30.04.2013 18:49:32

MÄRKTE EUROPA/Börsianer setzen auf Zentralbank-Liquidität

Von Manuel Priego-Thimmel Trotz schwacher Konjunkturdaten aus den USA ist der europäische Aktienmarkt am Dienstag kaum unter Druck geraten. Die Anleger setzen darauf, dass die Zentralbanken ihre extrem großzügige Geldpolitik auch in Zukunft fortsetzen werden. Die Federal Reserve gibt am Mittwochabend das Ergebnis der Offenmarktsitzung bekannt. Nach zuletzt enttäuschenden Konjunkturdaten gehen die meisten Beobachter nicht mehr von einer Drosselung der Anleihenkäufe aus. Am Donnerstag könnte dann die EZB die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 0,50 Prozent senken.

   Der Euro-Stoxx-50 verlor 0,2 Prozent auf 2.712 Punkte. Der Dax legte gegen den Trend um 0,5 Prozent auf 7.914 Punkte zu, auch gestützt von dem kräftigen Plus von 6,1 Prozent in der Aktie der Deutschen Bank. Der deutsche Bankenprimus hatte am Montagabend sehr gute Quartalszahlen vorgelegt und zugleich eine Kapitalerhöhung angekündigt. Diese wurde bereits am Morgen abgeschlossen - die Stücke wurden zum Stückpreis von 32,90 Euro an institutionelle Anleger verkauft. Insgesamt fließen der Bank rund 2,9 Milliarden Euro zu.

   Damit stärkt die Deutsche Bank ihre Kapitalausstattung nach den neuen Basel-3-Regeln. "Auf das Thema ist lange spekuliert worden, nun ist es raus und künftige Erhöhungen sind erst einmal ausgeschlossen", sagte ein Händler. Die Analysten von Nomura, J.P. Morgan und Credit Suisse reagierten schnell auf die Maßnahme und stuften die Aktie der Deutschen Bank hoch. "Endlich geht die Deutsche Bank ihr Kapitalproblem an, das haben wir der Bank seit Beginn der Kreditklemme empfohlen", hieß es bei J.P. Morgan.

   Am Devisenmarkt stieg der Euro nach einem "desaströsen" Chicago-Einkaufsmanagerindex bis Börsenschluss auf 1,3170 Dollar. Der Index ist im April auf 49 von 52,4 Punkten gefallen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg auf 52,8. "Eine Drosselung der Anleihekäufe durch die Fed ist nach den Daten vom Tisch", sagte ein Analyst. Vielmehr dürfte nun eine wachsende Zahl von Anlegern auf eine Ausweitung der Anleihenkäufe von derzeit monatlich 85 Milliarden Dollar setzen. Eine noch stärkere Liquiditätszuführung würde den Wert des Greenback zusätzlich verwässern.

   An den Anleihemärkten gaben die Renditen italienischer Benchmark-Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit um weitere 2 Basispunkte auf 3,88 Prozent nach. Nach dem Abgeordnetenhaus hat nun auch der Senat der neuen italienischen Regierung unter Enrico Letta das Vertrauen ausgesprochen. Spanische zehnjährige Papiere rentierten 2 Basispunkte leichter bei 4,12 Prozent und nähern sich damit der psychologisch wichtigen 4-Prozent-Schwelle. Dass das spanische BIP im ersten Quartal um 0,5 Prozent geschrumpft ist, tat der guten Stimmung keinen Abbruch.

   Neben der Deutschen Bank stachen die Kurse der UBS und von Lloyds ins Auge. Sie stiegen um 5,7 bzw 1,6 Prozent. Der Branchenindex der Banken lag 0,2 Prozent höher als am Vortag. Die drei Großbanken legten überzeugende Quartalszahlen vor, die von den Börsen honoriert wurden. Die UBS schrammte beim Nettogewinn dank robuster Ergebnisse sowohl in der Vermögensverwaltung als auch im zurechtgestutzten Investmentbanking nur knapp an der Milliarde vorbei.

   Bei Lloyds habe der Vorsteuergewinn deutlich über den Prognosen gelegen und dabei vor allem von niedrigeren Kosten und Abschreibungen profitiert, hieß es. Zudem stützte das starke Kernkapital den Ausblick auf das vierte Quartal.

   Gut ausgefallene Clariant-Zahlen im ersten Quartal stützten die Chemie-Branche. Das Schweizer Unternehmen habe den Trend negativer Überraschungen gestoppt. Vontobel-Analyst Patrick Rafaisz sprach von soliden Zahlen und einer positiv überraschenden Profitabilität angesichts der unsicheren konjunkturellen Perspektiven. Clariant-Aktien schafften in dem negativen Gesamtmarkt nur ein Plus von 0,2 Prozent.

   BASF-Aktien gewannen 0,3 Prozent, der Kurs von Lanxess stieg um 1,4 Prozent. Wacker Chemie schlossen nach Zahlen gleich 9 Prozent fester. Händler sprachen von einer Erholungsbewegung.

   Die Aktie von AB Inbev verlor nach einem enttäuschenden Quartalsbericht 1,2 Prozent. Der Umsatz des Getränkeherstellers hat im ersten Quartal um 4 Prozent und das EBITDA um 6 Prozent unter der Konsensprognose gelegen, merkte die Societe Generale an. Dagegen sei der Gewinn je Aktie mit 1,16 Euro besser als erwartet berichtet worden. Vor allem die schwache Entwicklung in Brasilien und den USA habe das EBITDA belastet.

   Der Minensektor stand mit Abgaben von zwei Prozent unter deutlicherem Abgabedruck. Tim Schroeders, Portfoliomanager bei Pengana Capital, sieht Risiken für den Sektor im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des chinesischen Einkaufsmanagerindex am Mittwoch sowie dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Die Weltwirtschaft reagiere nicht auf die laxe Geldpolitik der Zentralbanken.

   Kostensenkungsmaßnahmen reichten nicht aus, um den Verfall der Rohstoffpreise auszugleichen, hieß es. Die Folge seien Margendruck und niedrige Gewinne. Der Rohstoffsektor sei anfällig, sollte es zu weiteren Abwärtsrevisionen der Wachstumsprognosen kommen. Papiere von Anglo American fielen 2,7 Prozent, BHP Billiton 2,2 Prozent und Rio Tinto 1,8 Prozent.

   Unter Druck standen nach Quartalsausweisen die Aktien von Fresenius und Fresenius Medical Care (FMC). "Die Gewinnentwicklung enttäuscht", so ein Händler. Das sei überraschend, weil die Prognosetreffsicherheit in der Vergangenheit meistens sehr hoch gewesen sei. FMC verloren 0,2 Prozent, für Fresenius ging es kräftiger 1,5 Prozent nach unten. Die Aktie von RTL Group legte keinen guten Börsenstart hin. Das Papier schloss bei 54 Euro nach einem Ausgabepreis von 55,50.

=== Europäische Schlussindizes am Dienstag, 30. April:

. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2.712,00 -5,38 -0,2% 2,9 . Stoxx-50 2.724,57 -3,83 -0,1% 5,7 . Stoxx-600 296,72 -0,67 -0,2% 6,1 Frankfurt XETRA-DAX 7.913,71 40,21 +0,5% 4,0 London FTSE-100 6.430,12 -27,90 -0,4% 9,0 Paris CAC-40 3.856,75 -11,93 -0,3% 5,9 Amsterdam AEX 351,39 -2,76 -0,8% 2,5 Athen ATHEX-20 322,33 -3,40 -1,0% 4,1 Brüssel BEL-20 2.643,42 -2,23 -0,1% 6,8 Budapest BUX 18.286,07 361,99 +2,0% 0,6 Helsinki OMXH-25 2.315,85 -11,03 -0,5% 4,8 Istanbul ISE NAT. 30 106.056,31 1383,45 +1,3% 8,5 Kopenhagen OMXC-20 539,28 0,36 +0,1% 8,7 Lissabon PSI 20 6.262,02 -13,50 -0,2% 10,5 Madrid IBEX-35 8.450,90 -31,90 -0,4% 3,1 Mailand FTSE-MIB 16.767,66 -162,02 -1,0% 3,0 Moskau RTS 1.407,21 19,67 +1,4% -7,8 Oslo OBX 444,24 2,10 +0,5% 8,3 Prag PX 968,02 3,59 +0,4% -6,8 Stockholm OMXS-30 1.198,99 0,89 +0,1% 8,5 Warschau WIG-20 2.319,15 15,97 +0,7% -10,4 Wien ATX 2.414,25 -5,83 -0,2% 0,5 Zürich SMI 7.906,21 4,48 +0,1% 15,9

INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 2.712,00 -0,20% Stoxx-50 2.724,57 -0,14% DAX 7.913,71 +0,51% FTSE 6.430,12 -0,43% CAC 3.856,75 -0,31% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 146,46% -6 === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com

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   April 30, 2013 12:19 ET (16:19 GMT)

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