02.02.2023 18:09:40

MÄRKTE EUROPA/Fed und EZB lösen Hausse aus - Telecom Italia mit KKR-Interesse fest

FRANKFURT (Dow Jones)--Die geldpolitischen Entscheidungen der EZB sowie der US-Notenbank haben am Donnerstag eine Hausse an Europas Börsen ausgelöst. Die EZB hat wie erwartet die Leitzinsen um 50 Basispunkte (Bp) erhöht und zugleich angekündigt, dass die Zinsen im März erneut um 50 Bp steigen werden. Daneben wird die EZB ab März die APP-Anleihebestände um monatlich 15 Milliarden Euro senken. Die Ankündigungen entsprachen den Markterwartungen. Allerdings werden die Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Rahmen der anschließenden Pressekonferenz als taubenhaft von den Anlegern interpretiert.

Lagarde hat sich zuversichtlicher mit Blick auf das makroökonomische Umfeld geäußert. So schätzt Lagarde die Inflationsrisiken als ausgewogener ein, auch seien die Wachstumsrisiken stärker ausgewogen. Daneben nähmen die Lieferkettenprobleme ab. Der DAX schloss 2,2 Prozent fester bei 15.509 Punkten, bei 15.521 wurde ein neues Jahreshoch markiert. Der Euro-Stoxx-50 gewann 1,7 Prozent auf 4.241 Punkte. Der Bund-Future wurde gekauft, die Renditen fielen also, und stieg auf 139,50 zum Börsenschluss nach Ständen von unter 138,00 vor der EZB-Entscheidung. Auch am Devisenmarkt kam es zu deutlichen Reaktionen - die Einheitswährung fiel auf 1,0910 Dollar zurück, im Tageshoch stand die Devise bei über 1,1000 Dollar.

Zuvor hatte bereits die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank vom Vorabend gestützt. Die Fed hob die Zinsen um 25 Basispunkte an. Für Kauflaune sorgte ähnlich wie bei Lagarde ein weniger falkenhaft klingender Powell. Auch wenn der Fed-Chef weitere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt habe, habe er aber gleichzeitig deutlich gemacht, dass die meiste Arbeit getan sei und die Zeit für eine Pause näher rücke, so die VP Bank. Im April lege die Fed eine Pause ein, der Offenmarktausschuss treffe sich nach der März-Sitzung erst wieder im Mai. Dann dürfte die Inflationswelt nochmals eine deutlich andere sein als heute.

Deutsche Bank verdient deutlich mehr - Kurs fällt

Die Berichtssaison erreichte derweil einen ersten Höhepunkt. Die Deutsche Bank hat ihren Gewinn im vergangenen Jahr dank höherer Zinsen, eines starken Anleihehandels und geringerer Kosten auf den höchsten Wert seit 2007 gehievt. Das vor dreieinhalb Jahren ausgegebene Renditeziel für 2022 wurde klar übertroffen. Die Mittelfristziele bis 2025 wurden bestätigt. Bemängelt wurde von Analysten, dass die Bank im Gegensatz zu den europäischen Wettbewerbern trotz guter Kapitalausstattung keinen Aktienrückkauf angekündigt habe. Der Kurs fiel um 6,5 Prozent.

Das schwache Kapitalmarktumfeld hat der Deutsche-Bank-Tochter DWS 2022 einen unerwartet deutlichen Gewinnrückgang beschert. Die Erträge konnte das Unternehmen trotz Mittelabflüssen und eines Rückgangs des verwalteten Vermögens aber stabil halten. Der bestätigte Ausblick wurde im Handel als ambitioniert eingestuft, der Kurs kam um 4,3 Prozent zurück.

Mit sehr starken Zahlen glänzte Infineon (+8%). "Die Chips werden den Herstellern aus den Händen gerissen", kommentierte ein Händler. Infineon stehe aufgrund seiner Auto-Orientierung besonders stark da und werde nicht von den Problemen der Hersteller konsumnaher Produkte wie PCs geplagt. Entsprechend habe Infineon die Jahresprognose leicht angehoben. Im MDAX legten Siltronic nach der Quartalszahlenvorlage 7,8 Prozent zu.

Mit Aufschlägen von 6,4 Prozent lagen Publicis sehr fest im Markt. Die Werbeagentur hat für 2023 ein organisches Wachstum von 3 bis 5 Prozent in Aussicht gestellt. Dies liegt deutlich über der Markterwartung von 1,3 Prozent. Nach Einschätzung der Citigroup dürfte der Optimismus von Publicis auf die starke Entwicklung bei Epsilon and Sapient zurückzuführen sein. Electrolux brachen dagegen um 9,2 Prozent ein. Der schwedische Haushaltsgerätehersteller lasse die Dividende für 2022 ausfallen und habe im Ausblick auf 2023 mehr Negatives als erwartet angeführt. Im Ergebnis dürfte dies die Margenerwartungen für das Gesamtjahr fallen lassen, meinten die Analysten der Citi.

KKR bietet für Festnetzsparte von Telecom Italia

Telecom Italia (TI) haussierten mit Aufschlägen von 9,5 Prozent. TI hat ein unverbindliches Angebot von KKR für das Festnetzgeschäft des Telekomanbieters erhalten. Ein Preis wurde nicht genannt, italienische Medien schätzten diesen aber auf zwischen 15 und 20 Milliarden Euro. Nach Einschätzung von Equita unterstreicht das Gebot die Attraktivität der Sparte.

Überraschend fest zeigten sich Siemens Healthineers (+8,9%). Das Medizintechnikunternehmen hat im Auftaktquartal 2022/2023 wie erwartet deutlich weniger verdient. Das besser als erwartet ausgefallene bereinigte Ergebnis ist den DZ-Analysten zufolge ausschließlich auf eine sehr niedrige Steuerquote zurückzuführen. Neben der guten Stimmung am Gesamtmarkt machten Händler positive Analystenkommentare zu dem Unternehmen aus. Diese bezögen sich weniger auf die Zahlen zum abgelaufenen Quartal, sondern auf die Zukunftsaussichten.

Leichter schlossen auch ABB (-2,8%) nach der Vorlage des Geschäftsberichts, ebenso Roche (-2,6%). Der Schweizer Pharmakonzern hat beim Umsatz die Markterwartung erreicht, ist nach Aussage aus dem Handel allerdings wegen einer etwas schwächeren Marge beim Gewinn knapp an der Erwartung vorbeigeschrammt. Der Ausblick auf 2023 klinge etwas schlechter als erwartet. Fallende Renditen an den Anleihemärkten nach der EZB-Entscheidung stützten den Immobiliensektor. Geringere Zinskosten machen Investitionen attraktiver. Zuletzt haben Immobilienunternehmen reihenweise Bauvorhaben gestoppt. Für Vonovia ging 8,6 Prozent nach oben, für Aroundtown sogar um 13,8 Prozent.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 4.241,12 +69,68 +1,7% +11,8%

Stoxx-50 3.843,78 +6,72 +0,2% +5,3%

Stoxx-600 459,20 +6,11 +1,3% +8,1%

XETRA-DAX 15.509,19 +328,45 +2,2% +11,4%

FTSE-100 London 7.820,16 +59,05 +0,8% +4,2%

CAC-40 Paris 7.166,27 +89,16 +1,3% +10,7%

AEX Amsterdam 758,61 +10,93 +1,5% +10,1%

ATHEX-20 Athen 2.504,12 +8,32 +0,3% +11,2%

BEL-20 Bruessel 3.912,08 +56,62 +1,5% +5,7%

BUX Budapest 45.643,29 +433,59 +1,0% +4,2%

OMXH-25 Helsinki 5.061,21 +86,14 +1,7% +3,1%

ISE NAT. 30 Istanbul 5.269,79 +69,31 +1,3% -11,4%

OMXC-20 Kopenhagen 1.838,53 -7,40 -0,4% +0,2%

PSI 20 Lissabon 5.907,01 +50,06 +0,8% +4,0%

IBEX-35 Madrid 9.229,70 +131,60 +1,4% +12,2%

FTSE-MIB Mailand 27.100,62 +396,75 +1,5% +12,6%

RTS Moskau 1.004,08 +1,61 +0,2% +3,5%

OBX Oslo 1.087,68 -10,90 -1,0% -0,2%

PX Prag 1.351,96 +9,46 +0,7% +12,5%

OMXS-30 Stockholm 2.287,40 +77,27 +3,5% +11,9%

WIG-20 Warschau 1.903,79 +31,86 +1,7% +6,2%

ATX Wien 3.385,65 +7,36 +0,2% +8,4%

SMI Zuerich 11.188,42 -12,51 -0,1% +4,3%

* zu Vortagsschluss

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,08 -0,20 -0,50

US-Zehnjahresrendite 3,37 -0,05 -0,51

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:41 Mi, 17:30 % YTD

EUR/USD 1,0921 -0,6% 1,1002 1,0919 +2,0%

EUR/JPY 140,23 -1,0% 141,49 141,18 -0,1%

EUR/CHF 0,9951 -0,4% 0,9984 0,9983 +0,5%

EUR/GBP 0,8906 +0,3% 0,8884 0,8870 +0,6%

USD/JPY 128,41 -0,4% 128,62 129,30 -2,1%

GBP/USD 1,2263 -0,9% 1,2385 1,2310 +1,4%

USD/CNH (Offshore) 6,7345 +0,2% 6,7233 6,7456 -2,8%

Bitcoin

BTC/USD 23.809,98 +0,4% 23.802,24 23.012,49 +43,4%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 76,67 76,41 +0,3% +0,26 -4,7%

Brent/ICE 82,78 82,84 -0,1% -0,06 -3,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.918,80 1.949,90 -1,6% -31,11 +5,2%

Silber (Spot) 23,59 23,98 -1,6% -0,39 -1,6%

Platin (Spot) 1.025,50 1.009,00 +1,6% +16,50 -4,0%

Kupfer-Future 4,11 4,11 +0,0% +0,00 +7,9%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mpt/cln

(END) Dow Jones Newswires

February 02, 2023 12:09 ET (17:09 GMT)

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