09.03.2020 12:31:44
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MÄRKTE EUROPA/Ölpreiskrieg und Coronavirus sorgen für Kursdebakel
Von Steffen Gosenheimer
FRANKFURT (Dow Jones)--Schwarzer Montag an den Finanzmärkten weltweit: Die immer beunruhigender klingenden Nachrichten zur Coronavirus-Epidemie und ein von Saudi-Arabien angezettelter Preiskrieg am Ölmarkt sorgen für panikartige Verkäufe am Aktienmarkt.
Der DAX liegt am Mittag 6,7 Prozent im Minus bei 10.774 Punkten. Im frühen Tagestief lag der Index nochmals 200 Punkte tiefer, im Hoch aber auch schon rund 200 Punkte höher. Der Euro-Stoxx-50 rutscht um 6,8 Prozent ab. Im Ölförderland Norwegen verliert das Marktbarometer 8,1 Prozent.
Am wegen der Coronepidemie besonders im Blick stehenden italienischen Aktienmarkt bricht das Marktbarometer um 10 Prozent ein. Für große Verunsicherung sorgt die großflächige Quarantäne in Italien. Davon betroffen ist besonders der Norden Italiens und damit das Wirtschaftszentrum des Landes.
Bereits in Asien waren die Börsen teils massiv abgestürzt und die Futures auf die US-Aktienindizes signalisieren für den Start an der Wall Street Verluste in ähnlicher Größenordnung.
Bei den Branchen sackt der Index der Öl- und Gasaktien um fast 14 Prozent ab, der Index der Rohstoffaktien ist mit einem Minus von 8,6 Prozent der zweitschwächste. Der Bankenindex verliert 8,3 Prozent. Die Bankaktien werden belastet von den teils auf Rekordtiefs gesunkenen Renditen am Anleihemarkt. Sie machen das traditionelle Kreditgeschäft der Geldhäuser weniger lukrativ. Am besten schlagen sich wie üblich in Krisenzeiten sogenannte defensive, also weniger zyklische Sektoren wie Nahrungsmittel, Pharma und Einzelhandel. Aber auch hier geht es um jeweils rund 4 Prozent abwärts.
Gesucht sind sichere Häfen, allen voran Anleihen. Die deutsche Zehnjahresrendite ist auf ein Rekordtief von minus 0,86 Prozent gefallen. Eine Ausnahme machen die Renditen in Italien, die deutlicher anziehen.
Am Devisenmarkt legen der Franken und insbesondere der Yen zu. Der Dollar kostet nur noch 102,25 Yen nach 105,40 am Freitag. Das ist der höchste Yen-Kurs seit Herbst 2016. Auf der anderen Seite bricht der Rubel um über 9 Prozent ein.
Saudi-Arabien zettelt Preiskrieg an
Das Barrel Brent-Öl kostet aktuell 35,36 Dollar, das sind 9,91 Dollar bzw knapp 22 Prozent weniger als am Freitag. Im Tief war es schon für knapp über 31 Dollar zu haben. Am Freitag waren die Ölpreise bereits um rund 10 Prozent eingebrochen, weil sich die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) nicht mit ihren Verbündeten, allen voran Russland, auf eine Förderkürzung hatte einigen können. Saudi-Arabien will deswegen nun die Produktion trotz der Bedrohung der Nachfrage durch das Coronavirus stark erhöhen. Damit steht ein Preiskrieg am Ölmarkt ins Haus.
Kreisen zufolge soll Saudi-Arabien planen, die tägliche Ölförderung um 10 bis 11 Millionen Barrel auszuweiten. Am Donnerstag hatten sich zwar die Opec-Minister auf einen Produktionsrückgang um 1,0 Millionen Barrel verständigt, dies jedoch von der Zustimmung von Russland abhängig gemacht, im Verein mit den anderen Nicht-Opec-Alliierten seinerseits die Produktion um 500.000 Barrel pro Tag zu reduzieren.
Hochzinsanleihen nächster Gefahrenherd
Zum überaus negativen Stimmungsbild passt, dass in China die Exporte von Januar bis Februar gegenüber dem Vorjahr um 17,2 Prozent eingebrochen sind und damit noch etwas stärker als ohnehin befürchtet. Dies schürt die bereits ausgeprägten Sorgen vor Störungen der Lieferketten weiter.
Als eine weitere nicht zu unterschätzende Bedrohung für die Börsen werten Händler die sich wegen der Ölpreisentwicklung anbahnende Krise an den globalen Kreditmärkten. Die Nullzinspolitik habe Anleger in riskantere Hochzinsanleihen gedrängt, diese würden aber dominiert von Ölunternehmen mit wackligen Bilanzen. Der Ölpreisabsturz könnte nun dazu führen, dass die Unternehmen ihre Zinszahlungen nicht mehr bedienen können. Ein Abrutschen der Hochzinsanleihen dürfte dann auch Versicherer und Vermögensverwalter unter Druck bringen. In den USA gelten Ölunternehmen als eine der größten Emittentengruppen am Hochzins-Kreditmarkt mit einem Anteil von rund 12 Prozent.
Unternehmensnachrichten gehen unter
Nachrichten von Unternehmen gehen in dieser Gemengelage weitestgehend unter. Gegen den Markt stemmen sich Vopak mit einem Plus von fast 6 Prozent. Vopak ist ein niederländischer Lagerbetreiber, der von den Verwerfungen am Ölmarkt profitiert. Je größer die Preisdifferenzen zwischen kurz- und langlaufenden Ölkontrakten, desto attraktiver ist für Vopak-Kunden die Einlagerung von physischem Öl.
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.012,04 -6,81 -220,03 -19,57
Stoxx-50 2.833,19 -6,04 -182,01 -16,75
DAX 10.781,39 -6,59 -760,48 -18,62
MDAX 23.484,60 -5,12 -1266,17 -17,05
TecDAX 2.673,95 -5,33 -150,59 -11,31
SDAX 10.442,58 -5,52 -610,52 -16,54
FTSE 6.069,17 -6,09 -393,38 -14,32
CAC 4.802,94 -6,54 -336,16 -19,66
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite -0,86 -0,15 -1,10
US-Zehnjahresrendite 0,43 -0,34 -2,25
DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:49 Fr, 17:10 % YTD
EUR/USD 1,1418 +0,34% 1,1462 1,1325 +1,8%
EUR/JPY 116,80 -1,06% 116,99 119,20 -4,2%
EUR/CHF 1,0585 +0,13% 1,0572 1,0600 -2,5%
EUR/GBP 0,8731 +0,41% 0,8685 0,8689 +3,2%
USD/JPY 102,28 -1,47% 102,01 105,27 -6,0%
GBP/USD 1,3078 -0,07% 1,3199 1,3035 -1,3%
USD/CNH (Offshore) 6,9556 +0,38% 6,9449 6,9333 -0,2%
Bitcoin
BTC/USD 7.809,60 -4,45% 7.911,72 9.042,05 +8,3%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 32,08 41,28 -22,3% -9,20 -46,9%
Brent/ICE 35,37 45,27 -21,9% -9,90 -45,3%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.678,80 1.696,06 -1,0% -17,27 +10,6%
Silber (Spot) 17,02 17,55 -3,0% -0,53 -4,7%
Platin (Spot) 873,90 894,85 -2,3% -20,95 -9,4%
Kupfer-Future 2,48 2,56 -3,4% -0,09 -11,7%
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/gos/raz
(END) Dow Jones Newswires
March 09, 2020 07:32 ET (11:32 GMT)
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