04.11.2020 16:09:40

MÄRKTE EUROPA/Kurse ziehen an trotz unsicheren Wahlausgangs

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bauen am Mittwochnachmittag die Gewinne aus. Nach jetzigem Stand haben Donald Trump und die Republikanische Partei besser als erwartet abgeschnitten. Die von vielen erwartete "Blaue Welle" ist ausgeblieben. Die noch offene Präsidentschaftswahl wird in den Swing States entschieden werden. Mit Blick auf den Senat zeichnet sich derzeit ab, dass die Republikaner ihre Mehrheit behalten werden, genauso wie die Demokraten im Repräsentantenhaus.

Derweil hat sich Trump bereits zum Wahlsieger erklärt und will außerdem per Gerichtsbeschluss die weitere Auszählung stoppen lassen. Damit könnte es zu der im Vorfeld bereits befürchteten Hängepartie kommen, bis ein endgültiges Wahlergebnis feststeht. Daraus könnte sich eine veritable Verfassungskrise entwickeln. Dass die Börse dennoch positiv reagiert, dürfte damit zusammenhängen, dass mit dem Ausbleiben der "Blauen" Welle das Risiko höherer Unternehmenssteuern und einer stärkeren Regulierung geringer sein dürfte.

Der DAX gewinnt 1,1 Prozent auf 12.219 Punkte, im Tagestief hatte der Index bei 11.848 Punkten gestanden. Der Euro-Stoxx-50 steigt um 1,2 Prozent auf 3.136 Punkte. Auch am Devisenmarkt geht es volatil zu. Der Dollar gibt einen Teil seiner anfänglichen Gewinne wieder ab.

Wie bereits 2016 hat US-Präsident Trump in den letzten Tagen des Wahlkampfes erneut die Wähler erreicht. "Für die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU wäre die Wiederwahl Trumps nicht die beste Nachricht", so Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners. Auch befürchten Beobachter, dass der US-China-Konflikt bei einem Trump-Sieg schnell wieder auf die Tagesordnung rücken wird.

Einen Neuanfang wird es nicht geben

Ein Erdrutschsieg der Demokraten scheint vom Tisch, so die DWS. "Einen Neuanfang wird es demnach nicht geben, was große Teile der US-Wirtschaft und Anleger kurzfristig freuen dürfte. Doch für viele Unternehmen im Rest der Welt sowie für rund die Hälfte der Amerikaner läuft es damit eher auf eine Enttäuschung hinaus". Mittelfristig könne dies auch für die Aktienmärkte zu einer Belastung werden, die Fantasie für Veränderungen könne schwinden.

Eher im Hintergrund schwelen weitere starke Wirtschaftsindikatoren aus China. Der Service-Einkaufsmanagerindex (PMI) von Caixin stieg im Oktober kräftig. Dieser wird ignoriert genauso wie ein deutlich schwächer als erwartet ausgefallener ADP-Arbeitsmarktbericht aus den USA.

BMW mit Milliardengewinn

Für Bewegungen bei den Einzelwerten sorgt weiter die Berichtssaison. BMW hat im dritten Quartal von der steigenden Autonachfrage nach dem Lockdown profitiert und wieder einen Milliardengewinn erzielt. Unter dem Strich steigerte BMW den Gewinn überraschend deutlich. An dem insgesamt aber düsteren Ausblick für das Gesamtjahr hält BMW aber fest. Für die Aktie geht es 0,7 Prozent nach oben.

Vonovia gewinnen 3,3 Prozent. Das Immobilienunternehmen will für 2020 angesichts coronabedingt "nicht signifikanter" Auswirkungen auf das eigene Geschäft eine höhere Dividende zahlen. Außerdem traut sich Vonovia Gewinnziele nun schon früher zu.

Um 5,9 Prozent nach oben springen die Aktien von Fresenius Medical Care (FMC). Dies sei eine Erleichterungsreaktion über das Wahlergebnis in den USA, heißt es. Bei einer "Blauen Welle" hätten die Demokraten Ausgaben im Gesundheitsbereich leichter kappen können. Dies hätte auch das Dialyse-Geschäft von FMC ausbremsen können.

Für Fraport geht es um 2,2 Prozent nach unten. Während momentan über Staatshilfe für Flughäfen gesprochen wird, meldete der Frankfurter Flughafenbetreiber ernüchternde Zahlen. Brenntag steigen nach der Vorlage von Geschäftszahlen um 0,7 Prozent - Warburg spricht von einem überzeugenden Cashflow. Hannover Rück steigen nach den Zahlen um 1,4 Prozent.

Kursfeuerwerk bei Elmos

Gefeiert werden die Zahlen von Elmos Semiconductor. Sie liegen am oberen Rand der Erwartungen. "Vor allem der Ausblick ist ungewöhnlich optimistisch und selbstsicher für diese Zeiten", so ein Händler. Elmos sieht das dritte Quartal als den "klaren Wendepunkt" des Geschäfts an und geht von einer deutlichen Belebung im vierten Quartal aus. Der Kurs macht einen Satz um 16,7 Prozent nach oben.

Als sehr positiv wird die erhöhte Gewinnprognose von Süss Microtec gesehen. "Von SK Hynix bis Elmos läuft es rund in der Computerbranche", sagt ein Händler. Süss hat die EBIT-Marge auf 5,5 bis 7,5 Prozent von zuvor 3 bis 5 Prozent angehoben. Bei unveränderter Umsatzprognose entspricht das einer 60 Prozent höheren Gewinnprognose. Süss gewinnen 2,2 Prozent.

Für Axa geht es 3,2 Prozent nach oben. Zwar liegen die Verluste durch Naturkatastrophen im zweiten Halbjahr 2020 etwa 10 Prozent über den Erwartungen von Morgan Stanley, doch stehe dies im Zusammenhang mit einem sehr aktiven dritten Quartal. Intesa Sanpaolo gewinnen nach Zahlen 3,5 Prozent.

Ahold Delhaize verlieren trotz guter Zahlen 2,8 Prozent. Hier dürften die US-Wahlen belasten. Die USA sind die größte Geschäftsregion des niederländisch-belgischen Einzelhandelsunternehmens. Nach Ansicht von Jefferies ist der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl für die Aktionäre von Ahold Delhaize unter den Gesichtspunkten Wechselkurse und Fiskalpolitik von besonderem Interesse.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.135,57 1,19 36,85 -16,28

Stoxx-50 2.867,06 1,64 46,24 -15,75

DAX 12.218,87 1,07 129,89 -7,78

MDAX 27.050,95 1,80 479,13 -4,46

TecDAX 2.932,09 1,60 46,25 -2,75

SDAX 12.082,98 0,55 65,60 -3,43

FTSE 5.851,73 1,12 64,96 -23,28

CAC 4.886,00 1,67 80,40 -18,27

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,64 -0,02 -0,88

US-Zehnjahresrendite 0,77 -0,13 -1,91

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:24 Di, 17:08 % YTD

EUR/USD 1,1712 -0,13% 1,1641 1,1729 +4,4%

EUR/JPY 122,24 -0,34% 122,13 122,65 +0,3%

EUR/CHF 1,0684 -0,14% 1,0665 1,0704 -1,6%

EUR/GBP 0,9015 +0,51% 0,8966 0,8980 +6,5%

USD/JPY 104,39 -0,21% 104,93 104,57 -4,0%

GBP/USD 1,2992 -0,61% 1,2988 1,3065 -2,0%

USD/CNH (Offshore) 6,6546 -0,28% 6,7188 6,6788 -4,5%

Bitcoin

BTC/USD 13.856,37 +0,18% 13.822,00 13.703,50 +92,2%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 38,12 37,66 +1,2% 0,46 -32,5%

Brent/ICE 40,01 39,71 +0,8% 0,30 -38,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.901,27 1.909,30 -0,4% -8,03 +25,3%

Silber (Spot) 23,94 24,28 -1,4% -0,33 +34,1%

Platin (Spot) 870,08 874,03 -0,5% -3,95 -9,8%

Kupfer-Future 3,08 3,09 -0,4% -0,01 +9,1%

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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/ros

(END) Dow Jones Newswires

November 04, 2020 10:10 ET (15:10 GMT)

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Brenntag SE 64,44 1,13% Brenntag SE
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