Hamsterkäufen den Umsatz zwar gesteigert, wegen der unsicheren Geschäftsauswirkungen durch die Coronavirus-Pandemie die Prognose für das Gesamtjahr aber zurückgezogen. Die Aktie verbilligt sich um 1,5 Prozent. Die Entscheidung des französischen Einzelhandelskonzerns Carrefour, den Dividendenvorschlag zu halbieren, wird mit einem Kursminus von 1,6 Prozent quittiert.

Sartorius überzeugt

Die Erstquartalszahlen von Sartorius sind überzeugend ausgefallen. Sowohl operatives Ergebnis wie Umsatz seien besser als vom Konsens erwartet, heißt es. Die Aktie steigt um 3,6 Prozent. Nach soliden Quartalszahlen geht es für Wienerberger im Sog der schwachen Ölbranche um 2,4 Prozent nach unten.

Nach wie erwartet guten Geschäftszahlen geht es für LSE um vergleichsweise moderate 0,7 Prozent nach unten. Allerdings hatte es zeitweise noch besser ausgesehen. Der Bruttogewinn des Börsenbetreibers legte im ersten Quartal um 13 Prozent zu. Stützend wirkt laut Analysten auch, dass die LSE weiter davon ausgeht, die geplante Übernahme von Refinitiv bis Ende 2020 über die Bühne zu bringen. Wegen des Widerstands aus Brüssel hatte es zuletzt Zweifel an dem Terminplan gegeben.

Drägerwerk leiden unter einer Kapitalerhöhung, die das mit der Corona-Krise stark in den Blickpunkt geratene Medizintechnikunternehmen am Vorabend im Schnellverfahren durchgeführt hat. Unter anderem sollen mit dem Geld kurzfristig Liquidität und Eigenkapitalbasis hinsichtlich des hohen Auftragseingangs im Zuge der Covid-19 Pandemie gestärkt werden. Drägerwerk verlieren 5,5 Prozent.

===

Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 2.824,48 -2,92 -85,02 -24,58

Stoxx-50 2.779,40 -2,73 -77,91 -18,33

DAX 10.362,91 -2,93 -312,99 -21,78

MDAX 22.129,76 -1,47 -331,08 -21,84

TecDAX 2.853,84 -1,81 -52,66 -5,34

SDAX 9.938,69 -2,43 -248,02 -20,57

FTSE 5.683,29 -2,23 -129,54 -22,93

CAC 4.408,43 -2,65 -119,87 -26,26

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,49 -0,03 -0,73

US-Zehnjahresrendite 0,56 -0,05 -2,12

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:32 Mo, 17:28 % YTD

EUR/USD 1,0870 +0,01% 1,0845 1,0874 -3,1%

EUR/JPY 117,04 +0,03% 116,58 117,11 -4,0%

EUR/CHF 1,0520 +0,03% 1,0517 1,0516 -3,1%

EUR/GBP 0,8817 +0,92% 0,8735 0,8729 +4,2%

USD/JPY 107,68 +0,03% 107,48 107,70 -1,0%

GBP/USD 1,2326 -0,92% 1,2417 1,2457 -7,0%

USD/CNH (Offshore) 7,1020 +0,14% 7,0936 7,0822 +2,0%

Bitcoin

BTC/USD 6.847,51 -0,08% 6.891,01 7.084,26 -5,0%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 1,41 -37,63 +103,7% 39,04 -97,7%

Brent/ICE 20,37 25,57 -20,3% -5,20 -68,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.682,64 1.694,20 -0,7% -11,57 +10,9%

Silber (Spot) 14,70 15,40 -4,5% -0,70 -17,6%

Platin (Spot) 735,25 774,35 -5,0% -39,10 -23,8%

Kupfer-Future 2,20 2,32 -5,2% -0,12 -21,7%

===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/flf

(END) Dow Jones Newswires

April 21, 2020 10:19 ET (14:19 GMT)

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Analysen zu SAP SE (spons. ADRs)mehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Carrefour S.A. (spons. ADRs) 2,84 -1,39% Carrefour S.A. (spons. ADRs)
Carrefour S.A. 14,35 -1,95% Carrefour S.A.
Danone S.A. 64,60 -0,03% Danone S.A.
DANONE SA Sponosored American Deposit Repr 1-5 Sh 12,70 0,00% DANONE SA Sponosored American Deposit Repr 1-5 Sh
Draegerwerk AG & Co. KGaA 40,80 -0,73% Draegerwerk AG & Co. KGaA
Drägerwerk AG & Co. KGaA Vz. 43,35 -0,91% Drägerwerk AG & Co. KGaA Vz.
London Stock Exchange (LSE) 134,00 0,75% London Stock Exchange (LSE)
SAP SE (spons. ADRs) 222,00 1,83% SAP SE (spons. ADRs)
SAP SE 224,55 1,74% SAP SE
Sartorius AG St. 178,00 -1,77% Sartorius AG St.
Sartorius AG Vz. 217,20 -1,36% Sartorius AG Vz.
Wienerberger AG 26,62 -0,45% Wienerberger AG

Indizes in diesem Artikel

DAX 19 626,45 1,03%