08.06.2017 16:59:46

MÄRKTE EUROPA/EZB bringt Börsen nicht aus dem Gleichgewicht

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Mit der EZB-Sitzung kann der erste wichtige Termin des Tages bereits abgehakt werden. Mit einer nur wenig veränderten Wortwahl bei der Forward Guidance geht die Europäische Zentralbank (EZB) einen Trippelschritt in Richtung geldpolitischer Normalisierung. "Mit einer baldigen Zinsveränderungen ist nicht zu rechnen", stuft Ralf Umlauf, Marktstratege bei der Helaba, die Lage ein. Der Passus, wonach die Leitzinsen weit über das Ende des Programms quantitativer Lockerungen hinaus auf dem aktuellen Niveau liegen werden, wurde zwar wiederholt. Zugleich ließ sie jedoch ihre Prognose fallen, dass die Zinsen weiter sinken könnten.

   Mit der Anhörung des ehemaligen FBI-Direktors James Comey vor dem US-Senat sowie den Parlamentswahlen in Großbritannien hat der Tag aber noch zwei brisante, weil potenziell marktbewegende Termine zu bieten. Am Nachmittag legt der Dax um 0,2 Prozent auf 12.699 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 notiert 0,3 Prozent höher bei 3.560 Zählern. Mit einem Plus von 1 Prozent stellt Mailand den größten Gewinner. Dort wird die Option vorgezogenen Wahlen ausgepreist.

EZB denkt noch nicht an Normalisierung der Geldpolitik Die (EZB) denkt nach den Worten ihres Präsidenten Mario Draghi noch nicht an eine Normalisierung ihrer Geldpolitik. Auf seiner Pressekonferenz nach der Ratssitzung in Tallinn sagte Draghi auf die Frage, ob über eine derartige Normalisierung diskutiert worden sei: "Die Antwort ist nein." Auf eine ähnliche Frage antwortete er: "Das wurde nicht diskutiert." Zuvor hatte die EZB beschlossen, Leitzinsen und Wertpapierkäufe unverändert zu lassen.

   Die Aussagen von EZB-Präsident Draghi liefern laut Timothy Graf, Leiter Macro Strategy bei State Street Global Markets, kaum Überraschungen. Die europäischen Wirtschaftsdaten haben im bisherigen Jahresverlauf eindeutig positiv überrascht, was den Euro sowie risikoreiche europäische Vermögenswerte im zweiten Halbjahr 2017 stützen dürften. Da sich der Verbraucherpreisanstieg wieder verlangsamt und die Kerninflation weiterhin niedrig sei, habe die Zentralbank jedoch keinen Grund zur Eile, wenn es darum geht, ihre akkommodierende Geldpolitik zu beenden. Untermauert wird dies durch einen gesenkten Inflationsausblick der EZB. Der Euro neigt daraufhin zur Schwäche und wird mit 1,1196 Dollar leichter gehandelt, vor den Einlassungen Draghis ging die Gemeinschaftswährung bei 1,1240 Dollar um - am Vorabend bei 1,1260. Anleihen tendieren zudem etwas leichter.

Umfragewerte von May gestiegen Etwas gelassener als noch vor wenigen Tagen werden die beiden anderen Großerereignisse angegangen. So geht aus bereits am Vorabend veröffentlichten Dokumenten hervor, US-Präsident Donald Trump habe Comey drei Monate vor seiner überraschenden Entlassung gebeten, einen Teil der FBI-Ermittlungen in der "Russland-Affäre" einzustellen. Allerdings warf Comey Trump keine direkte Behinderung der Justiz vor. Unter politischen Beobachtern gehen die Meinungen auseinander, wie schwerwiegend die Comey-Aussagen einzuschätzen sind. An den US-Börsen sorgte Comey mit seinen Aussagen für keine größeren Bewegungen.

   Ergebnisse zu den britischen Unterhauswahlen werden die Börsen erst am Freitag einpreisen können. Die Wahllokale schließen um 23.00 Uhr MESZ. Dann werden erste Hochrechnungen veröffentlicht. Die hieraus resultierenden Risiken für die Finanzmärkte scheinen derweil etwas nachgelassen zu haben. Denn letzten Umfragen zufolge hat Premierministerin Theresa May ihren Vorsprung auf der Labour-Partei wieder etwas ausgebaut. Aus Marktsicht schlechte Ergebnisse wären dagegen ein Parlament ohne (klare) Mehrheiten bzw. ein Sieg der oppositionellen Labour-Partei.

   Unklare Machtverhältnisse in Downing Street dürften eine Schwächung der Position der britischen Regierung bei den Brexit-Verhandlungen mit Brüssel zur Folge haben. Das würde das Pfund belasten.

Kinnevik verabschiedet sich bei Rocket Internet Nach dem finalen Ausstieg des schwedischen Großaktionärs Kinnevik geht es für Rocket Internet um 1,8 Prozent nach unten. Damit halten sich die Abgaben in Grenzen. Zum einen habe man den Ausstieg nach der vorangegangenen Platzierung im Frühjahr und dem Ende der Sperrfrist bereits erwartet, zum anderen stünden Leerverkäufer unter Eindeckungsdruck. "Es gibt noch rund 7,3 Prozent Shorties, aber Kinnevik platziert nur 6,6 Prozent an Rocket", erläutert ein Händler. Für die Kinnevik-Aktie geht es um 0,7 Prozent nach oben.

   Heidelberger Druck steigen um 5 Prozent. "Der mittelfristige Ausblick klingt positiv", sagt ein Händler. Im Geschäftsjahr 2021/22 will der Konzern 3 Milliarden Euro umsetzen und ein EBITDA von 250 bis 300 Millionen Euro erzielen. "Das drückt den mauen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr in den Hintergrund", so der Marktteilnehmer.

   Keine Belastung für Allianz stellen Pläne des Versicherers einer möglichen Komplettübernahme von Euler-Hermes dar. Derzeit hält Allianz 63 Prozent an dem Kreditversicherer. Der noch fehlende Anteil ist etwa 1,5 Milliarden Euro wert. "Eine Komplettübernahme würde die Chancen für Aktienrückkäufe dämpfen", sagt ein Marktteilnehmer. Euler Hermes notieren kaum verändert, nachdem sie zunächst noch deutlich stärker zugelegt hatten. Allianz gewinnen 0,9 Prozent.

   Zu den Gewinnern im DAX gehören Thyssenkrupp, die nach einer Studie der Credit Suisse um 3,2 Prozent auf 23,72 Euro zulegen. Die Analysten sehen bei thyssenkrupp Spielraum für eine auf vier Jahre angelegte Transformation, die eine Neubewertung nach sich ziehen könnte. Ein Umbau zu einem rein auf Kapitalgüter fokussierten Konzern setzte Potenzial frei. Die Analysten halten in ihrem "Blue-Sky-Szenario" Kurse von 84 Euro für möglich.

   Nach einer Serie positiver Analystekommentare steigen Eon um 3,6 Prozent. Die Societe Generale erklärt die Hochstufung und das erhöhte Kursziel für Eon in erster Linie mit dem Urteil über die Unrechtmäßigkeit der in Deutschland erhobenen Brennelementesteuer und der nun zu erwartenden Rückzahlungen an die betroffenen Unternehmen. Wenig Kursimpulse gehen von tendenziell positiven Zwischenergebnissen einer Medikamentenstudie zu einem Blutkrebsmittel von Novartis aus. Novartis pendeln um den Vortageskurs.

Ölpreise etwas stabilisiert Am Ölmarkt erholen sich die Notierungen nach dem Ausverkauf des Vortages etwas. Brentöl bleibt aber klar unter der psychologisch wichtigen 50-Dollarmarke. Das sind gute Nachrichten für den Flugliniensektor. Hier ist die Stimmung derzeit ohnehin gut, nachdem der Luftfahrtverband IATA unlängst die Gewinnprognose für den Sektor angehoben hat. Lufthansa und Ryanair gewinnen jeweils 0,8 Prozent. Flybe steigen um über 6 Prozent - gestützt von besser als erwartet ausgefallenen Geschäftszahlen des britischen Regionalfliegers. === INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.560,01 0,31 11,17 8,19 Stoxx-50 3.200,63 -0,03 -0,87 6,31 DAX 12.699,41 0,21 26,92 10,61 MDAX 25.164,37 -0,33 -82,72 13,41 TecDAX 2.292,39 -0,47 -10,81 26,53 SDAX 11.215,73 -0,32 -35,98 17,82 FTSE 7.463,22 -0,21 -15,40 4,49 CAC 5.265,24 -0,01 -0,29 8,29 Bund-Future 164,89% 0,06 2,59

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:35 Mi, 17:32 % YTD EUR/USD 1,1212 -0,43% 1,1260 1,1251 +6,6% EUR/JPY 123,47 +0,10% 123,35 123,09 +0,4% EUR/CHF 1,0856 -0,04% 1,0860 1,0851 +1,4% EUR/GBP 0,8676 -0,12% 0,8686 1,1517 +1,8% USD/JPY 110,15 +0,57% 109,53 109,41 -5,8% GBP/USD 1,2919 -0,34% 1,2964 1,2958 +4,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,05 45,72 +0,7% 0,33 -18,9% Brent/ICE 48,17 48,06 +0,2% 0,11 -18,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.274,88 1.287,50 -1,0% -12,63 +10,7% Silber (Spot) 17,41 17,59 -1,0% -0,18 +9,3% Platin (Spot) 939,25 944,50 -0,6% -5,25 +4,0% Kupfer-Future 2,60 2,55 +1,9% +0,05 +3,2% === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/flf

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   June 08, 2017 10:29 ET (14:29 GMT)

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