17.12.2015 13:10:46

MÄRKTE EUROPA/Börsen steigen weiter - Fed hat geliefert

   Von Manuel Priego-Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--Mit der geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank im Rücken bauen Europas Börsen am Donnerstagmittag die Gewinne weiter aus. Die Fed hat am Vorabend, wie von den Börsen mehrheitlich erwartet, die Leitzinsen das erste Mal nach zehn rund 10 Jahren angehoben. Der Dollar legte in Folge der Zinswende zu, der Euro handelt mit 1,0851 Dollar leichter. Mit dem erneut schwächeren Euro und den guten Vorgaben geht es an den Börsen in Europa kräftig nach oben. Der Dax notiert 3,3 Prozent fester bei 10.816 Punkten, der Euro-Stoxx-50 legt um 3 Prozent auf 3.343 Punkte zu.

   Die Federal Reserve hat den Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Bandbreite von 0,25 bis 0,50 Prozent erhöht. In ihrer Pressekonferenz sagte Fed-Chefin Janet Yellen, dass die "Zinserhöhung das Ende einer außergewöhnlichen Ära markiert". Zugleich waren die Währungshüter bemüht, den geldpolitischen Schlag mit taubenhaften Äußerungen abzumildern. Yellen zeigte sich zuversichtlich, dass der geldpolitische Normalisierungsprozess geschmeidig verlaufen werde. Es sei wichtig, die Bedeutung der ersten Zinserhöhung nicht zu dramatisieren.

   An den Börsen wird nun heftig darüber spekuliert, wieviel Zinsschritte im kommenden Jahr folgen werden. Die US-Notenbank hat für das kommende Jahr vier Erhöhungen in Aussicht gestellt. Für 2016 erwartet die BayernLB dagegen weiterhin einen deutlich flacheren Zinspfad. Kevin O'Nolan, Fondsmanager bei Fidelity International, schließt dagegen nicht aus, dass die Fed die Zinsen 2016 schneller anhebt als erwartet.

   Auch wenn die Fed nun den ersten Schritt gegangen ist, ist das zukünftige Tempo entscheidend für den Kapitalmarkt. "Die Zinserhöhung wird eine volatile Phase einleiten. Der Markt wird von nun an vor jedem Treffen der Fed darüber spekulieren, ob die Notenbank eine Anhebung der Zinsen verkündet oder doch lieber abwartet", so Christopher Probyn, Chef-Ökonom bei State Street Global Advisors.

   Für die Devisenstrategen der Commerzbank liegt es zum Großteil in der Hand der Fed-Präsidentin selbst, die Konditionen für weitere Zinserhöhungen zu kreieren. Sollte sie die Zinserwartungen zu stark schüren und damit eine zu schnelle Aufwertung des US-Dollars auslösen, die wiederum den Preisauftrieb zu bremsen drohe, könne sie selbst gegensteuern, in dem sie zu diesem Zeitpunkt eine Zinspause einlege. Für die Marktteilnehmer bedeute das, dass es nicht ausreiche, auf die US-Daten alleine zu schauen, um die Erwartungen für den Zeitpunkt des nächsten Zinsschrittes zu formen.

   Keine Rolle spielt der etwas unter den Erwartungen ausgefallene ifo-Geschäftsklimaindex. Der Index ging im Dezember leicht zurück auf 108,7 nach 109,0 Punkten im Vormonat, während eine unveränderte Notierung erwartet worden war. "Das ist eine Minimalabweichung auf einem sehr hohen Niveau", so ein Händler. Daher wirke der Index nicht belastend, sondern werde wegen seines hohen Standes eher positiv interpretiert. Wie die Helaba anmerkt: "Das Wachstumsszenario bleibt intakt", sagt Analyst Ralf Umlauf.

   Von den höheren US-Leitzinsen profitieren mittelfristig die Bankenaktien. "Vor allem die Finanzwerte haben sich in der Vergangenheit stets sehr stark entwickelt, sobald Zentralbanken die Zinsen erhöht haben", sagt Stefan Kreuzkamp, CIO im Asset Management der Deutschen Bank. Kreuzkamp nennt Finanzwerte neben dem Technologiesektor und zyklischen Konsumgütern die Hauptprofiteure steigender Zinsen. Der europäische Sub-Index der Banken legt um 3,0 Prozent zu.

   Der europäische Automobilsektor steigt sogar um 3,8 Prozent. "Autos zählen zu den kostspieligsten Konsumgütern", sagt ein Händler. Gerade die Frühphase eines Zinserhöhungszyklus sei aber von Käufen solcher Güter gekennzeichnet. Diese Käufe resultierten aus einer dynamischen Entwicklung der Beschäftigung mit einer damit verbundenen hohen Arbeitsplatzsicherheit und der Aussicht auf steigende Einkommen. Dazu komme eine anziehende Kreditvergabe von Banken dank höherer Zinsen.

   Im MDAX legt die Aktie von METRO um 4,0 Prozent zu, nachdem die Analysten der HSBC den Einzelhändler in das Super-10-Portfolio aufgenommen haben sollen. In der Schweiz haussieren Micronas um 59,1 Prozent auf 7,32 Franken. Der Grund: TDK hat ein öffentliches Kaufangebot für Micronas zu einem Preis von 7,50 Franken je Aktie in bar angekündigt. TDK will mit dem Zukauf die Wachstumsstrategie im Sensorengeschäft umsetzen.

   Für weitere Volatilität an der Börse könnte nun erst einmal der große Verfalltermin am Terminmarkt am Freitag sorgen. Für den deutschen Aktienmarkt könnte er, wie es im Handel heißt, dagegen sogar stützend wirken. Es sei zu erwarten, dass es ein großes Interesse gebe, den DAX in den Bereich von 10.700 Punkten zu ziehen.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.342,69 +2,95% Stoxx-50 3.126,38 +2,25% DAX 10.816,33 +3,32% FTSE 6.150,19 +1,47% CAC 4.743,83 +2,58% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 158,31% +95

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.28 Uhr Mi, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0851 -0,10% 1,0862 1,0946 EUR/JPY 132,86 -0,03% 132,90 133,33 EUR/CHF 1,0815 0,06% 1,0809 1,0786 USD/JPY 122,43 0,07% 122,35 121,80 GBP/USD 1,4930 -0,26% 1,4969 1,5007 === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/ros

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   December 17, 2015 06:39 ET (11:39 GMT)

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