08.09.2022 16:20:40
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MÄRKTE EUROPA/Kursverluste nach hoher EZB-Inflationsprognose
FRANKFURT (Dow Jones)--Für deutliche Kursverluste bei Aktien und Anleihen sorgen die Notenbanken aus Europa und den USA. Die Zinserhöhung der EZB um 0,75 Prozentpunkte überraschte dann doch noch einige Marktteilnehmer. Analysten loben jedoch mit klarer Mehrheit den Zinsschritt. Die EZB nehme endlich die Inflation ernst, urteilt Martin Moryson, Chef-Volkswirt der DWS für Europa. Dazu nahm die EZB jedoch auch ihre Inflationsprognosen für die nächsten drei Jahre hoch. Und in den USA äußerte sich auch noch US-Notenbankchef Jerome Powell in einer gleichzeitig laufenden Rede sehr hawkish.
Vor allem für den Anleihemarkt war das zuviel, besonders langlaufende Bonds stehen daher unter Verkaufsdruck. In Italien erreicht die Rendite fast wieder die 4-Prozent-Marke. Der DAX fällt um 1,2 Prozent auf 12.757 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 zeigt sich 0,7 Prozent tiefer bei 3.475 Zählern. Der Euro notiert mit 0,9960 Dollar trotz der Zinserhöhung wegen der Powell-Aussagen unter der Parität.
Inflationsprognose der EZB erschreckt
Unter Druck stehen Europas Börsen weniger wegen der Zinserhöhung, sondern den Inflationsprojektionen, heißt es im Handel. Die EZB rechnet damit, über drei Jahre das Inflationsziel von 2 Prozent nicht erreichen zu können. Der in dieser Zeit auflaufende Kaufkraftverlust durch Inflation liege bei 16,6 Prozent.
Die EZB rechnet mit einer Inflationsrate von 8,1 Prozent in 2022, mit 5,5 Prozent in 2023 und 2,3 Prozent in 2024. Das sind deutliche Steigerungen von zuvor gesehenen 6,8 Prozent, 3,5 Prozent und 2,1 Prozent.
"Mittlerweile leidet die Hälfte der Mitgliedsländer unter einer zweistelligen Inflationsrate", betont Moryson. Die Teuerungsraten werden der EZB keine weitere Wahl lassen, als im Oktober und Dezember die Zinsen weiter zu erhöhen, selbst wenn die Eurozone dann bereits in eine Rezession blicke.
Konsum dürfte unter Kaufkraftverlust massiv leiden
Konsumnahe Sektoren leiden unter der EZB-Inflationsprognose am meisten: Einzelhändler (-3%), Autowerte (-1,7%) und Reiseaktien (-1,3%) sind die Hauptverlierer der kräftig erhöhten Prognosen. Alle diese Sektoren seien konsumnah und würden den Kaufkraftverlust der Verbraucher deutlich zu spüren bekommen, heißt es im Handel.
Selbst der E-Commerce-Sektor könnte nach Branchenangaben in 2022 das erste Jahr in seiner gesamten Geschichte mit einem Umsatzrückgang werden. Entsprechend fallen Puma um 3,0 und Zalando um 3,2 Prozent. In London geben Marks & Spencer 4,8 Prozent nach, in Stockholm verlieren H&M weitere 2,9 Prozent.
Finanzbranche mit Zinserhöhung etwas gesucht
Finanzwerte wie Banken und Versicherer zeigen sich als Tagesgewinner. Banken stehen mit 1,6 Prozent Plus im Sektor unangefochten vorn. Banken können dank der Zinserhöhung Kredite mit höherer Gewinnspanne vergeben, Versicherer ihr Anlagevermögen besserverzinslich anlegen. Die Banken seien "die Gewinner der Stunde", meint Salah-Eddine Bouhmidi von IG.
Deutsche Bank steigen 3,8 Prozent und Commerzbank 5 Prozent. Die Commerzbank ist dazu nach eigener Aussage gut in das zweite Halbjahr gestartet und sieht sich auf Kurs, die Ziele zu erreichen. Deutsche Bank sollen dazu als "Trostpflaster" das öffentliche Angebot des Porsche-IPO an Privatanleger übernehmen. Führend bei der Emission seien aber US-Banken.
Versorger verlieren
Bei Versorgern ist die Freude vom Vortag über eine Preisobergrenze von 200 Euro/MWh für nicht aus Gas erzeugten Strom wieder gewichen. Fortum und Verbund verlieren je rund 3 Prozent. Bei Uniper geht es nur 1 Prozent tiefer. Dem Unternehmen wurden weitere 4 Milliarden Euro von der KfW als Liquiditätsspritze bewilligt.
Auch Umstufungen von Analysten sorgen weiter für kräftige Kursbewegungen. So brechen in Paris Atos um 14 Prozent ein. Goldman Sachs hat die Aktie des IT-Dienstleisters zum Verkauf gestellt.
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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.483,48 -0,5% -18,61 -19,0%
Stoxx-50 3.466,17 -0,2% -8,67 -9,2%
DAX 12.786,80 -1,0% -129,17 -19,5%
MDAX 24.951,44 -0,2% -44,86 -29,0%
TecDAX 2.924,90 -0,1% -2,29 -25,4%
SDAX 11.670,38 -0,1% -14,23 -28,9%
FTSE 7.216,80 -0,3% -21,03 -2,0%
CAC 6.080,25 -0,4% -25,67 -15,0%
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite 1,66 +0,09 +1,84
US-Zehnjahresrendite 3,26 -0,01 +1,75
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:57 Mi, 17:01 % YTD
EUR/USD 0,9954 -0,5% 0,9998 0,9949 -12,5%
EUR/JPY 143,33 -0,4% 143,68 143,75 +9,5%
EUR/CHF 0,9671 -1,1% 0,9764 1,0184 -6,8%
EUR/GBP 0,8665 -0,1% 0,8684 0,8676 +3,1%
USD/JPY 143,99 +0,2% 143,70 144,48 +25,1%
GBP/USD 1,1485 -0,5% 1,1508 1,1465 -15,1%
USD/CNH (Offshore) 6,9658 +0,1% 6,9633 6,9756 +9,6%
Bitcoin
BTC/USD 19.181,14 -1,0% 19.235,64 18.905,59 -58,5%
ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 83,38 81,94 +1,8% +1,44 +17,5%
Brent/ICE 89,45 88 +1,6% +1,45 +21,0%
GAS VT-Settlem. +/- EUR
Dutch TTF 214,00 213,88 +0,1% +0,12 +239,7%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.707,76 1.718,30 -0,6% -10,54 -6,7%
Silber (Spot) 18,43 18,53 -0,5% -0,10 -21,0%
Platin (Spot) 876,93 871,00 +0,7% +5,93 -9,6%
Kupfer-Future 3,50 3,44 +1,8% +0,06 -21,0%
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags
===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/mod/err
(END) Dow Jones Newswires
September 08, 2022 10:21 ET (14:21 GMT)
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Commerzbank | 14,40 | -0,42% | |
Deutsche Bank AG | 15,76 | 0,18% | |
Fortum Oyj | 14,27 | 1,49% | |
Hennes & Mauritz AB (H & M, H&M) | 13,10 | -0,61% | |
Marks & Spencer plc | 4,58 | -0,22% | |
PUMA SE | 44,00 | 0,00% | |
Verbund AG Sponsored American Deposit Receip Repr 1-5 Sh | 14,60 | -0,68% | |
Verbund AG | 75,35 | -0,66% | |
Zalando | 29,00 | 0,21% |
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