30.08.2022 18:05:41

MÄRKTE EUROPA/Inflation und Rohstoffsorgen holen Börsen vom Hoch

FRANKFURT (Dow Jones)--Uneinheitlich und deutlich unter ihren Tageshochs sind Europas Börsen am Dienstag aus dem Handel gegangen. Am Morgen hatte noch die Rückkehr der Marktteilnehmer aus London nach ihrem verlängerten Wochenende mit ihren Short-Eindeckungen für Gewinne gesorgt. Dies fiel jedoch wieder in sich zusammen. Gesucht waren Banken als Gewinner von steigenden Zinsen, auch Autos und Einzelhändler erholten sich. Versorger standen kräftig unter Druck. Der DAX konnte die 13.000er-Marke nicht halten und kletterte nur um 0,5 Prozent auf 12.961 Punkte, der Euro-Stoxx-50 rutschte sogar wegen schwacher Rohstoffwerte 0,2 Prozent ab auf 3.562 Punkte.

Die Nachrichtenlage gab keinen Grund zu Aktienkäufen, in allen Branchen droht eine Rezession und die Verbraucherpreis-Inflation in Deutschland zeigt weiter nach oben. Zudem wirkte das Zentralbankertreffen in Jackson Hole nach. Dort hatte sich gezeigt, dass fast alle Notenbanker der Bekämpfung der Inflation Priorität einräumen, Fed-Mitglieder wie Williams und Bostic bestätigten dies am Nachmittag. Auch von der EZB wird am 8.September ein entschiedener Schritt erhofft.

Deutsche Inflationsdaten diesmal nur ein Intermezzo

Die deutsche Inflation lag im August mit 8,8 Prozent in der europaweiten Berechnung erneut sehr hoch. Und dies dürfte sich noch verschlimmern: "Die deutsche Inflationsrate nimmt Anlauf für den nächsten deutlichen Anstieg", warnte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.

Denn im September schlage der Wegfall des Tankrabatts und des 9-Euro-Tickets zu Buche. Im Oktober werde sich dann die Gasumlage kräftig bemerkbar machen und die Inflationsrate über die 10-Prozent-Marke treiben.

Gitzel kritisierte dabei die Diskussionen in der EZB, die immer noch debattiere, ob überhaupt ein großer Zinsschritt erfolgen soll. "In Anbetracht einer Inflationsrate von knapp 9 Prozent für den gemeinsamen Währungsraum reibt man sich darüber nur verwundert die Augen", unterstrich der Volkswirt.

Erholung bei Retail und Autos

Vorn auf den Kauflisten der Anleger standen die Bank-Aktien, sie profitieren von steigenden Zinsen. Im DAX stiegen Deutsche Bank um 1,8 Prozent, in London legten Barclays 1,6 Prozent zu.

Gesucht waren auch Autowerte: Porsche SE legten 4,4 Prozent zu. Sie wurden von der jüngsten IPO-Fantasie der Porsche AG gestützt. In Medienberichten war zuletzt von einer starken Nachfrage von Investorenseite die Rede. Auch VW legten 2,3 Prozent zu, Daimler Truck um 1,6 Prozent.

Bei den Tech-Werten erholten sich Infineon um 2,7 Prozent. Einzelhandelswerte waren europaweit nach einer langen Durststrecke gesucht, Zalando stiegen um 1,9 Prozent. Carrefour in Paris fielen dagegen um 2,7 Prozent. Hier hat JP Morgan die Kaufempfehlung gestrichen und die Aktien von "Overweight" auf "Neutral" gesenkt.

Versorger von EU-Strom-Plänen und Wien belastet

Versorger zählten zu den schwächsten Sektoren wegen der EU-Pläne zum Umbau der Stromverrechnung und Sorgen vor einer Übergewinnsteuer. Für etwas Beruhigung sorgte indes die Erkenntnis, dass der massive Strompreisanstieg nicht vom breiten Markt getragen wurde, sondern der Fehlspekulation bei Wien Energie, den Stadtwerken in Wien. Die börsennotierten OMV fielen in Österreich um 4,5 Prozent.

RWE verloren 2,8 Prozent, sie dürften von einer Übergewinnsteuer stärker betroffen sein als Eon (+0,4%). Uniper gaben 1,6 Prozent nach. Encavis schlossen mit 2,2 Prozent Minus. Die Umstrukturierung des Strommarktes dürfte zu Lasten der Windparkbetreiber gehen. "Der Gaspreis darf nicht mehr den Strompreis dominieren", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Rezession und Alcoa drücken Rohstoffwerte - K+S bricht ein

Den Hauptverlierer mit 3,1 Prozent Minus stellte der Sektor der Basic Resources. Die Zeichen stünden auf globale Zinserhöhungen, selbst um den Preis eines Rutsches in die Rezession, hieß es. Dazu leide nun selbst der Rohstoffsektor unter hohen Energiepreisen: So will Alcoa ein Drittel der Produktion in Norwegen wegen zu hoher Energiekosten schließen. Dies riss K+S um 8 Prozent mit nach unten.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 3.561,92 -8,59 -0,2% -17,1%

Stoxx-50 3.550,73 -33,40 -0,9% -7,0%

Stoxx-600 419,81 -2,84 -0,7% -13,9%

XETRA-DAX 12.961,14 +68,15 +0,5% -18,4%

FTSE-100 London 7.354,37 -72,94 -1,0% +0,6%

CAC-40 Paris 6.210,22 -12,06 -0,2% -13,2%

AEX Amsterdam 690,31 -8,02 -1,1% -13,5%

ATHEX-20 Athen 2.060,53 -32,57 -1,6% -3,8%

BEL-20 Bruessel 3.629,34 -12,57 -0,3% -15,8%

BUX Budapest 42.362,17 -269,64 -0,6% -16,5%

OMXH-25 Helsinki 4.702,89 +1,79 +0,0% -15,6%

ISE NAT. 30 Istanbul 3.460,79 +31,57 +0,9% +70,9%

OMXC-20 Kopenhagen 1.694,87 -4,28 -0,3% -9,1%

PSI 20 Lissabon 6.112,27 -91,71 -1,5% +8,1%

IBEX-35 Madrid 7.979,80 -9,80 -0,1% -8,4%

FTSE-MIB Mailand 21.825,22 -16,66 -0,1% -20,1%

RTS Moskau 1.212,10 +14,11 +1,2% -24,0%

OBX Oslo 1.143,97 -18,97 -1,6% +7,1%

PX Prag 1.182,91 +18,34 +1,6% -17,1%

OMXS-30 Stockholm 1.942,43 +2,30 +0,1% -19,7%

WIG-20 Warschau 1.535,11 -38,24 -2,4% -32,3%

ATX Wien 2.890,16 -25,54 -0,9% -23,8%

SMI Zuerich 10.884,95 -11,79 -0,1% -15,5%

* zu Vortagsschluss

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:06 Uhr Mo, 17:52 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0029 +0,3% 1,0000 1,0001 -11,8%

EUR/JPY 139,09 +0,3% 138,50 138,76 +6,3%

EUR/CHF 0,9768 +0,9% 0,9673 1,0324 -5,9%

EUR/GBP 0,8602 +0,7% 0,8544 0,8539 +2,4%

USD/JPY 138,70 -0,0% 138,50 138,75 +20,5%

GBP/USD 1,1660 -0,4% 1,1705 1,1711 -13,8%

USD/CNH (Offshore) 6,9202 +0,1% 6,9214 6,9160 +8,9%

Bitcoin

BTC/USD 20.432,06 +1,1% 20.413,96 20.246,49 -55,8%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 91,56 97,01 -5,6% -5,45 +29,0%

Brent/ICE 99,30 105,09 -5,5% -5,79 +33,3%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 251,00 272,60 -7,9% -21,60 +365,5%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.726,90 1.738,35 -0,7% -11,45 -5,6%

Silber (Spot) 18,47 18,78 -1,6% -0,31 -20,8%

Platin (Spot) 850,10 867,08 -2,0% -16,98 -12,4%

Kupfer-Future 3,56 3,61 -1,6% -0,06 -19,8%

YTD zu Vortagsschluss

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/raz

(END) Dow Jones Newswires

August 30, 2022 12:06 ET (16:06 GMT)

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