18.10.2018 10:17:53

MÄRKTE EUROPA/Etwas fester - Heidelcement schwach, Kurssprung bei Linde

Von Steffen Gosenheimer

FRANKFURT (Dow Jones)--Während sich auf breiter Front an den europäischen Börsen im Frühhandel am Donnerstag wenig tut, kommt es bei Einzelaktien zu teils heftigen Kursausschlägen. Hintergrund ist die Fahrt aufnehmende Quartalsberichtssaison. Im DAX stehen Heidelbergcement und SAP deswegen stärker unter Druck.

Der DAX steigt nach einem zögerlichen Start mittlerweile um 0,5 Prozent auf 11.777 Punkte. Gestützt wird er vom Kurssprung der Linde-Aktie um in der Spitze fast 9 Prozent. Einem Medienbericht zufolge soll es von der US-Wettbewerbsbehörde ein positives Signal für die noch benötigte Zustimmung zur Fusion mit Praxair geben. Der Euro-Stoxx-50 kommt um 0,4 Prozent voran auf 3.254.

Die Belastungsfaktoren der vergangenen Woche sind ungeachtet der moderaten Aufwärtstendenz wieder stärker in den Vordergrund gerückt, voran das gestiegene Zinsniveau. Dazu trug die Veröffentlichung des Protokolls der Sitzung der US-Notenbank vom September bei. Es signalisiert für Dezember einen weiteren vierten Zinsschritt im laufenden Jahr und weitere Zinserhöhungen 2019 - möglicherweise auf ein Niveau, das bremsend auf das Wirtschaftswachstum wirkt.

Daneben lassen der Stillstand in den Verhandlungen um ein Brexit-Abkommen und der Streit zwischen der EU und Italien um den weiter schuldenerhöhenden Haushaltsplan Roms keine richtige Kauflaune aufkommen. Die Renditen am italienischen Anleihemarkt steigen wieder.

Ausmaß von Heidelbergcement-Warnung überrascht

Klarer Tagesverlierer im DAX sind Heidelbergcement. Die Aktie sackt um 7 Prozent ab, nachdem der Baustoffhersteller seine Prognose für das operative Ergebnis kurz vor Beginn des Handels gesenkt hat. Grund sind höhere Energiekosten. Für die Analysten von Davy kommt die Warnung zwar nicht ganz überraschend, allerdings sei das Ausmaß größer als gedacht.

Besser läuft es in der vierten Reihe beim Anbieter ökologischer Bauprodukte, Steico. Er hat Umsatz und Ergebnis in den ersten neun Monaten deutlich gesteigert. Die Aktie schießt um 11 Prozent nach oben.

Zweitgrößter DAX-Verlierer sind SAP mit einem Minus von rund 3 Prozent. Das deutsche Technologieschwergewicht hat mit seinen Drittquartalszahlen bei der operativen Marge die Erwartungen nicht erfüllen können. Der leichten Anhebung des Ausblicks wird keine große Bedeutung beigemessen. Sie könne vor allem dazu dienen, die Aufmerksamkeit von der schwächeren Marge abzulenken, meinte ein Händler schon am Morgen.

Hoffnung auf Trendwende treibt Carrefour

Entgegen erster Einschätzungen reagiert der Kurs von Carrefour sehr positiv auf die Bekanntgabe von Umsatzzahlen. Er steigt um über 9 Prozent. Die Analysten von Bernstein sehen erste Anzeichen für eine positive Trendwende bei dem Einzelhändler. Gut kommt auch an, dass sich Carrefour mit seinem Kostensenkungsprogramm auf Kurs befindet.

Entgegengesetzt entwickeln sich die Kurse der Lebensmittelriesen Nestle und Unilever - jeweils nach Vorlage der Umsatzzahlen im dritten Quartal. Nestle ziehen leicht an, Unilever kommen um knapp 2 Prozent zurück. Nach Einschätzung von Jefferies hat Unilever die Erwartungen verfehlt. Bernstein beschreibt derweil die Zahlen von Nestle als im Rahmen der Erwartungen liegend. Eine Enttäuschung sei aber der Weggang des erfolgreichen Chefs für das Geschäft in der Region Asien-Ozeanien-Afrika.

Der Pharmakonzern Novartis blickt nach Umsatzzuwächsen im dritten Quartal etwas optimistischer auf das Gesamtjahr. Der Kurs gewinnt 1,3 Prozent.

Negative Nachrichten der Autozulieferer Dürr und SHW

Unter den deutschen Nebenwerten erholen sich Dürr leicht um 0,8 Prozent. Dürr hatte am Vortag kurz vor Handelsende eine Gewinnwarnung ausgegeben, worauf der Kurs um fast 10 Prozent eingeknickt war.

Einen Kurseinbruch von fast 17 Prozent gibt es bei SHW. Im Handel stößt vor allem negativ auf, dass die Prognose für das kommende Jahr komplett gekappt wurde. Der Autozulieferer sieht die bisherigen Ziele für 2019 nicht erreichbar und begründet das mit dem verlangsamten Anlauf der Geschäftsaktivitäten in China und der Umstellung auf den neuen Abgastestzyklus WLTP.

Für Gerry Weber geht es um 10,2 Prozent nach oben. Laut einem von Gerry Weber in Auftrag gegebenen Gutachten zur Überprüfung der Sanierungsfähigkeit des Unternehmens ist das grundlegende Kerngeschäftsmodell trag- und zukunftsfähig.

Steinhoff machen rund 7 Prozent gut - freilich auf allerniedrigstem Niveau. Der schwer angeschlagene Möbelhändler hat sich in einem Rechtsstreit eine Atempause verschafft. Eine Gruppe von Investoren, die den Konzern unter dem Vorwurf falscher und irreführender Finanzveröffentlichungen und anderer Mitteilungen verklagt haben, hat sich auf eine Aussetzung der Auseinandersetzung bis zum 3. April 2019 geeinigt. Damit gewinnt Steinhoff Zeit, die laufende Restrukturierung fortzusetzen.

Pfund fällt, Lira steigt weiter

Am Devisenmarkt verteidigt der Dollar seine Vortagesgewinne auf breiter Front, gestützt vom intakten Zinserhöhungstrend in den USA. Das Pfund fällt auch zum Euro weiter zurück angesichts des drohenden harten Brexits. Jon Cunliffe, stellvertretender Gouverneur der Bank of England (BoE) für Finanzstabilität, warnte am Mittwoch, dass britische Pfund könnte sich deutlich abschwächen, wenn Großbritannien die EU ohne ein neues Handelsabkommen verlassen sollte.

Die türkische Lira steigt dagegen weiter. Hier treibt unter anderem die Spekulation, dass die USA die Sanktionen gegen die Türkei fallenlassen, nachdem der inhaftierte US-Pastor in der Vorwoche freigelassen worden war.

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.256,47 0,41 13,39 -7,06

Stoxx-50 2.951,99 0,39 11,60 -7,11

DAX 11.772,55 0,49 57,52 -8,86

MDAX 24.622,63 0,86 208,97 -6,02

TecDAX 2.696,34 0,35 9,45 6,62

SDAX 11.267,97 0,66 74,03 -5,21

FTSE 7.071,08 0,23 16,48 -8,24

CAC 5.170,55 0,50 25,61 -2,67

Bund-Future 158,95 0,02 1,77

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:32 Mi, 17:06 % YTD

EUR/USD 1,1513 +0,11% 1,1485 1,1528 -4,2%

EUR/JPY 129,63 +0,02% 129,19 129,22 -4,2%

EUR/CHF 1,1439 -0,06% 1,1434 1,1446 -2,3%

EUR/GBP 0,8779 +0,01% 0,8780 0,8779 -1,3%

USD/JPY 112,60 -0,07% 112,48 112,09 -0,0%

GBP/USD 1,3115 +0,09% 1,3081 1,3133 -2,9%

Bitcoin

BTC/USD 6.543,44 +0,1% 6.543,64 6.547,68 -52,1%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,58 -0,59 0,03

Deutschland 10 Jahre 0,47 0,46 0,04

USA 2 Jahre 2,90 2,88 1,00

USA 10 Jahre 3,21 3,20 0,80

Japan 2 Jahre -0,12 -0,12 0,02

Japan 10 Jahre 0,15 0,14 0,10

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 69,59 69,75 -0,2% -0,16 +19,2%

Brent/ICE 79,84 80,05 -0,3% -0,21 +25,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.222,31 1.221,30 +0,1% +1,01 -6,2%

Silber (Spot) 14,52 14,62 -0,7% -0,10 -14,3%

Platin (Spot) 833,50 833,50 0% 0 -10,3%

Kupfer-Future 2,76 2,78 -0,5% -0,01 -17,5%

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/gos

(END) Dow Jones Newswires

October 18, 2018 04:18 ET (08:18 GMT)

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