06.10.2016 18:54:50

MÄRKTE EUROPA/Börsen stagnieren - Pfund und "Gilts" unter Druck

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Investoren haben sich einen Tag vor dem US-Arbeitsmarktbericht für September nicht aus der Deckung gewagt. Die Leitindizes der Börsen von Amsterdam über Frankfurt bis Zürich schlossen nahe ihrer Schlusskurse des Vortages. "Die Investoren sitzen an der Seitenlinie und warten auf neue Hinweise für die Geldpolitik der Fed bis zum Jahresende", sagte Jamieson Blake von ADS Securities. Der Dax schloss 0,2 Prozent im Minus bei 10.569 Punkten und der Euro-Stoxx-50 schloss 0,2 Prozent niedriger bei 3.022 Zählern.

   "Es dreht sich mal wieder alles um den Job-Report", sagte Blake. Sollten Beschäftigung sowie Löhne und Gehälter im September stärker gestiegen sein als vom Markt erwartet, dürfte auch die Erwartung einer US-Zinserhöhung im Dezember zunehmen. "Die Federal Reserve wird inflationärem Druck einen Schritt voraus sein wollen", sagte der Chef des Privatkundengeschäfts bei ADS Securities.

Pfund bleibt auf Talfahrt Das zuletzt stark unter Druck geratene britische Pfund weitete die Verluste noch aus. Zum Euro fiel das Pfund auf ein Fünfjahrestief. Die Verkäufe der britischen Währung gingen einher mit Verkäufen von "Gilts", britischen Staatsanleihen. Auslöser war ein Bericht der Zeitung Telegraph, dem zufolge die Bank of England eine Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik erwäge, während die Regierung des Landes angesichts des Brexits die Steuern senken und die Staatsausgaben erhöhen wolle.

   "Eine augenscheinliche Änderung der britischen Politik unter (Premierministerin) Theresa May hin zu Interventionen und gegen die Unternehmen ist an den Märkten nicht gut angekommen", kommentierte Jasper Lawler von CMC Markets die Marktreaktionen auf den Bericht. Das schwache Pfund habe im Unterschied zu den vergangenen Tagen auch die britischen Aktien nicht mehr gestützt. Der FTSE-100-Index gab leicht nach.

   Der Euro pendelte zum US-Dollar wie schon in den vergangenen Wochen um die Marke von 1,12 Dollar. Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,1161 Dollar. Am Euro-Rentenmarkt stabilisierten sich Bundesanleihen auf niedrigerem Niveau. Der Terminkontrakt auf Bundesanleihen, der seit Wochenbeginn um 144 sogenannte Ticks gefallen war, stieg am Abend leicht um 13 Ticks. Der Ölpreis legte zu, ein Fass der Nordseesorte Brent wurde 1,1 Prozent höher gehandelt mit 52,40 Dollar. Die Feinunze Gold weitete die Verluste aus und gab um weitere 0,8 Prozent auf 1.259 Dollar nach.

Interesse aus China lässt Osram stark steigen Mit einem Kurssprung von 10,4 Prozent auf knapp 60 Euro waren Osram der mit Abstand größte Kursgewinner im deutschen Aktienhandel. Die Wirtschaftswoche hatte unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet, der chinesische Halbleiterkonzern San'an Optoelectronics wolle Mitte des Monats ein "qualifiziertes Angebot" für Osram vorlegen. Die Rede sei von einem Preis von etwa 70 Euro pro Osram-Aktie.

   RWE verloren 1,7 Prozent. Titel der an die Börse strebenden RWE-Tochter Innogy waren laut Händlern zu einem Preis von 36 Euro je Aktie platziert worden. Angesichts eines zuletzt großen Interesses von Investoren an Innogy als Anbieter erneuerbarer Energie hatten Händler jedoch mit einem noch höheren Preis für Innogy gerechnet. Innogy-Aktien wurden auf der Handelsplattform Tradegate mit 37,65 Euro deutlich höher bezahlt.

   Europas Telekomsektor verlor 1,6 Prozent und war damit die schwächste Branche. Schon am Mittwoch standen die Kurse unter Druck. Es mehrten sich die Stimmen, die auf Inflation setzten. Am Donnerstag beispielsweise hatte sich die Bank of America-Merrill Lynch in diese Richtung geäußert. "Das hat Umschichtungen in den Portfolios zur Folge, die den Telekomsektor tendenziell belasten", sagte der Händler. Denn mit überdurchschnittlich hohen Dividendenrenditen verlören Telekomaktien bei steigenden Zinsen an Attraktivität.

   Lufthansa litten mit einem Kursminus von 1,4 Prozent unter drohenden Streiks bei der Tochter Eurowings. "Wir bereiten uns vor, dass wir nächste Woche streiken können", sagte Nicoley Baublies von der Gewerkschaft der Flugbegleiter Ufo am Vortag. Zudem belasteten schwache Ergebnisse von Easyjet die europäische Airline-Branche. Easyjet fielen um 6,9 Prozent und in ihrem Sog auch Ryanair um 1,2 Prozent. Air France-KLM gaben um 1,7 Prozent nach und IAG um 3,9 Prozent.

Überraschung beim Umsatz treibt Dialog nach oben Bei den Nebenwerten stiegen Dialog Semiconductor um 7,3 Prozent. Der Apple-Zulieferer hat im dritten Quartal beim Umsatz die eigenen Erwartungen deutlich übertroffen. Die Prognose für das vierte Quartal könnte nun erhöht werden. Infineon profitierten davon und stiegen um 1,6 Prozent. Mehrere Aufträge aus der norwegischen Öl- und Gasbranche verhalfen der Aktie des Baudienstleisters Bilfinger zu einem Kursplus von 5,7 Prozent.

   Daneben sorgten Analystenkommentare vereinzelt für Bewegung: Air Liquide fielen um 2,1 Prozent, nachdem UBS das Papier des Chemiekonzerns auf "Verkaufen" gesenkt hatte. Eine Kaufempfehlungen von UBS für BASF ließ den Kurs um 1 Prozent zulegen. Ein "Sell" von Goldman Sachs für den Autozulieferer Dürr drückte den Kurs um 2,6 Prozent. Überzeugt zeigte sich Goldman Sachs von Schneider Electric, der Kurs legte um 1,7 Prozent zu.

   In Wien fielen die Aktien von RHI um 7,7 Prozent. Die Österreicher und die brasilianische Magnesita Refratários wollen sich zusammenschließen und so einen führenden Anbieter feuerfester Materialien schaffen. RHI werde für den Zusammenschluss jedoch das Kapital stark aufstocken müssen, sagten Händler.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.021,58 -4,70 -0,2% -7,5% Stoxx-50 2.850,91 -9,13 -0,3% -8,0% Stoxx-600 342,82 -1,38 -0,4% -6,3% XETRA-DAX 10.568,80 -16,98 -0,2% -1,6% FTSE-100 London 6.999,96 -33,29 -0,5% +12,1% CAC-40 Paris 4.480,10 -9,85 -0,2% -3,4% AEX Amsterdam 454,82 -1,24 -0,3% +2,9% ATHEX-20 Athen 1.519,12 -8,52 -0,6% -17,1% BEL-20 Brüssel 3.559,59 -2,66 -0,1% -3,8% BUX Budapest 28.399,59 -87,46 -0,3% +18,7% OMXH-25 Helsinki 3.487,18 -18,92 -0,5% +3,8% ISE NAT. 30 Istanbul 95.259,04 +33,16 +0,0% +6,6% OMXC-20 Kopenhagen 898,51 -3,45 -0,4% -11,4% PSI 20 Lissabon 4.575,18 -37,55 -0,8% -14,6% IBEX-35 Madrid 8.757,40 -20,90 -0,2% -8,2% FTSE-MIB Mailand 16.491,62 +15,04 +0,1% -23,0% RTS Moskau 1.004,25 +7,14 +0,7% +32,7% OBX Oslo 563,15 +1,99 +0,4% +4,5% PX-GLOB Prag 1.156,48 +11,12 +1,0% -6,8% OMXS-30 Stockholm 1.458,38 +5,88 +0,4% +0,8% WIG-20 Warschau 1.761,90 -0,33 -0,0% -5,2% ATX Wien 2.411,04 -5,83 -0,2% +0,6% SMI Zürich 8.170,44 -24,79 -0,3% -7,3%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:27 Mi, 17:21 Uhr % YTD EUR/USD 1,1159 -0,30% 1,1192 1,1207 +2,8% EUR/JPY 115,9823 +0,03% 115,9484 115,96 -24,1% EUR/CHF 1,0936 +0,07% 1,0928 1,0940 +0,5% EUR/GBP 0,8820 +0,32% 0,8806 1,1390 +19,8% USD/JPY 103,94 +0,34% 103,58 103,47 -11,5% GBP/USD 1,2652 -0,45% 1,2709 1,2764 -14,2%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 50,34 49,83 +1,0% 0,51 +16,2% Brent/ICE 52,45 51,86 +1,1% 0,59 +17,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.254,68 1.266,84 -1,0% -12,16 +18,3% Silber (Spot) 17,31 17,74 -2,4% -0,43 +25,3% Platin (Spot) 966,40 976,90 -1,1% -10,50 +8,4% Kupfer-Future 2,15 2,16 -0,6% -0,01 -0,2% === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

   DJG/bek/flf

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   October 06, 2016 12:24 ET (16:24 GMT)

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