04.09.2018 16:08:48

MÄRKTE EUROPA/Schwach - Italien widersetzt sich Abwärtstrend

Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Während Europas Börsen insgesamt ihre Verluste am Dienstagnachmittag ausbauen und zumeist schwach tendieren, hält sich der Mailänder Aktienmarkt im Plus. Laut der Zeitung La Stampa will sich die mitregierende Lega an die Brüsseler-Defizitgrenze halten. Das sorgt für eine deutliche Stimmungsaufhellung. Die Sorge vor einem rasanten Anstieg des Staatsverschuldung Italiens ist einer der Hauptgründe, warum die Renditen am italienischen Anleihemarkt seit Antritt der neuen Regierung massiv gestiegen sind.

Aktuell gibt die Rendite für 2-jährige Staatsanleihen um 17 Basispunkte auf 1,23 Prozent nach, die der 10-jährigen verlieren 14 Basispunkte auf 3,04 Prozent. Davon profitieren auch italienische Bankenwerte, weil die Banken stark in italienischen Anleihen investiert sind: Unicredit legen um 1,8 Prozent zu, während es für Intesa Sanpaolo um 1,1 Prozent nach oben geht. Der Mailänder Börsenindex liegt 0,3 Prozent im Plus.

Damit hält er sich viel besser als der DAX, der um 1,4 Prozent auf 12.172 Punkte nachgibt oder der Euro-Stoxx-50, der 1,4 Prozent auf 3.346 nachgibt. Abgesehen vom Sonderfaktor Italien ist die Stimmung nicht gut. Belastungsfaktoren bleiben vor allem die Schwellenländerkrise sowie die US-Handelskonflikte. Zunehmend wird im Handel auch auf das steigende Risiko eines harten Brexit verwiesen.

Sollte der DAX die Unterstützungszone bei 12.100 Punkten nachhaltig unterschreiten, dürfte ein Test des Jahrestiefs bei 11.763 Punkten anstehen, warnen Techniker.

Der Euro, der zuletzt immer wieder auch unter der Sorge über die Entwicklung in Italien litt, wird von der neuen Entwicklung kalt gelassen. Er fällt zurück von 1,1620 am Vorabend auf 1,1545 Dollar. Der Dollar zeigt auf breiter Front Stärke; zum Einen ist der Zinserhöhungstrend in den USA voll intakt, zum anderen erhält die US-Devise Zulauf als sicherer Hafen vor dem Hintergrund der Schwellenländerkrisen und der Unwägbarkeiten um die diversen Handelskonflikte.

Danske Bank kämpft weiter mit Geldwäscheskandal

Am Aktienmarkt verlieren Danske Bank an der Kopenhagener Börse 7,7 Prozent. Belastend wirkt ein Bericht in der "FT", wonach laut einem von der dänischen Bank in Auftrag gegeben unabhängigen Bericht durch die estnischen Filialen der Bank allein 2013 fast 30 Milliarden Dollar an russischem Kapital geflossen sein sollen. Es stellt sich nun die Fragen, inwieweit das höhere Management über die Transaktionen im Bilde war.

Trotz schwacher Halbjahreszahlen geht es für die Iliad-Aktie um 6,2 Prozent nach oben. Zum einen war mit schwachen Zahlen ohnehin schon gerechnet worden, was im Kursverlust von mehr als 40 Prozent in den vergangenen 6 Monaten deutlich wird. Zum anderen gibt es auch Lichtblicke: So weist Bryan Garnier darauf hin, dass die Umsätze die Erwartungen nicht erreicht hätten, das operative Ergebnis aber schon. Vielleicht noch wichtiger: Der jüngste Einstieg ins Italien-Geschäft scheine sich auszuzahlen, so die Analysten.

WPP verlieren nach Vorlage von Geschäftszahlen 6,4 Prozent. An der Börse kommt die Margenentwicklung nicht gut an.

Scor lehnt Übernahmeofferte ab

Für die Aktie des französischen Rückversicherers Scor geht es um 8,6 Prozent nach oben. Scor hat eine Offerte von Covea, die Scor mit 8,25 Milliarden Euro bewertet, ausgeschlagen. Covea hat die Offerte formal zwar zurückgezogen, ist aber nach eigenen Angaben an einer "freundlichen" Transaktion nach wie vor interessiert. Scor ist der fünftgrößte Rückversicherer der Welt.

Die Aktie des Windturbinenherstellers Nordex legt um 1,6 Prozent zu, gestützt von einem Großauftrag aus Argentinien. Für RIB Software geht es um 2,4 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen den ersten Kunden für eine neue Technologieplattform gefunden hat.

Stoxx-Änderungen im Blick

Daneben richten sich die Blicke auf die Indexänderungen der Stoxx-Familie, die wie erwartet ausgefallen sind. In den Euro-Stoxx-50 steigen Kering, Amadeus IT und Linde auf. Die Aktien verlieren allesamt mit dem Gesamtmarkt. Absteigen müssen Deutsche Bank, Eon und Saint-Gobain, die ebenfalls mit dem schwachen Markt zurückfallen. Im Stoxx-50-Index gibt es nur eine Änderung: Für Imperial Brands (-1,2 Prozent) steigt der französische Rüstungskonzern Safran (-2,1 Prozent) in den Auswahlindex auf.

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.356,19 -1,14 -38,80 -4,22

Stoxx-50 3.022,97 -0,84 -25,76 -4,87

DAX 12.211,14 -1,10 -135,27 -5,47

MDAX 26.536,76 -1,06 -283,75 1,28

TecDAX 2.992,72 -1,05 -31,75 18,33

SDAX 12.346,34 -0,81 -100,43 3,87

FTSE 7.446,11 -0,78 -58,49 -3,32

CAC 5.343,96 -1,29 -69,83 0,59

Bund-Future 162,99 -0,21 2,75

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.24 Uhr Mo, 17.10 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1537 -0,66% 1,1593 1,1621 -4,0%

EUR/JPY 128,47 -0,43% 129,11 129,05 -5,0%

EUR/CHF 1,1255 -0,04% 1,1253 1,1258 -3,9%

EUR/GBP 0,8994 -0,33% 0,9023 0,9023 +1,2%

USD/JPY 111,36 +0,25% 111,37 111,08 -1,1%

GBP/USD 1,2829 -0,33% 1,2851 1,2880 -5,1%

Bitcoin

BTC/USD 7.373,03 +1,1% 7.274,42 7.288,01 -46,0%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,61 -0,63 0,01

Deutschland 10 Jahre 0,35 0,33 -0,08

USA 2 Jahre 2,65 2,63 0,75

USA 10 Jahre 2,90 2,86 0,49

Japan 2 Jahre -0,12 -0,12 0,02

Japan 10 Jahre 0,11 0,11 0,06

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 70,58 69,80 +1,1% 0,78 +20,2%

Brent/ICE 78,87 77,42 +0,9% 0,72 +20,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.190,75 1.201,15 -0,9% -10,40 -8,6%

Silber (Spot) 14,06 14,51 -3,1% -0,45 -17,0%

Platin (Spot) 769,70 788,50 -2,4% -18,80 -17,2%

Kupfer-Future 2,57 2,65 -3,0% -0,08 -23,0%

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/gos

(END) Dow Jones Newswires

September 04, 2018 10:09 ET (14:09 GMT)

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